Prorektor Marc Caduff begrüsste die Zuschauerinnen und Zuschauer in der Aula der Kantonsschule in Heerbrugg mit dem Gedicht «Engführung» von Paul Celan. In seinem Hintergrund prangte der Text auf ukrainischer Flagge. Ein Zeichen für den Frieden, eine Erinnerung daran, dass zurzeit nicht alle Menschen in Europa entspannt einer Preisverleihung beiwohnen können.[caption_left: Marc Caduff rezitiert ein Gedicht von Paul Celan. Bild: ys]Prorektor setzt ein Zeichen für den FriedenDie Ouvertüre an der Verleihung des Kantonsschulpreises kam von den Schülerinnen Michal Nyffenegger (Schulklasse 4P) und Sofia Ryser (3M) mit einem Klavierduett, das Nachspiel bestritt Miah Dolder (3M) mit dem Song «Halo» von Beyoncé. Dazwischen wurde in drei Bereichen die jeweils beste Maturaarbeit prämiert. Drei Jurys hatten die Arbeiten bewertet und rangiert. Besonders herausragend waren die Beiträge von Michal Nyffenegger (Sport, Musik, Bildnerisches Gestalten), Dominik Metzler (Mathematik, Naturwissenschaften, Technik) und Alessandra Germann (Geistes- und Sozialwissenschaften).[caption_left: Eröffnung: Michal Nyffenegger (links) und Sofia Ryser spielen «Kuckuck und Märchen aus Six Pièces Enfantines» von Anton Arensky. Bild: ys][caption_left: Schlusspunkt: Miah Dolder spielt und singt «Halo» von Beyoncé. Bild: ys]Der Kantipreis, den sie erhielten, ist mit je 1000 Franken dotiert. Die Laudationen hielten Mitglieder der Jury, Yvonne Kräuchi-Girardet im Bereich Musik, Michael Olah in den Naturwissenschaften und Regierungsrätin Laura Bucher in den Geistes- und Sozialwissenschaften.[caption_left: Preisträgerin Geistes- und Sozialwissenschaften: Alessandra Germann mit Laudatorin Laura Bucher und Sponsorenvertreter Sandro Pfiffner (UBS, Heerbrugg). Bild: ys]Laura Bucher kann sich noch an den Gegenstand der Maturaarbeit erinnern, die ausgezeichnet worden ist: Alessandra Metzler von der Klasse 4LaNa hat sich mit dem Thema «HSK-Unterricht – Freud oder Leid?» befasst. HSK ist die Abkürzung für Unterricht in heimatlicher Sprache und Kultur. «In meiner Schulzeit hiess der Unterricht noch nicht so», sagte Laura Bucher. Sie und ihre Geschwister besuchten den Unterricht, weil die Eltern es wollten. Heute ist sie dankbar dafür. Alessandra Germann blickt in Interviews mit mehreren Beteiligten auf 50 Jahre HSK-Unterricht zurück. Sie stellte einen zunehmenden Rückgang der Zahl an Schülerinnen und Schülern fest, obschon Ehemalige (wie Bucher) von den erworbenen Kenntnissen profitieren. «Die Arbeit macht Mut, am HSK-Unterricht festzuhalten», schreibt Alessandra Germann. Zum Beispiel mit einer selbst erstellten Informationsbroschüre, die Familien mit schulpflichtigen Kindern erhalten.[caption_left: Preisträgerin Sport, Musik und Bildnerisches Gestalten: Michal Nyffenegger mit Sponsorenvertreterin Franziska Bischofberger (Stern-Garage, Heerbrugg). Bild: ys]Michal Nyffenegger von der Klasse 4P ist die Preisträgerin in der Sparte Musik. In ihrer Maturaarbeit geht es um Esther, der ein ganzes Buch in der Bibel gewidmet ist. Sie hat ein Lied aus einer damals möglichen Sicht geschrieben. Es gelang ihr, eine Atmosphäre zu schaffen, die Zuhörerinnen und Zuhörer ins Persische Reich zu Zeiten Esthers entführten. Der Stil des umfangreichen Werks das «Lied» zu nennen, sei gemäss Laudatorin Yvonne Kräuchi-Girardet eine Untertreibung – es ist modern orientalisch und mit einem aus der Reihe tanzenden Mittelteil. Der auf Englisch geschriebene Text ist eng an die Bibelzitate geknüpft.[caption_left: Preisträger Mathematik, Naturwissenschaften und Technik: Dominik Metzler mit Laudator Michael Olah (links) und Sponsorenvertreter Stefan Sieber (Leica Geosystems AG). Bild: ys]Das Thema von Dominik Metzler von der Klasse 4P dagegen hat seinen Ursprung, wie es Michael Olah, Laudator im Bereich Mathematik, Naturwissenschaften und Technik, sagte, «im berühmtesten Apfelbaum der Menschheitsgeschichte ausserhalb der Bibel». Rund 350 Jahre nachdem Isaac Newton angeblich ein Apfel auf den Kopf fiel, schrieb Dominik Metzler eine Maturaarbeit, die auf Newtons Gravitationstheorie basiert. Eine Maturaarbeit, so der Laudator weiter, die in ihrem Umfang und von ihrer Datenmenge her weit über das hinausgehe, was von einer Maturaarbeit gefordert sei. Zudem würden die Erkenntnisse übersichtlich und den Bedürfnissen der Leserinnen und Leser entsprechend dargestellt.Berühmtester Apfelbaum ausserhalb der BibelDominik Metzler betrachtete durch die Gravitation verursachte Phänomene. Er versuchte zu beantworten, ob sich die Gravitation in verschiedenen Massstäben des Universums gleich verhält und den gleichen Gesetzmässigkeiten folgt. In mehreren Schritten bestimmte er eine Gravitationskonstante. Er untersuchte dazu unter anderem den Jupiter mit seinem umkreisenden Mond Io – von einem Teleskop auf dem Gornergrat aus. Dominik Metzler weist in seiner Arbeit nach, dass sich Galaxien nicht so drehen, wie man es gemäss Gravitationsgesetz voraussagen würde. [caption_left: Den Anerkennungspreis erhielten Camilla Walser und Benedikt Schöbi. Sie schrieb über «LED-Licht – erst die Dosis macht das Gift», er verfasste eine Arbeit zum Thema «Konkurrenz für Kongorot – Suche nach einem gefahrlosen pH-Indikator für die Fütterung von Pantoffeltierchen». Bild: ys]Den Anerkennungspreis erhielten Benedikt Schöbi und Camilla Walser für naturwissenschaftliche Maturaarbeiten über den pH-Indikator bzw. das LED-Licht. Allen Maturaarbeiten gemeinsam, nicht nur den prämierten, sind die unzähligen Stunden Arbeit, die in ihnen stecken. Dazu gehört auch die Präsentation: Bevor am Abend die Gewinnerinnen und Gewinner mit dem ersten Preis überrascht wurden, stellten alle Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse ihre Arbeiten vor. Das ergab 120 Lesungen beziehungsweise Auftritte.[caption_left: Gruppenbild: Die Gewinnerinnen und der Gewinner des ersten Preises mit ihren Laudatorinnen bzw. ihrem Laudator und den Sponsoren. Bild: ys]