16.06.2022

Brandstifter frei, Ruine bald weg

Das vor bald vier Jahren angezündete Restaurant Sonne steht als Brandruine noch immer da. Ein Mehrfamilienhaus soll es ersetzen. Die Täterschaft ist bisher nicht ermittelt worden.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Der Brand ereignete sich in der Nacht auf Oberriets Kilbisonntag am 7. Oktober 2018, kurz nach drei Uhr morgens. Das Restaurant war geschlossen. Eine 18-jährige Frau und ein 56-jähriger Mann, die im Gebäude geschlafen hatten, kamen ums Leben, zwei weitere Menschen wurden verletzt. Wie die Polizei zehn Tage später meldete, hatten die Kriminaltechniker Spuren im Brandschutt gefunden, die auf Brandstiftung hindeuteten.Grundstück schon lange nicht mehr gesperrtDie nach dem Brand über das Grundstück verhängte Sperre ist seit fast zwei Jahren aufgehoben. Trotzdem steht die Brandruine noch immer neben dem Bahnhof. Für die etwa fünfzehn direkten Nachbarn ist das ausgebrannte Haus kein schöner Anblick und der Wind geeignet, immer wieder Russpartikel auf dem Fenstersims zu hinterlassen. Doch nun ist die Baubewilligung für ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage erteilt worden, wie das Oberrieter Hochbauamt bestätigt. Bereits vor dem Brand war das Baugesuch eingereicht worden, wenn auch weniger aus einer konkreten Bauabsicht heraus, wie es damals hiess, sondern um zu klären, was auf der Parzelle bei einem Verkauf errichtet werden könnte. Den Abbruch der Brandruine bewilligte der Gemeinderat bereits vor 22 Monaten. Eigentümer Vehgim Murati aus Wallisellen, der das Grundstück inzwischen gekauft hat, sagt, mit den Arbeiten (zunächst dem Abbruch der Brandruine) solle im Juli oder August begonnen werden. Im neu entstehenden Mehrfamilienhaus werden sich etwa zehn kleinere Wohneinheiten befinden.[caption_left: An diese Fassade blickt Nachbar Jonas Büchel.  Bild: gb]Ermittlung «nach wie vor nicht abgeschlossen»Gegen das Bauprojekt hatte es zwei Einsprachen gegeben. Nachbar Jonas Büchel sagt, die Tiefgarage liege unter der im Grundbuchamt eingetragenen Zufahrt zu seinem Haus. Nachdem er schriftlich zugesichert bekommen habe, dass allfällige Schäden in der Decke der Tiefgarage ihn nicht betreffen würden, zog er die Einsprache zurück. Den Brand behält er zwar als äusserst tragisches Ereignis in Erinnerung, doch er ist froh, nicht mehr Nachbar der «Sonne» zu sein. Der regelmässige Lärm nachts an den Wochenenden sei wirklich schlimm gewesen. Mit den zuletzt tätigen Pächtern sei das Verhältnis allerdings deutlich besser gewesen. Wer für den Tod zweier Menschen verantwortlich ist, hat die Polizei bis heute nicht heraus­gefunden. Ständig werde neuen Ermittlungsansätzen nachgegangen, hatte es zwei Jahre nach der Tat geheissen.Inzwischen äussert sich nur noch die St. Galler Staatsanwaltschaft zu dem Fall. Die Ermittlung sei «nach wie vor nicht abgeschlossen», teilt sie mit. Jeder Fall sei anders gelagert. Gewisse Taten würden erst Jahre nach ihrer Begehung aufgeklärt. Brandstiftung verjährt nach 15 Jahren.Wie es zum Brand kam, ist nicht geklärtFür die Ermittlungsarbeit war eine Sonderkommission gebildet worden. Besteht sie noch? Die Staatsanwaltschaft antwortet, in ihrer ganzen Zusammensetzung sei diese Kommission nicht mehr aktiv. Ihre Mitglieder «kommen aber immer wieder zusammen, insbesondere, wenn weitere oder neue Ermittlungsansätze eingehen oder erkannt bzw. besprochen werden». In der Regel seien der verfahrensleitende Staatsanwalt und als Vertretung der Kantonspolizei die Ermittler der Kriminalpolizei sowie – je nachdem – die spezialisierten Brandermittler, Forensiker und Kriminaltechniker dabei.Zur Frage, ob bekannt sei, wie es zum Brand kam bzw. auf welche Weise das Feuer gelegt wurde, entgegnet die Staatsanwaltschaft: «Dies ist weiterhin ein zentraler Punkt des noch nicht abgeschlossenen Verfahrens.» [caption_left: Das abzubrechende Gebäude steht nahe beim Bahnhof. Erst kürzlich meinte jemand im  Zug, der von Buchs her kam: "Steht immer noch, die Brandruine."]

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