Saatgut zu gewinnen, ist heute wieder in. Bei einigen Gemüsearten, wie zum Beispiel Erb- sen oder Bohnen, ist das ein- fach. Da es sich um Selbstbefruchter handelt, kommt es fast nie zu Verkreuzungen. Bei Fremdbefruchtern ist das schwieriger. Vor allem, wenn man sie gar nicht als Fremdbefruchter wahrnimmt, wie zum Beispiel Gartenkürbisse. Sie reifen ja auch noch, wenn nur ein einziges Exemplar im Garten angebaut wird, deshalb könnte man denken, es handle sich um Selbstbefruchter. Dabei schleppen Insekten auch den Blütenstaub von weit entfernten Pflanzen an. In Züchterkreisen geht man von Distanzen bis zu 300 Metern aus, in Föhnlagen können es auch mehr sein. Dass sich in diesem Umkreis eine weitere Gartenkürbispflanze befindet ist im St. Galler Rheintal nicht gerade unwahrscheinlich. Denn zu den Gartenkürbissen gehören Zucchetti, Patissons, die meisten Halloween-Kürbisse, Ölkürbisse und viele Zierkürbisse.Wer die Samenkerne aus einem reifen Gartenkürbis pult, weiss folglich nie ganz genau, welche Gene mitgespielt haben. Das kann spannend sein, aber auch unangenehm, falls ein Zierkürbis die Vaterschaft übernommen hat. Der Bitterstoff Cucurbitacin wurde den Speisekürbissen nämlich weggezüchtet, den Zierkürbissen aber nicht. Bei einer Kreuzung mit einem Zierkürbis macht sich der Bitterstoff beim Nachbau mitunter bemerkbar. Cucurbitacin schmeckt nicht nur scheusslich, sondern wirkt auch so. Der Stoff zerstört die Schleimhaut im Magen-Darm-Trakt. In Deutschland starb vor ein paar Jahren ein Mann nach dem Konsum eines Zucchettigratins sogar. Er ass den Teller leer, obwohl das Essen bitter war. Ob aus Höflichkeit gegenüber der Köchin oder weil er die Bitterkeit gar nicht schmeckte, ist nicht bekannt. Aber man weiss, dass es Menschen gibt, die Bitterstoffe nicht wahrnehmen. Diese Menschen sollten sicherheitshalber auf die Saatgutgewinnung bei Zucchetti und Kürbissen verzichten. Denn bittere Kürbisse und Zucchetti gehören nicht auf den Teller, sondern umgehend auf den Kompost!Eveline DuddaHinterforstwww.spriessbuerger.ch