In Max Pflüger, einem ehemaligen Lehrer und langjährigen Mitarbeiter der Tageszeitungen «Rheintaler» und «Rheintalische Volkszeitung», reifte in der jüngeren Vergangenheit ein besonderes Interesse heran. Nachdem er in Rheineck zwei Anlässe besucht hatte, die ihm einen Einblick in das Schaffen Heinrich Herzigs (1887-1964) gaben, entstand eine Art Sog.
Pflüger begann, Material über Herzig zu sammeln, recherchierte und lernte Enkel Jürg und Urs Rychener kennen.
Das Wissen über den in Rheinecks Fischmeile verewigten Künstler erreichte einen Umfang, der bedeutend mehr hergeben sollte als den geplanten Artikel für das Jahrbuch «Unser Rheintal».
Schön gemachte, reich illustrierte Biografie
So entstand die am Sonntag in der Alten Krone vorgestellte Herzig-Biografie, eine schön gemachte und reich illustrierte Schrift, die ein kurzes Schlusswort des 2021 verstorbenen Jürg Rychener enthält.
Kurz vor seinem Tod hatte Rychener Max Pflüger sein Material über den Grossvater überlassen.
Die von der Arnold-Niederer-Stiftung erworbenen Bilder Herzigs sind nun in der Alten Krone ausgestellt. Die Biografie ist beim Verkehrsverein erhältlich, der als Herausgeber der Biografie auftritt. Rheinecks Stadtpräsident Urs Müller würdigte am Sonntag dieses Engagement ebenso wie jenes der Niederer-Stiftung.
Als Zweitklass-Lesebuch in guter Erinnerung
Die Vernissagerede hielt Jost Kirchgraber (siehe separaten Beitrag). Der ehemalige Kantonsschullehrer hat nicht nur Herzig-Bilder aus seinem Zweitklass-Lesebuch in guter Erinnerung, sondern erfreut sich seit fast vier Jahrzehnten eigener Werke des Rheinecker Künstlers.
Als Zwanzigjähriger hatte Jost Kirchgraber sich für die Herzig-Holzschnitte zu interessieren begonnen, die damals für zwei bis fünf Franken erhältlich gewesen seien. K
irchgraber erinnerte an die Verbundenheit vieler früherer Kunstschaffender mit der Stickereiindustrie; so seien neben Heinrich Herzig etwa auch Bruno Kirchgraber oder Ferdinand Gehr gelernte Stickereizeichner gewesen.
Als Künstler ausgebrochen
Nach der Lehre sei es aber darum gegangen, den gestickten Tüll, in den man gehüllt war, zu zerreissen und als Künstler auszubrechen, wobei Heinrich Herzig vom Expressionismus angezogen worden sei.
In seinen Holzschnitten sei das Expressionistische stets unmittelbar spürbar, meinte Jost Kirchgraber zwar, aber «in Herzigs Rheineck fühlen der Betrachter und die Betrachterin sich daheim.»
Redner mit berühmtem Vater
Vernissageredner Jost Kirchgraber besuchte am Altstätter Warmesberg die Unterstufe und am Gätziberg die Mittelstufe «über zwei Tobel hinweg».
Als Sekschüler erwog er, eine Lehre als Bäcker-Konditor anzutreten, doch sein damaliger Lehrer Hans Müller (später langjähriger «Rheintaler»-Redaktor) empfahl dem Sohn des Kunstmalers Bruno Kirchgraber (und Bruder des Künstlers Werner Kirchgraber), weiter zur Schule zu gehen.
So kam es, dass Jost Kirchgraber Germanistik studierte - und Kunstgeschichte im Nebenfach. Von 1970 bis zu seiner Pensionierung war er 33 Jahre in Wattwil Kantonsschullehrer. Er hat drei Töchter und mit Gattin Ursula eine Künstlerin an seiner Seite.
Weil Kirchgrabers Vater seinerzeit keinen künstlerischen Auftritt der Schwiegertochter unter seinem Namen wünschte, nennt sie sich Uka Rosa. Ihre Leidenschaft gilt Tapetenbildern, aber auch Objekten und Zeichnungen.