Max TinnerDank unerwartet hoher Steuereinnahmen schloss die Gemeinde Rüthi das letzte Jahr statt mit einem budgetierten geringen Fehlbetrag mit einem Ertragsüberschuss von über 1,2 Mio. Franken ab. Dies ermöglicht es dem Gemeinderat, eine ganze Reihe Positionen aus der Amortisationsliste zu tilgen – sofern die Bürgerinnen und Bürger dem an der Bürgerversammlung zustimmen. Ausserdem fliessen der Gemeinde dank der regen Bautätigkeit auch heuer voraussichtlich 420000 Franken aus dem Betrieb der Deponie Feld zu, was in etwa 12 Steuerprozenten entspricht. «Für die Gemeinde ist die Deponie ein Goldesel», meinte Gemeindepräsident Philipp Scheuble an der Vorversammlung am Dienstag.Demgegenüber besteht aber auch einiger Investitionsbedarf. Fürs laufende Jahr will der Gemeinderat – bei gleichbleibendem Steuerfuss von 135 % – an die 4,5 Mio. Franken investieren, was an der Vorversammlung einigen Aufruhr verursachte.So vermisst die FDP einen Masterplan, aus dem hervorgeht, was die nächsten Jahre wann an die Hand genommen werden soll und wie dringlich es ist, meldete sich Hermann Wild zu Wort. So bestehe Gefahr, dass Sachzwänge geschaffen würden, die irgendwann einer weiteren Entwicklung im Weg stehen könnten. Im Besonderen wollte Wild wissen, ob die für heuer geplanten Umbauten am Werkhof (der Bau eines zweiten Fluchtwegs aus dem Werkhofsaal und die Vergrösserung des Büros im Erdgeschoss) nicht verschoben werden könnten.Manche Rüthner reut das Geld für einen SpielplatzAm meisten scheint manche aber das Geld für den Bau eines Spielplatzes auf der Wiese hinter der Mehrzweckhalle Bündt zu reuen.Das Schulhaus sei einst für rund 60 Oberstufenschüler gebaut worden, erklärte Schulleiterin Tanja Schneider. Für deren Bedürfnisse habe der Teerplatz vor dem Schulhaus als Pausenplatz genügt. Heute sei das Bündt aber ein Schulhaus mit 120 Primarschülern. In ein paar Jahren werden es um die 180 sein. Und Kinder in diesem Alter hätten andere Bedürfnisse, bräuchten einen allwettertauglichen Spielplatz, nicht nur für die Pausen, sondern auch zum Spielen vor und nach der Schule.Die ursprüngliche Offerte für den Spielplatz belief sich auf 350000 Franken. Dies war selbst dem Gemeinderat zu viel. Eigenleistungen und Sponsorbeiträge sowie der Verzicht auf manche Geräte, einen Velounterstand und einen Geräteraum reduzieren die Bausumme auf 250000 Franken. Manchen ist aber auch das noch zu viel. SVP-Kantonsrat Peter Eggenberger etwa rechnet damit, dass manches einfach aufgeschoben wird und der Spielplatz letztlich doch mehr kostet. In Anbetracht der vielen weiteren nötigen Investitionen sollte man auf den Spielplatz verzichten, meinten er und weitere Votanten.Der Gemeinderat wiederum sieht sich in der Pflicht, den Bedürfnissen aller Generationen gerecht zu werden, also auch jenen der Kinder. Philipp Scheuble hielt den Spielplatzgegnern vor Augen, dass die Gemeinde Rüthi in den nächsten Jahren auch mehrere Millionen Franken in die Erweiterung des Altersheims Feldhof stecken werde.Scheuble verglich weiter mit Spielplätzen in anderen Gemeinden in der Region. Eichberg habe in den letzten Jahren einen für 265000 Franken gebaut, Balg-ach einen für 191000 Franken, und Berneck habe 395000 Franken in einen Spielplatz und Pumptrack (Mountainbike-Parcours) investiert.Nicht mit Spielgeräten für Zuhause vergleichbarMan dürfe die Kosten für einen öffentlichen Spielplatz auch nicht an einem messen, den man als Eltern seinen Kindern in den Garten stelle, mahnte Tanja Schneider. Ein Spielplatz, welcher der Öffentlichkeit zugänglich sein soll, habe strenge Normen und Vorschriften zu erfüllen. So brauche es für die Spielgeräte beispielsweise Fundamente. «Das ist’s, was es teuer macht», betonte sie.Gegen den Spielplatz ins Feld geführt wurden nicht nur finanzielle Argumente. Bemängelt wurde auch, dass sich der Spielplatz mitten im Wohngebiet befinde. Für den Gemeinderat ist der Standort dennoch richtig. Und herumlungernde Jugendliche, die mit Gettoblastern die Umgebung zudröhnen, würden nicht toleriert, versicherte Philipp Scheuble. Falls es nötig werden sollte, werde über dem Spielplatz ein abendliches Betretungsverbot verhängt.Die Bürgerversammlung könne Investitionen grundsätzlich immer streichen oder zurückstellen, stellte Scheuble fest. Der Gemeinderat sei aber der Ansicht, dass die beantragten Projekte jetzt an die Hand genommen werden sollten. Die Umbauten am Werkhof etwa seien schon mehrmals zurückgestellt worden. Und die erwartete Schülerzahlentwicklung rechtfertige auch, dass der Spielplatz beim Bündt jetzt realisiert werde.Frauen begehren aufEs waren dann in der weiteren Diskussion vor allem einige wenige Frauen, die sich für die Realisierung des Spielplatzes starkmachten. Der Spielplatz sei gut für die Motorik der Kinder und baue Aggressionen ab, meinte eine von ihnen. Und wenn nur schon ein einziges Kind dank einer vernünftigen Freizeitgestaltung auf dem Spielplatz nicht drogenabhängig werde, rechne sich das für die Allgemeinheit schon, sagte eine andere.Angesichts der Heftigkeit, mit der diskutiert wurde, darf man gespannt sein, ob es den Frauen gelingt, für die Bürger-versammlung genügend viele Gleichgesinnte zu mobilisieren, um die Streichung dieses Postens aus der Investitionsrechnung zu verhindern.HinweisDie Bürgerversammlung findet morgen Freitag um 20 Uhr in der Mehrzweckhalle Bündt statt.