19.02.2018

Bischofbergers olympische Konkurrenten

Der 27-jährige Oberegger Marc Bischofberger startet am Mittwoch, 21. Februar, um 5.15 Uhr MEZ als Medaillenkandidat ins Skicross-Rennen an den Olympischen Spielen in Bokwang.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
"Das Schweizer Team hat sich gut vorbereitet, und ich bin bereit", sagt Bischofberger vor dem wichtigsten Wettkampf seiner Karriere. Die Trainings seien gut gelaufen. Der Start, den die Schweizer in Laax und vor der Saison auch in Saas Fee simuliert hatten, wurde leicht umgebaut: "Dort habe ich deshalb noch etwas Potenzial", sagt der Oberegger. Die Strecke, die nach Einschätzung vieler Experten an den Kurs von Idre Fjäll erinnert, behagt Bischofberger. Im mit technischen Hindernissen und Sprüngen gespickten Weltcuprennen in Schweden hatte er im Januar den zweiten Platz belegt. Weniger gut war es ihm an der Olympia-Hauptprobe vor zwei Jahren in Bokwang gelaufen – damals musste er sich mit dem 23. Rang begnügen. Aber dieses Rennen fand in seiner bisher schwächsten Weltcupsaison statt, "in der ich Resultate erzielte, mit denen ich mich nicht für die Olympischen Spiele qualifiziert hätte."Die Olympia-Selektion war in diesem Winter für Bischofberger bald kein Thema mehr: In den letzten zwei Dezember-Rennen in Innichen konnte er gewinnen, insgesamt fuhr der Appenzeller diese Saison viermal aufs Podest – so häufig wie kein anderer Skicrosser. Deshalb erstaunt es auch nicht, dass er im Gesamtweltcup mit mehr als 100 Punkten vor dem Franzosen Jean-Frédéric Chapuis in Führung liegt.Schweizer Titelkampf-MisereAn Titelkämpfen hat Bischofberger bisher zweimal teilgenommen – sowohl in Kreischberg 2015 als auch in der Sierra Nevada 2017 war für ihn im Viertelfinal Endstation. In Spanien war er als Zehnter zwar bester Schweizer, aber dieses Rennen war wohl seine bisher grösste Enttäuschung. Wie immer an den seit 2005 alle zwei Jahre ausgetragenen Weltmeisterschaften blieben die Schweizer ohne Medaille. Auch an den letzten Olympischen Spielen – damals noch ohne Bischofberger – gingen die Schweizer leer aus: Ausschliesslich Franzosen bildeten in Sotschi das Podest. Der einzige Schweizer Erfolg an Grossanlässen geht auf den Olympiasieg von Mike Schmid vor acht Jahren in Vancouver zurück. Der Berner gehört inzwischen zum Trainerteam der Schweizer Skicrosser.Trotz ihrer WM-Baisse gehen die Schweizer regelmässig als Favoriten an Grossanlässe. Denn im Weltcup bilden sie konstant mit den Franzosen das stärkste Team. Auch vor den Olympischen Spielen in Südkorea zählen mit Bischofberger und Alex Fiva zwei Schweizer zu den meistgenannten Titelkandidaten. Aber im oft unberechenbaren Skicross kann fast jeder der 31 Starter – so viele treten in Südkorea an – den Titel gewinnen. Das zeigten die Weltmeisterschaften von vor einem Jahr als mit dem Neuseeländer Jamie Prebble (2.) und dem Franzosen François Place (3.) zwei Athleten Medaillen gewannen, die im Weltcup noch nie auf dem Podest standen. Nur der WM-Titel des Schweden Victor Oehling Norberg war keine absolute Sensation.Die TopfavoritenDie drei grössten Favoriten sind diesmal die Top 3 des aktuellen Gesamtweltcups; das sind Bischofberger, der amtierende Olympiasieger Chapuis und der elffache Weltcupgewinner Fiva. Aufgrund der aktuellen