08.09.2022

Biken auf gelenkten Strecken

Seit über zwei Jahren setzt sich der Verein MTB Rheintal für ein konstruktives Nebeneinander von Bikerinnen und Bikern sowie anderen Naturfreunden ein. Ein erster Erfolg zeigt sich auf den neuen Routen beim St. Anton.

Von pd
aktualisiert am 02.11.2022
Im Gebiet St. Anton hat der Verein MTB Rheintal in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Oberegg eine attraktive Hauptrouten erstellt. Von Altstätten kommend, geht sie direkt bei der Kapelle über einen natürlich belassenen Wanderweg hinunter ins Rheintal. Kleine Anpassung – grosse WirkungFür dies Route, weitere Trails sind geplant, mussten ein paar wenige Weganpassungen vorgenommen werden. Zuvor wurde die Wiese unterhalb der Kapelle sehr in Mitleidenschaft gezogen. Durch das wilde Befahren der Strecke ergaben sich mehrere Schneisen, deshalb wurde der Weg verlegt. Mit Altholz und Baumstämmen wurde der Weg stabilisiert, er ist auch zum Wandern nutzbar. Dem Verein standen Architekten, Tiefbauer und ein Trailbauer zur Seite. Für die Umsetzung leisteten 15 Vereinsmitglieder in 120 bis 130 Arbeitsstunden einen Frondienst. Der Bezirk Oberegg steuerte Schotter für die Sickerleitungen sowie Pfähle und Latten für die Signalisation bei. Die gesamten Kosten von 3000 Franken hat Oberegg übernommen, den er als Fördermittel vom Kanton Appenzell Innerrhoden erhalten hat.Seit dem Frühling sind diese Routen in Betrieb, die Rückmeldungen der Bikerinnen und Biker sind durchwegs positiv. Und auch Landwirt Johann Sonderegger freut sich darüber, dass sich seine Wiese erholt hat.[caption_left: Wer diesem Wegweiser folgt, kommt nicht auf falsche Wege.  Bild: pd]Die Mountainbikerinnen und -biker stellen längst keine Randgruppe mehr dar: Von ihnen gibt es in der Schweiz gleichviel wie Fussballspielerinnen und -spieler. Die Pandemie hat dem Biken weiter Aufschub verliehen, dasselbe gilt für das Aufkommen der E-Bikes.Deshalb war es für den Verein MTB Rheintal an der Zeit, sinnvolle Hauptroutennetze zu erstellen. Dabei ging und geht es darum, Bikerinnen und Biker auf taugliche Strecken zu lenken, sodass möglichst keine Konflikte mit Wandernden entstehen.[caption_left:Hier werden die Mountainbikerinnen und Mountainbiker durch den Wald geleitet.]Erst 470 von 3500 Bikern und Bikerinnen sind MitgliedIm Februar 2020 lud Benno Stadler vom Verein Lebensraum Rheintal zu einer Podiumsdiskussion ein. Verschiedene Interessengruppen waren anwesend, unter anderem auch Vertreter der Biker sowie der Kantonspolizei St. Gallen. Man suchte nach Lösungen, denn die Haltung gegenüber dem Mountainbike war: Es wird als Störung wahrgenommen, aber nicht eine, die man verbannen, sondern an der Hand nehmen und lenken will.Diesen Goodwill nutzten Jürg Buschor und Alex Gam­per, um 2020 den Verein MTB Rheintal zu gründen. Sie vertreten die Interessen der Mountainbikerinnen und -biker, setzen sich für die Infrastruktur ein und pflegen auch  die Kommunikation mit Naturschutzgruppen, Wildhut und Grundbesitzern.Der Verein MTB Rheintal zählt ca. 470 Mitglieder. In der Region Rheintal und Vorderland gibt es etwa 3000 bis 3500 Bikerinnen und Biker, das Potenzial des Vereins ist also nicht ausgeschöpft. Wer beitritt, kann aus verschiedenen Arten der Mitgliedschaft wählen. Mehr Infos zum Verein MTB Rheintal gibt's hier.[caption_left: Naturfreundliche Bikerinnen und Biker nehmen Rücksicht auf Wildtiere.  Bild: pd]Regeln zum Schutz der WildtiereVor ein paar Jahren wurden noch mit Nagelbrettern und gespannten Seilen gegen die Bikerinnen und Biker vorgegangen. Deswegen kamen nicht weniger, aber ihre Gesundheit wurde damit gefährdet. Die Gesetzeslage in den Kantonen AI, AR und SG wurde deshalb durch die Verantwortlichen des Vereins MTB Rheintal abgeklärt und dementsprechend kommuniziert und die Wege signalisiert. Wer wissentlich auf verbotenen Strecken fährt oder sich verhaltenswidrig verhält, muss deshalb auch die Konsequenzen selbst tragen.Über die Jahre hinweg wurden leider immer wieder neue Wege gesucht und Trampelpfade befahren. Das war ein Problem für den natürlichen Lebensraum der Wildtiere. Dagegen möchte der Verein mit Hinweistafeln und Aufklärung statt mit Verboten angehen. Parallel dazu muss eine legal befahrbare Alternative geboten werden. So soll ein zusammenhängendes Wegnetz erstellt werden, das von 80 bis 90% der Bikerinnen und Biker genutzt wird. Dass es immer noch ein paar Uneinischtige gibt, sei leider eine Tatsache, sagt Alex Gamper.Auch Biken in der Dämmerung und den Nachtstunden gehört zum problematischen Kapitel. Eine lichtstarke Velolampe ist wohl für die Faherinnen und Fahrer sinnvoll, stört aber das Wild extrem bei der Erholung und der Futtersuche. Wenn die dunklere Jahreszeit anbricht, kann man niemandem das Biken nach Feierabend verbieten. Aus rechtlicher Sicht kann auch das Biken durch den Wald nicht verboten werden, aber man kann an die Vernunft appellieren. Sinnvoll wäre es deshalb, wenn dann nur noch die Hauptroutennetze befahren würden, denn das Wild hat eine gewisse Gewöhnung an lokale Störungen. 

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