01.12.2018

«Bitte warten Sie . . .»

Von Ramona Casanova
aktualisiert am 03.11.2022
. . . . so hat es aus dem Telefonhörer geklungen, als ich letzthin wegen einer Auskunft bei meiner Krankenkasse anrief. «Bitte warten Sie». Ein kleines bisschen ungeduldig befolgte ich die Aufforderung der Stimme aus dem Hörer. Verlegen, ja fast schon erschrocken über mich selbst, bemerkte ich meine von Sekunde zu Sekunde zunehmende Ungeduld. Keine zwei Minuten, und schon ärgerte ich mich über meine Situa­tion – sollte ich einfach wieder auflegen und zu einem späteren Zeitpunkt einen zweiten Versuch starten?Wenn man auf einen bestimmten Moment oder auf einen besonderen Tag wartet und diesen herbeisehnt, ziehen sich die Tage und Stunden nur so dahin. Man beginnt zu zählen. Wie lange noch? Der heutige Samstag ist der Startschuss in die Adventszeit. Was an Dekoration schon lange in den Einkaufszentren und kleinen Dorfläden zu bestaunen war, wandert in die Einkaufstasche und verwandelt das eigene Zuhause in eine wunderbare Vorweihnachts-Wohlfühlinsel. Der Adventskranz, die Lichtgirlanden, der Duft frischer Guetzli, der Adventskalender – all das ist für uns Menschen da, um die Wartezeit zu überbrücken und in uns die Spannung und Vorfreude auf das grosse Fest zu wecken.Schnell holt uns allerdings die Realität wieder ein: Advent ist auch, wenn wir uns besonders gehetzt fühlen von langen Aufgaben- und Einkaufslisten, wenn der Weg in die Stadt von langen Autoschlangen immer wieder ausgebremst wird, wenn der Terminkalender so voll ist wie kaum zu einem anderen Zeitpunkt im Jahr – dann ist Advent. So meint Advent ziemlich das Gegenteil von dem, was uns in der Zeit tatsächlich beschäftigt. Vielleicht aber hält sich so gerade das Gleichgewicht, das Gleichgewicht von Stress und Ruhe, von Erledigungen und Wartezeiten.Denn ist es nicht so, dass Warten zu uns Christen gehört? Im Advent warten wir auf Weihnachten, als Kinder ganz sehnsüchtig, als Erwachsene meist etwas gelassener. Wir warten auf den, von dem wir hoffen, dass er Teil unseres Lebens ist, an unserer Gegenwart Anteil nimmt und unsere Lebensgeschichte zu einem guten Ziel führt. Packen wir doch diese «Wartezeit» an und machen uns mit Geduld und Vorfreude auf den 24-Tage-Weg zu Weihnachten.Ramona CasanovaPastoralassistentin in Rebstein

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