12.08.2020

Bodensee wird ein Paddelland

Tourismusorganisationen gehen in die Offensive und wollen das Stand-up-Paddel langfristig am See verankern.

Von Sabrina Manser
aktualisiert am 03.11.2022
Wer an diesen heissen Tagen den Bodensee aufsucht, dem sticht es sofort ins Auge: Aufrechtstehende Leute, die vor sicher her paddeln. Nun entdecken auch Tourismusorganisationen das Potenzial von Stand-up-Paddeln (SUP). Der Bodensee soll zu einem «Paddelland» etabliert werden. Dieses Ziel verfolgen Regio Appenzell AR-St.-Gallen-Bodensee zusammen mit St.-Gallen-Bodensee Tourismus und Thurgau Tourismus mit dem Projekt «Südufer SUP». Im August bieten die Tourismusorganisationen verschiedene SUP-Events entlang des Bodensees an. Laut Projektleiter Roland Anderegg sind diese Events eine erste Aktion des Projekts «Südufer SUP». Im Herbst beginne dann die Grundlagenarbeit zu Fragen der Sicherheit, Mietmöglichkeiten, Kurse und des Naturschutzes.Obwohl Anderegg keine konkreten Verkaufszahlen vorliegen, hat er einige Indizien, die auf einen langfristigen Boom hindeuten: Wie der Projektleiter von lokalen Anbietern weiss, sind die Verkaufszahlen von SUPs im Onlinehandel gestiegen. Auch der Import sei in diesem Jahr explodiert. Anderegg sagt weiter: «Die Leute suchen wieder eher den Zugang zur Natur.» Auch etwas Gesundes und Entspannendes zu unternehmen, liege im Trend. Es sei klar, dass der Verkauf abflache. Aber: «Die Nutzung wird steigen, wenn der Zugang zum Stand-up-Paddeln weiterentwickelt wird.» Einschätzungen von lokalen Verleihen und ShopsVermieter und Verkäufer entlang des Bodensees bestätigen die wachsende Beliebtheit der Stehpaddler. Michaela Hausammann von der Kanuschule Bodensee in Arbon sagt: «Die Nachfrage nach Stand-up-Paddeln ist gross. Das war sie auch letztes Jahr schon.» Vor allem die Nachfrage nach Kursen sei in diesem Sommer gestiegen. Man wolle wissen, wie das Paddeln wirklich funktioniert. Dies stellt auch Markus Lohr, Geschäftsführer von Lohr Wassersport in Kreuzlingen, fest. Kursteilnehmende würden sich für verschiedene Techniken, Sicherheitsaspekte und Regeln auf dem Wasser interessieren. Er sagt: «Das ist der Trend, den wir feststellen.»Auffallend sei auch der Anstieg an verkauften Billigbrettern, welche die breite Masse kaufe. Viele, die ein Billigbrett gekauft haben, besuchen den Shop nach einigen Versuchen auf dem Wasser und wollen den Unterschied zu einem hochwertigen und teureren Brett wissen. «Wir haben deshalb zurzeit viele Beratungen», sagt Lohr. Etwas anders mit dem Boom sieht es Urs Reichmuth von der Segelschule Bodensee-Sailing in Bottighofen. «Vor etwa drei bis fünf Jahren war der grosse Hype des Stand-up-Paddelns», sagt der Segelschullehrer. Die Phase, in der man in Kursen oder bei Vermietungen etwas Neues ausprobiere, sei eher wieder vorbei. Der SUP-Vermieter Markus Sonnen von Supaway in Bottighofen vermietet seine Bretter direkt im Seebad Röösli. Strandbäder seien voll von den aufblasbaren Boards. «Der Boom dieser Bretter ist extrem. Fast jeder hat ein Board, weil man dieses Jahr nicht in die Ferien fährt», sagt er. Deshalb entstehe bei der Einstiegsstelle oft ein Chaos. Auch er spricht den Trend von Billigboards an. Die Leute würden sich vorab wenig über die Qualität der Boards informieren. Die Kehrseite des Stand-up-PaddelnsDas Stehpaddel gehört zur Gruppe der Paddelboote, entsprechend gibt es für die Nutzung gesetzliche Regeln. Der Leiter der Schifffahrt des Kantons St. Gallen, Kurt Reich, sagt, dass Paddler dutzendfach auf die Regeln für Stand-up-Paddeln aufmerksam gemacht werden. Häufig komme es vor, dass Stand-up-Paddler weit draussen auf dem See kein Rettungsmittel mit sich führen. Unterschätzte Gefahren seien laut Schifffahrt zudem das Aufkommen von Wind und Wellen. Auch Wassertemperaturen unter 20 Grad können leicht zu einer Unterkühlung führen. «Gefährlich kann es auch werden, wenn sich Stand-up-Paddler an Anlegestellen oder Hafeneinfahrten befinden», sagt Reich.Marcel Kuhn, Dienstchef der Seepolizei der Kantonspolizei Thurgau, kann keine absoluten Zahlen nennen, bei denen sich Stand-up-Paddler nicht an die Vorschriften der Schifffahrtsgesetzgebung halten. Er schätzt, dass es in diesem Jahr etwa doppelt so viele sind wie in den letzten drei Jahren. «In den meisten Fällen ist das Brett nicht angeschrieben oder die Paddler befinden sich in der Badezone oder führen 300 Meter ausserhalb des Ufers keine Rettungsweste mit sich», sagt Kuhn.

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