Natur & Umwelt vor 2 Stunden

Biodiversitätsförderung im Rheintal: Riet-Projekt geht weiter, Herausforderungen bleiben

Kürzlich genehmigte das kantonale Landwirtschaftsamt die Verlängerung des Vernetzungsprojekts Riet.

Von pd/jub
aktualisiert vor 2 Stunden

Seit 2004 ist das Vernetzungsprojekt Riet aktiv. Der Maschinen­ring Ostschweiz und der Verein Pro Riet Rheintal setzen sich gemeinsam für die Vernetzung und die Qualität der landwirtschaftlichen Biodiversitätsförderflächen im Rheintal ein. 120 Bauernbetriebe bewirtschaften dabei Land im Projektgebiet.
Nun soll das Vernetzungsprojekt weitergeführt werden. Urs Weber, Biologe und Pro Riet-Mitglied, sagt:

Die Verlängerung bedeutet, dass die Landwirte weiterhin den Vernetzungsbeitrag erhalten.

Für die Natur hoffe der Verein, dass so der hohe Stand bezüglich der Anteile an Biodiversitätsförderflächen gehalten werden könne. «Diese Flächen sind meist sehr langfristig angelegt, deswegen ist die Verlängerung richtig», sagt Peter Nüesch, Präsident des St.Galler Bauernverbandes. In der Landwirtschaftsgesetzgebung sei man aktuell vielen Wechseln und Änderungen ausgesetzt.

Da sind wir auch dankbar, dass gute Projekte fortgesetzt werden ohne dass die Spielregeln gleich wieder geändert werden.

Keine weiteren Biodiversitätsflächen

«Die Landwirtschaftsbetriebe haben einen massgeblichen Anteil zum Aufbau und der Verbesserung der Biodiversitätsflächen in den Vernetzungsprojekten beigetragen», sagt Peter Nüesch. Er sagt aber auch:

Die Menge der Biodiversitätsflächen ist aus unserer Sicht erreicht und soll auch nicht mehr zunehmen, denn wir müssen uns bewusst sein, das auf Biodiversitätsflächen keine Nahrungsmittel produziert werden.

Die zukünftige Verbesserung solle über eine qualitative Aufwertung erfolgen und nicht quantitativ. Von 2016 bis 2023 strebte das Projekt eine Steigerung der extensiv genutzten Wiesen mit botanischer Artenvielfalt an, wie der Verein Pro Riet Rheintal in einer Medienmitteilung schreibt. Dazu wurden 17 Wiesen mit Blumenwiesen-Saatgut neu angesät, das der Verein zur Verfügung stellte.

Letztes Jahr erfüllten als Ergebnis des Projektes 46 Prozent der extensiv genutzten Wiesen die Kriterien der Qualitätsstufe 2, was für die Talzone ein sehr hoher Wert sei, wie Pro Riet mitteilt. «Um zu prüfen, ob es sich um die Qualitätsstufe 2 handelt, wird die Vegetation an typischen Stellen betrachtet», sagt Urs Weber.

Dabei müssen mindestens sechs Arten aus einer vorgegeben Pflanzenliste in einem Radius von drei Metern vorhanden sein.

Mit 15 neuen Gebüschgruppen konnte die Strukturvielfalt der extensiv genutzten Wiesen seit 2016 ebenfalls erhöht werden. Viele dieser Wiesen enthalten ungemähte Altgrasinseln für die Kleintierwelt, die aufgrund ihrer Funktion auch als Rückzugsstreifen bezeichnet werden. Insgesamt erfülle der Anteil der Biodiversitätsförderflächen die kantonalen Mindestvorgaben bei weitem. Mit der Verlängerung soll das Vernetzungsprojekt nun 16 Ziel- und Leitarten fördern.

«Bei Zielarten handelt es sich um national gefährdete Arten, die lokal bis regional vorkommen», sagt Weber. Leitarten seien charakteristisch für die Region und repräsentativ für einen bestimmten Lebensraum. Weber erklärt weiter: 

Sie dienen als ’Messgrösse‘ für die Qualität des Lebensraums und als Stellvertreter für verschiedene andere Arten.

Die Festlegung von Ziel- und Leitarten sei wichtig, um die angestrebten Massnahmen und Wirkungen an die Region anzupassen.

Mehr Feldhasen und weniger Goldammer

Auch in Bezug auf die Tierwelt konnten Erfolge verzeichnet werden. Die Anzahl der Brutpaare des Weissstorchs entwickelten sich laut Medienmitteilung deutlich besser als erhofft. Der Feldhasenbestand war höher als der Zielwert. Und auch bei der Lauchschrecke wurde die angestrebte Anzahl ausserhalb der Naturschutzgebiete übertroffen.

Ein Hase duckt sich mit angelegten Ohren in seiner Sasse.
Ein Hase duckt sich mit angelegten Ohren in seiner Sasse.
Bild: pd

Nur teilweise positiv sei die Bilanz beim Schwarzkehlchen und beim Neuntöter. «Das Schwarzkehlchen als auch der Neuntöter brütete zwar mit der angestrebten Anzahl Brutpaare, die erhoffte Ausbreitung von den Naturschutzgebieten ins normale Landwirtschaftsland kam aber nicht weiter in Gang», sagt Urs Weber.
Die Gründe dafür seien unbekannt. Der Biologe sagt:

Auch der Goldammer zog sich weiter in das Naturschutzgebiet Bannriet und Spitzmäder zurück.

Angestrebt worden seien eigentlich Bruten in etlichen Landschaftskammern des Vernetzungsprojektes.
«Der Rückzug aus dem «normalen» Landwirtschaftsland entspricht wohl einem gesamtschweizerischen Trend, wenn man den Rückgang des Brutbestandsindex der Goldammer um 30 Prozent in den letzten zehn Jahren betrachtet», sagt Weber.

Neuer Beschluss vom Bundesparlament

Doch das Ende der Vernetzungsprojekte ist absehbar, sagt Urs Weber.

Das Bundesparlament hat beschlossen, dass die bisherigen Vernetzungs- und Landschaftsqualitätsprojekte in neue Projekte für regionale Biodiversität und Landschaftsqualität Anfang 2028 zusammengeführt werden sollen.

Laut Peter Nüesch zeigt sich bereits jetzt, dass der Zeitplan sehr ehrgeizig ist und zudem einmal mehr, dass es einfacher ist, neue Gesetze und Verordnungen zu kreieren, als welche abzuschaffen oder wie in diesem Fall zu fusionieren. «Es ist leider zu erwarten, dass der Planungs- und Initialaufwand bedeutend steigen werden», sagt Nüesch.

Mehr Informationen:  pro-riet.ch/lebensraeume-schaffen

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