02.10.2018

Besuch vom «brasilianischen Hai»

Die Fluggesellschaft People’s in Altenrhein will ihre Flotte ersetzen. Zwei neue Maschinen des südamerikanischen Herstellers Embraer sollen her. Letzten Freitag zeigte die Airline, was das Flugzeug kann.

Von Martin Rechsteiner
aktualisiert am 03.11.2022
Für einen Tag im späten September ist es reichlich warm an diesem Freitagmorgen, 29. September, auf dem Flugplatz Altenrhein. Einzig durch einen feinen Bodennebel macht sich der Herbst bemerkbar. Mitten im Dunst auf der Rollbahn steht er, der «brasilianische Hai». Er soll der neue Stolz der Fluggesellschaft People’s in Altenrhein werden. Das Flugzeugmodell, dem der Hersteller aus der Region São Paulo den offiziellen Namen E190-E2 verpasst hat, soll bald bis zu viermal täglich von Altenrhein nach Wien fliegen und im Sommer Ziele im Mittelmeerraum bedienen. Noch ist das Zukunft. Erst einmal ist Demonstrationsflugtag. People’s-Mitarbeitende, Politiker und Presse dürfen an Bord. Dazu speziell geladene Interessierte und Vielflieger.Auf dem neuen Regionaljet-Modell, das seit diesem Frühling bei einer norwegischen Airline seine ersten Dienststunden leistet, lasten grosse Erwartungen. Obwohl grösser und schwerer als seine Vorgänger, soll der «Hai» sparsamer und leiser sein. So verbraucht die Maschine laut Hersteller 17,3 Prozent weniger Treibstoff und ist, gegenüber dem aktuellen Flugzeugmodell der People’s, bis zu 46 Prozent leiser. Das trifft jedoch, laut den Unterlagen, vor allem bei grösserer Entfernung zu.Auf der Jagd nach KundenAls die Passagiere für den Demonstrationsflug einsteigen, glitzern noch Tauperlen auf der Aussenhaut des Flugzeugs. Für den Laien sieht die Maschine von aussen recht gewöhnlich aus, wäre da nicht der aufgemalte Haikopf mit weit aufgerissenem Maul unter dem Cockpit. Da­runter prangt in grossen Lettern der Schriftzug «Profit Hunter», also Profitjäger. Das kommt nicht von ungefähr. Die Brasilianer sind mit ihrer Maschine derzeit auf  Werbe-Weltreise und nutzen dabei das Netzwerk bestehender Kunden. Das Ziel: Das Flugzeug möglichst bekannt machen und neue Käufer finden. So war der «Hai» am Mittwoch am Flughafen Zürich zu Gast. Die dort ansässige Airline Helvetic kauft zwölf der Maschinen. Etwas kleiner sind die Anschaffungspläne der People’s. Bei ihr sollen es zwei der ungefähr 64 Millionen Franken teuren Flugzeuge sein. Die Österreicher mit Basis in Altenrhein wollen damit ihre bestehende Flotte, zwei Vorgängermodelle der E190-E2, ersetzen.Es ist so weit. Der «Hai» rollt auf die Piste. Das Flugzeug ist zwar fast voll besetzt, doch es beschleunigt schnell und hebt nach gut der Hälfte der Startbahn ab, worauf es in steilem Winkel in den Himmel steigt. Einige der Passagiere zeigen sich, wohl auch ab den gut spürbaren G-Kräften, beeindruckt. «Erstaunlich, wie leise der Start in der Kabine war. Ich konnte die ganze Zeit mit meinem Sitznachbarn sprechen», sagt einer.Mit an Bord ist auch Markus Kopf, CEO der Fluggesellschaft People’s. Er wirkt zufrieden. «Die beiden Flugzeuge, die wir der­-zeit im Dienst haben, sind um die 14 Jahre alt», sagt er. Bald seien kostspielige Erneuerungen nötig. «Da kaufen wir lieber gleich zwei neue Jets, die sparsamer und leiser sind und für die Passagiere mehr Komfort bieten.» Für Kopf stand schon von Beginn an fest: Er will die E190-E2, den «Hai». Mit rund 100 Sitzplätzen habe die Maschine eine gute Grösse und besitze genügend Schub für kurze Startbahnen. «Wann die beiden Flugzeuge bei der People’s in Dienst gehen, steht jedoch noch nicht fest», sagt Kopf, während das Demonstrationsflugzeug über dem Bodensee und dem Süden Deutschlands seine Kreise zieht. «Eines ist aber klar: Wir werden sie bald beschaffen.»Nach 45 Minuten in der Luft setzt der «Hai» mit einem Ruck wieder auf dem Boden in Altenrhein auf. Dort bleibt er jedoch nicht lange. Seine Tour führt ihn bald nach Dubai. Wann die E190-E2 das nächste Mal in die Ostschweiz kommt, ist nicht klar. Wenn es nach CEO Kopf geht, möglichst bald.Martin Rechsteiner

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