18.08.2022

Bereit für den Machtwechsel

Die drei Anwärter auf das Widnauer Gemeindepräsidium stellten sich am Mittwochabend der Bevölkerung vor.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 02.11.2022
Es herrschte eine drückende Wärme im Widebaumsaal im «Metropol». Das Interesse am Podium war gross, und der Saal füllte sich mit Gästen. Kühler wurde es nicht, aber auch nicht hitziger. Werner Barmettler, Roger Meier und Bruno Seelos nannten einleitend Stationen ihrer Lebensläufe und machten Werbung in eigener Sache. Das ist nötig, wollen sie doch die Nachfolge von Christa Köppel antreten, die während mehr als 22 Jahren im Amt grosse Fussstapfen hinterlässt. Die Kandidaten gingen äusserst freundlich und respektvoll miteinander um, nahmen Bezug auf Argumente ihrer Mitbewerber, aber nicht, um sie zu kontern, eher, um sie zu unterstreichen und zu ergänzen.Damit nicht allzu viel Harmonie dominierte, führte der Moderator Hanspeter Trütsch wortgewandt und gewitzt durch den Abend. «Wählen heisst auswählen», sagte der ehemalige SRF-Bundeshauskorrespondent. Er machte das Podium zu einer Show mit Inhalt und humorvollen Seitenhieben. Er kritisierte die Gemeinde und ihre Rahmenbedingungen, etwa mangelhafte Raumplanung. «Widnau ufert lustlos vor sich hin.» Die Lacher hatte er auf seiner Seite.Seelos: In Berneck alle Abstimmungen gewonnenMit der Frage: «Warum sind Sie fachlich der Richtige?», eröffnete Hanspeter Trütsch die Gesprächsrunde. Bruno Seelos, amtierender Gemeindepräsident in Berneck, sagte, er wisse aus Erfahrung, worauf zu achten sei. Er war Stadtschreiber in Rorschach und zieht Parallelen zu Widnau, da es sich um zwei der am dichtesten besiedelten Gemeinden im Kanton handelt. Er setzt auf Mitwirkung der Bürgerschaft, um sie frühzeitig in Projekte einzubinden. Dieses Vorgehen spricht für ihn. In Berneck konnte er mit dem Gemeinderat bisher alle Abstimmungsvorlagen durchbringen.Meier: Kann verhandeln und ist kompromissbereitRoger Meier, der auswärtige Kandidat mit Basler Dialekt und aktuell Ratsschreiber in Wattwil, führte aus, er kenne Privatwirtschaft, KMU und Grossbanken, sei seit 15 Jahren in der Verwaltung tätig und wisse als Staatswissenschaftler, wie er sich eine bürgernahe Verwaltung vorstellen müsse. Er bringe die Fähigkeit zu verhandeln mit und sei kompromissbereit.Barmettler: Infrastruktur erneuern«Was wollen Sie in den nächsten zehn Jahren bewegen?», diese Frage richtete Trütsch an Werner Barmettler. «Viele Projekte warten auf ihre Umsetzung», sagte der einheimische Kandidat, der seit 13 Jahren Mitglied des Widnauer Gemeinderates ist. Er zählte Infrastrukturbeispiele auf, ein neues Schulhaus und die Erneuerung der Sportanlagen. Bei der Raumplanung falle ihm ein Punkt besonders auf: «Wir brauchen Freiräume im Dorf. Wir haben keinen Fussballplatz im Dorf, wo Kinder ‹tschutten› können.» Auch das Viscose-Areal solle belebt werden. «Das Gewerbe braucht Platz, das Gewerbe beschäftigt Menschen.»Auch das Publikum hatte Gelegenheit, sich einzubringen. Ein Kommentar lautete, Werner Barmettler habe nicht die gleiche Verwaltungserfahrung, wie sie Roger Meier und Bruno Seelos aus ihrer Praxis vorweisen können. Barmettler erwiderte, als Mitglied der Finanzkommission des Gemeinderats erhalte er tiefe Einblicke in die Verwaltung. Ausserdem sei Christa Köppel eine gute Lehrmeisterin. Weiter wurde sein Alter angesprochen. Mit 58 Jahren ist er der älteste Kandidat. Werner Barmettler ging locker darauf ein, zählte bei seinen Hobbys Sportarten auf wie Skifahren und Velofahren – aber ohne E-Bike. «Ich bin fit», sagte er und erntete spontanen Applaus.Das Podium diente als Entscheidungshilfe, wen die Stimmberechtigten am 25. September zum neuen Gemeindepräsidenten wählen sollen. Manche Gäste fühlten sich in ihrer Meinung bestätigt und haben einen klaren Favoriten. Andere wiederum sind unsicherer als zuvor und wollen die Ausgangslage überdenken. Moderator Hanspeter Trütsch glaubt nicht, dass bereits im September ein neuer Gemeindepräsident feststehen wird. Er prophezeite einen zweiten Wahlgang.

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