04.03.2022

Brenda Meier arbeitet für ihren Traum

Die Berneckerin Brenda Meier kann bald um einen Platz in der U15-Nati vorspielen. Sie besucht den Talentcampus in St. Gallen.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 02.11.2022
Seit diesem Sommer besucht die 14-jährige Brenda Meier den Talentcampus des FC St. Gallen. Täglich fährt sie in die Kantonshauptstadt, um zu trainieren – und die Schule zu besuchen. Der Talentcampus verbindet dies; in einer Woche steht neben vier Trainings auch Schule auf dem Stundenplan. «Es ist sehr schön, dass ich diese Schule besuchen darf», sagt die Berneckerin. Sie profitiert an ihr von professionellen Strukturen und Trainern sowie einem polysportiven, aber doch auf Fussball fokussierten Trainingsplan.Brenda Meier besucht diese Schule, weil sie im Fussball hoch hinaus will. Schon als Erstklässlerin ging sie beim FC Au-Berneck Fussball spielen. Danach schloss sie sich der Jugi an – weil ihre Schwester jedoch Fussball spielte, wuchs ihre Begeisterung für diesen Sport wieder. «Mich fasziniert alles daran. Das Spiel selber, das Zusammenspiel, die Gemeinschaft, ausserdem habe ich schon immer gern Sport mit Bällen betrieben», sagt sie.Nachdem sie wieder dem Fussballclub beigetreten war, ging es schnell. Es folgte ein Sichtungstraining beim Team Rheintal-Bodensee, einem Gefäss, in dem junge ambitionierte Fussballerinnen und Fussballer heranwachsen. Aus der Region haben es schon einige daraus ins Profigeschäft geschafft, etwa der Rebsteiner Betim Fazliji, der Oberrieter Nicolas Lüchinger oder der Rheinecker Patrick Sutter. Alle drei spielen heute gemeinsam beim FC St. Gallen.Im Spiel mit den Buben lernt sie die Härte kennen«Ich wurde ins Team aufgenommen, obwohl ich gar nicht so ein gutes Gefühl hatte beim Training», sagt die Berneckerin, die das als eines ihrer persönlichen Highlights bezeichnet. Sie spielte dann immer mit den Buben, ehe im letzten Sommer der Wechsel an den St. Galler Talentcampus folgte.Doch auch heute spielt sie noch mit den Jungs; einmal in der Woche im Training, ebenso in Spielen. «Das ist super, da lerne und bekomme ich die nötige Härte», sagt Brenda Meier. Die Gegner nehmen keine besondere Rücksicht auf sie, weil sie ein Mädchen ist. Das will sie auch nicht. «Ich bekomme bei den Buben mehr Bälle, das Spiel ist schneller. Bei den Mädchen hingegen kann ich mehr ausprobieren», sagt sie vergleichend. Sie profitiere von Einsätzen in beiden Teams.Am liebsten spielt sie im zentralen MittelfeldWer mit der 14-Jährigen spricht, bekommt das Bild einer selbstbewussten Jugendlichen, die das Spiel ganz genau kennt. Am letzten Sonntag hat sie das Super-League-Spiel zwischen St. Gallen und GC besucht und analysiert es ebenso gut wie ein langjähriger Fernsehexperte. «Der FC St. Gallen hat von Beginn an hoch gepresst und versucht, GC gar nicht zu Chancen kommen zu lassen. Das Spiel hat sich meistens in der Zürcher Hälfte abgespielt», sagt sie.Auch ihren eigenen Spielstil analysiert sie präzis. «Ich kann auf der Sechs, der Acht oder der Zehn spielen», sagt sie, und meint damit sämtliche Positionen im zentralen Mittelfeld, vom Staubsaugen vor der Abwehr zur Spielgestaltung hinter den Stürmerinnen. «Ich gewinne viele Zweikämpfe, kann das Spiel schnell machen und habe einen guten Abschluss», sagt die 14-Jährige. «Und sie hat mein Temperament», fügt ihre aus Peru stammende Mutter Julissa Meier an.Fussballhintergrund gibt es in der Familie nicht, aber ihr Vater Thomas Meier war viele Jahre lang ein ambitionierter Leichtathlet. Er schaffte es sogar ins Nationalteam. Hohe sportliche Ambitionen sind der Familie also nicht fremd.Die Eltern sind zufrieden, kann Brenda Meier die Schule in St. Gallen besuchen. «Es ist ein Privileg, denn die Schule ist perfekt organisiert», sagt Thomas Meier. Ihre Tochter habe so das beste Umfeld, um sich voll auf den Sport zu konzentrieren.«Einmal ins Ausland, vielleicht in die USA»Ambitionen hat auch Brenda Meier. Nachdem sie den Sprung in die U15 des FCSG geschafft hat, denkt sie weiter. Bald steht für die Berneckerin in Bern ein Sichtungstraining für die U15-Nationalmannschaft auf dem Plan. Natürlich will sie auch dies schaffen. Und dann will sie Profi werden. «Und ins Ausland wechseln, vielleicht einmal in die USA», sagt sie, auf ihre Ziele und Träume angesprochen. In den Staaten hat Frauenfussball einen anderen Stellenwert als in der Schweiz, erst kürzlich wurde bekannt, dass Frauen dort dank «Equal Pay» gleich viel verdienen müssen wie die männlichen Fussballprofis.Natürlich schmunzelt sie, wenn sie diese Ziele formuliert. Sie weiss genau, dass sie täglich an sich arbeiten muss. Aber: Sie will genau das unbedingt. «Sie jammert nie, wenn sie früh aufstehen muss, um an den Talentcampus zu gehen. Und wenn sie am Abend nach Hause kommt, schnappt sie einen Ball und spielt im Garten weiter. Sie bekommt nie genug», sagt Julissa Meier. Ihre Tochter sieht die viele Arbeit für ihren Traum aber nicht mit Verzicht verbunden. «Wieso auch? Ich liebe Fussball ja!», sagt sie.Und sie hat eine Botschaft für alle Mädchen, die Fussball spielen möchten: «Wenn ihr Fussball spielen geht, macht das aus Freude und Leidenschaft. Dann klappt es ganz sicher auch am besten.»

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