Mit sechs Jahren begann Leni Leufen bei der RG Berneck mit der Rhythmischen Gymnastik. Ein Jahr später folgte bereits der Wechsel an das Regionale Leistungszentrum St. Gallen, dem sie bis Sommer 2024 angehörte. Dann schloss sie sich dem Stützpunkt RG Südostschweiz an. Dieser verlegte am letzten Wochenende den Unterboden in der ersten permanent eingerichteten RG-Halle der Schweiz.
Dieser optisch unspektakulär wirkende Boden ist ein zentrales Puzzleteil für die Entwicklung der zehn Gymnastinnen, die dem neuen Stützpunkt Südostschweiz angehören. Um seine Pläne zu realisieren, führt der Stützpunkt auch ein Crowdfunding durch, denn das Vorhaben geht für den Verein ins Geld.
Eines der Mädchen, die in Landquart trainieren, ist Leni Leufen. Die 16-Jährige wechselte vom Regionalen Leistungszentrum St. Gallen nach Graubünden, um in der Karriere wieder Fortschritte zu erzielen.
Der STV entscheidet über die Kaderzugehörigkeit
2024 war nicht das beste Jahr in ihrer sportlichen Laufbahn. Die Berneckerin bestritt nicht zu viele internationale Wettkämpfe, weil sie im Januar 2024 den Übertritt zu den Seniorinnen tätigte. Doch für 2025 schaffte Leni Leufen erneut den Sprung ins Nationalkader. Dies ist alles andere als einfach, muss eine Gymnastin dafür doch hohe Anforderungen erfüllen.
Einfluss haben die Ergebnisse von Wettkämpfen, ein Kadertest, die Leistungsentwicklung und die Motivation, Leistung zu bringen, sowie die Biografie der Athletin. Letztere ist ein Kriterium, wenn es um frühere Verletzungen geht und um die körperliche Belastbarkeit. Für Leni Leufen war es aber selbstverständlich, sich den Anforderungen zu stellen.
Ohne Kaderselektion bringt es wenig, den grossen Trainingsaufwand auf sich zu nehmen. Die Selektion ist wichtig für die Entwicklung und die Motivation. Ins Nationalkader aufgenommen zu werden, ist auch eine persönliche Auszeichnung.
27,5 Stunden Training pro Woche: viel Selbstdisziplin
Der Aufwand, die Rhythmische Gymnastik auf Leistungsniveau zu treiben, ist riesig. Wettkämpfe finden in der ganzen Schweiz und darüber hinaus statt – noch härter ist aber das Training. 27,5 Stunden in der Woche widmet Leni Leufen ihrer grossen Leidenschaft – neu auf dem neuen Unterboden in Landquart. Er ist so wichtig, weil das Training für diese so ästhetische, so fliessend wirkende Sportart pickelhart ist. Es gebe oft Fuss- und Gelenkverletzungen, sagt Leni Leufen, «darum ist es wichtig, auf gefedertem Boden zu trainieren».
Das Training besucht die Berneckerin sehr gern. «Es ist schön, die eigenen Fortschritte zu sehen», sagt Leni Leufen. Die Übungseinheiten gefallen ihr auch, weil sie mit Nadine Stucki eine Trainerin hat, die als ehemalige Top-Athletin und jetzige Leiterin der Leistungsgruppe die Mädchen eng betreut und auf ihrem Weg begleitet. Stucki hat selbst viel Erfahrung und weiss, wie sie die Mädchen abholen und motivieren kann.
Dennoch erfordern die 27,5 Stunden Training pro Woche einiges an Selbstdisziplin – gerade von einer Teenagerin, die auch neben dem Sport hohe Ziele verfolgt. Sie besucht ein Gymnasium in Dornbirn, das den Trainingsaufwand zulässt. Später möchte sie Rechtswissenschaften studieren. Die Liebe zum Sport bewirkt aber, dass Leni Leufen Rhythmische Gymnastik und die Schule locker unter einen Hut bringt. Auch wenn dies oft bedeutet, das Haus um 6.30 Uhr zu verlassen und erst am Abend zurückzukehren.
RG ist ein sehr komplexer Sport, die Wettkämpfe und die Kriterien zu deren Beurteilung sind für Laien nicht einfach zu verstehen. Sie bestehen aus Teilen mit und ohne Handgeräten; die Geräte heissen Reif, Keulen, Band und Ball. Von Musik unterlegt, zeigen die Gymnastinnen mehrere beeindruckende Figuren, die viel Kraft und Konzentration erfordern. Der Sport ist anspruchsvoll; wer gewinnen will, darf sich nicht viele Fehler leisten.
Leufen hat ein hochgestecktes Fernziel
Und der Sport ist Leni Leufens grosse Passion.
Es macht Spass und es ist ein mega schöner Sport», sagt sie ganz einfach – und fügt an: «RG zieht Zuschauer an, weil es ein schöner und ausdrucksvoller Sport ist. Man kann das nicht einfach so, sondern muss von ganz früh an dabei sein.
Leni Leufen betreibt RG seit sie ein kleines Mädchen war. Und sie will im Sport noch viel erreichen. Kurzfristige Ziele sind die nächsten Wettkämpfe in Ungarn und Frankreich. Zudem finden Ende Januar und Anfang Februar in Magglingen zwei Selektionswettkämpfe für die Europameisterschaft statt. Leni Leufen ist altersbedingt in die Seniorinnenkategorie aufgestiegen, wo die Anforderungen höher sind. Ihr Ziel ist, sich in dieser Elitekategorie zu beweisen und an internationalen Wettkämpfen teilzunehmen. Dann ist da auch noch ein Fernziel:
Natürlich ist Olympia für jede Gymnastin das grosse Ziel, aber das ist im Moment noch eher unrealistisch.
Immerhin: Mit der Kaderselektion sowie dem neuen Boden in Landquart ist das Fundament für weitere Erfolge gelegt. Und die Athletin freut sich auf die kommenden Aufgaben.
Crowdfunding für die erste permanent eingerichtete RG-Halle der Schweiz online unter ibiy.net/rgems.