Saison sowie seinen Palmarès ist wohl der Franzose der Topfavorit: Jean-Frédéric Chapuis ist nämlich nicht nur Titelverteidiger, sondern auch Gesamtweltcupsieger der letzten drei Jahre. Der 28-jährige Franzose, der als Alpin-Fahrer im Ostschweizer Skiverband sozialisiert wurde, ist das Mass aller Dinge. Seine Mutter ist eine Schweizerin, und er ist im Bündnerland aufgewachsen. Mit 15 Weltcupsiegen - allerdings "erst" einem in dieser Saison - hat Chapuis so viele Siege vorzuweisen wie kein anderer aktiver Athlet.Chapuis‘ gefährlichste Konkurrenten sind Alex Fiva und Marc Bischofberger. Für beide sprechen die Resultate im Weltcup, gerade der in Kalifornien aufgewachsene Fiva zeigte in den letzten Rennen aufsteigende Form. Auch die Erfahrung müsste dem 31-Jährigen zugute kommen, allerdings konnte er an Titelkämpfen bisher nie überzeugen.Die gefährlichsten AussenseiterGefährlich dürften auch die Franzosen Terence Tchiknavorian und François Place sein. Beide fuhren zwar meist nicht an der absoluten Spitze, aber gerade Place überzeugt in diesem Winter mit einer bisher noch nie gesehenen Konstanz. Ein Podestplatz im Weltcup fehlt ihm zwar immer noch, aber mit WM-Bronze vor einem Jahr zeigte er, dass das nicht unbedingte etwas bedeuten muss. Vierter Franzose am Start ist Arnaud Bovolenta. Er ist eher überraschend selektioniert worden, hat aber vor vier Jahren die olympische Silbermedaille gewonnen. Der Olympia-Dritte von vor vier Jahren, Jonathan Midol, hatte im Team der Franzosen nicht den Hauch einer Chance, um sich für Olympia zu qualifizieren – er liegt im aktuellen Disziplinen-Weltcup bloss auf dem 49. Rang.Fraglich ist der Formstand des Slowenen Filip Flisar – der slowenische Weltmeister von 2015 konnte sich zuletzt dreimal in Folge nicht mal für den Achtelfinal der Top 32 qualifizieren. Auch die zwei übrigen Schweizer, Armin Niederer und Jonas Lenherr, zählen aufgrund ihrer Saisonresultate nicht zu den Medaillenkandidaten. Beide konnten früher aber schon Weltcuprennen gewinnen, Niederer gar schon dreimal (wie Bischofberger).Immer zu beachten sind die Kanadier. Ihr stärkster Fahrer ist in diesem Winter Kevin Drury, fast mehr Chancen sind allerdings Brady Leman einzuräumen, der in seiner Karriere schon 22 Mal aufs Podest fuhr. Seinen Zenit überschritten zu haben scheint aber Chris Delbosco: Dem früheren Weltmeister und aktuellen X-Games-Sieger läuft es in diesem Winter überhaupt nicht.Ein gefährlicher Aussenseiter ist der Russe Sergej Ridzik. Er siegte im Dezember in Montafon und kam auch sonst im Weltcup mehrmals in die Halbfinals, in der Gesamtwertung belegt der den vierten Rang.Von den Schweden ist in dieser Saison Viktor Andersson der Stärkste, aber Weltmeister Viktor Oehling Norberg zählt trotz durchzogenen Weltcupleistungen eher zum Favoritenkreis.Als Geheimtipp gehandelt wird der Deutsche Paul Eckert, der im letzten Weltcuprennen in Kanada siegreich war. Für eine Medaille, aber kaum die goldene, kommen auch die Österreicher Christoph Wahrstötter und Thomas Zangerl in Frage. Das gesamte österreichische Team erlebte in der Saison 2016/17 einen Winter zum Vergessen, in dieser Saison konnten die zwei Tiroler aber einige Akzente setzen. Die Startliste der Qualifikation (ab 3.30 Uhr MEZ) 

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.