Doch wie hält man sich auch nach bald zwei Dezennien noch frisch hinter den Gitarren? Wir haben bei Bassist Andi «Barrels» Fässler nachgefragt. Dafür haben wir uns im Proberaum der Band getroffen. Dieser ist nicht nur ein dicht bekleistertes, dreidimensionales Fotoalbum mit Postern und Andenken von diversen Touren, er dient der Band auch seit Jahren als Musikstudio für die eigenen Albumproduktionen.
Hallo Andi, im Moment seid ihr mitten im Schreiben von neuen Songs – wie läuft es?
Andi Fässler: Mega gut! Wir haben uns bereits auf zwölf oder 13 Songs geeinigt – und an diesen arbeiten wir jetzt intensiv.
Wer schreibt denn bei euch die Songs?
Wir haben im Vergleich zu manch anderen Bands keine sehr klassische Verteilung. Bei uns sind alle involviert, und alle kommen mit Ideen. Ich finde, man hört dann auch, ob es ein typischer «Michael-Song» oder ein «Andi-Song» ist.
Wie entsteht denn eine Songidee, was ist der zündende Moment?
Oft hat man einen Riff im Kopf, den man schon mal gehört hat. Oder einen, den man nie verwenden konnte. Oder einen, von dem man denkt, damit könnte man einen noch besseren Song schreiben. Oder man hat einen coolen Titel im Kopf und überlegt sich, wie er als Song klingen könnte. Oder unser Schlagzeuger Manuel kommt oftmals mit Midi-Aufnahmen. Und dann schreibt man dran rum, bis man ein Gerüst hat. Bei uns heisst das in einem ersten Schritt eine Strophe und einen Refrain.
Und das macht ihr jeweils, wenn ihr zusammen probt?
Nein, Songs schreiben wir aus Prinzip nicht mehr zusammen. Maximal sind zwei Personen beim Schreiben zusammen. Das hat einen ganz einfachen Grund: Sind alle zusammen, dann redet man viel zu viel, debattiert darüber, was einem gefällt oder nicht. Es ist einfach schwierig, den Anfang einer Idee allen gleichzeitig verständlich zu machen. Zwischenzeitlich spielen wir schon lange zusammen und haben nebst der Band so viele Verpflichtungen, dass man halt einfach auch speditiv arbeiten muss. Schreiben wir Songs, muss es rasch gehen – und das tut es nicht, wenn wir alle im selben Raum sind.
Das war früher anders?
Natürlich! Aber die Zeiten, wo man 18 Jahre alt ist, in den Proberaum kommt und Bier trinkt – die sind vorbei. Das klingt zwar nicht nach Rock’n’Roll – aber darum funktioniert es vielleicht überhaupt erst, immer wieder neue Platten zu produzieren. Den Rock’n’Roll-Geist sparen wir uns für die Konzerte auf.
Aber irgendwann müsst ihr euch ja schon alle mal treffen, um die Songs zu schreiben.
Haha, ja, absolut. Aber erst, wenn man mindestens eine Strophe und einen Refrain hat. Dann können wir anfangen, richtig an den Texten und der Musik zu schrauben.
Wird man eine musikalische Veränderung auf dem neuen Album hören?
Du meinst, ob wir mehr Rock, Hardrock oder Metal werden? Ich behaupte noch voller Überzeugung, dass wir Pop mit Stromgitarren machen. Natürlich entwickelt man sich weiter, aber wir denken, auf der neuen Platte wird es immer noch grosse Refrains geben, und es wird sich irgendwo zwischen Rock und Hardrock bewegen.
Wird man dem Werk auch euren neuen Gitarristen anhören?
Absolut, davon bin ich überzeugt! Chris ist zwar schon eine Weile bei uns, war aber noch nie dabei, wenn wir die Songs geschrieben haben, und das wird man jetzt bestimmt merken.
Macht ihr sonst noch etwas anders mit dem neuen Album?
Wir haben uns tatsächlich einen neuen «Mixer» zugelegt. Das klingt banal, kann aber einen riesigen Unterschied machen. Wir nehmen ja schon seit langem alle unsere Songs in unserem Proberaum auf. Wir haben uns einfach gedacht, dass wir lieber in unserer gewohnten Umgebung sind und uns Zeit lassen können. Aber das bedeutet auch, dass dieser rohe Mix, den wir aufnehmen, von jemandem noch poliert werden muss. Pro Song können das locker bis zu 100 verschiedene Spuren Audio sein. Und je nach Person, kann das Resultat dann komplett verschieden klingen.
Und wenn die Platte erscheint – was sind eure Ambitionen?
Das Ziel ist, möglichst viele Leute mit unserer Musik zu erreichen. Wir wollen uns wieder in die Charts reinschlagen und viel auf Tour zu gehen. Wir hatten die letzten Jahre grosse Erfolge in Deutschland, England, Wales und Schottland und haben letztes Jahr auch Festivals in Belgien spielen dürfen. An diese Erfolge wollen wir anknüpfen.
Wann kann man mit der Veröffentlichung rechnen?
Im Moment stecken wir in einem Vinyl-, also Schallplatten-Boom. Und wir möchten gerne Vinyl pressen. Aber wegen des Booms gibt’s lange Wartezeiten. Und zuerst müssen wir die Songs aufnehmen. Wir können also noch nicht sagen, wann die neue Platte kommt. Hoffentlich vor dem nächsten Sommer!
Kommende Konzerte
Die Black Diamonds spielen am Samstag, 10. Juni, auf der Sportanlage Rheinauen in Diepoldsau. Es ist das erste Konzert der Band seit November 2022 und das einzige Ostschweizer Konzert dieses Jahr. Tickets sind auf eventfrog.ch erhältlich.