Christlich 15.12.2024

Bitte warten und auf Gottes Timing vertrauen

Warten ist in unserer hektischen Welt oft lästig, doch die Adventszeit lehrt uns, dass Geduld und Vertrauen im richtigen Moment zu etwas Grossem führen können – wie die Geburt Jesu.

Von Marcel Wildi, Pfarrer
aktualisiert am 15.12.2024

«Ein sicheres Mittel, die Leute aufzubringen und ihnen böse Gedanken in den Kopf zu setzen, ist, sie lange warten zu lassen.» So sagte einmal der Philosoph Friedrich Nietzsche.

Advent ist jedes Jahr die Zeit des Wartens, des Wartens auf die Geburt von Jesus. Ein ganzer Monat institutionalisierte Wartezeit. Kaum jemand wartet gerne, aber trotzdem müssen wir es immer wieder tun, auch gerade in unserer gehetzten, immer eiligen Gesellschaft.

Wussten Sie zum Beispiel, dass ein durchschnittlicher Europäer in seinem Leben 140 Tage in Telefonwarteschlaufen verbringt, pro Jahr 70 Stunden im Stau und drei Monate vor roten Ampeln steht?

Keinen Sinn mehr zum Warten

Wir haben kein Verständnis mehr für den Sinn von Wartezeiten und doch bleiben sie uns nicht erspart. Sie haben auch ihre Berechtigung. Die Natur zeigt uns jedes Jahr wieder in aller Deutlichkeit, dass Wartezeiten zur Blüte und Frucht mittragen. Die Bibel ist übrigens voll von Geschichten über Menschen, die warten mussten und dadurch schliesslich viel mehr bekamen, als wenn sie husch, husch gehandelt hätten.

«Gott hat die Zeit erfunden; von Eile hat er nichts gesagt», heisst ein Sprichwort. «Gottes Mühlen mahlen langsam», ein anderes. Gott, der von Ewigkeit zu Ewigkeit einfach ist, hat offensichtlich kein Problem damit, uns Menschen warten zu lassen, bis der wirklich passende Zeitpunkt für ein Ereignis oder Eingreifen gekommen ist. Time (Zeit) und Timing (der richtige Zeitpunkt) sind eben zwei ganz verschiedene Dinge.

Zugegeben: Nicht selten ist das Warten auf das richtige Timing mit Schmerzen, Unsicherheit und Zweifeln verbunden. Und doch zeigen uns die biblischen Geschichten durchs Band weg, was Arno Backhaus in folgendem Satz zusammengefasst hat:

Gott kommt
spätestens rechtzeitig!

Gerade der Advent macht uns bewusst, dass wir als Christen und Christinnen immer wieder warten. Wir warten geduldig, voller Zuversicht und Vorfreude. Denn wir erwarten ja etwas Grossartiges: die Ankunft von Gott auf Erden. Wir wissen: «Das Warten der Gottesfürchtigen führt zur Freude.» (König Salomo im Alten Testament).

Und während wir auf den richtigen Zeitpunkt warten, wissen wir, dass Gott auch schon unter der Zeit da ist: «Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.» (Jesus Christus in Matthäus 28).

Genau darum kann David in Psalm 37,7 voller Zuversicht sagen:

Sei ruhig in der Gegenwart des Herrn und warte, bis er eingreift.

Dass uns das gelingt, das wünsche ich uns allen.


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