17.03.2022

Beizenführer wird Geschichtsbuch

Viele Vorderländer Gasthäuser fanden 1997 Erwähnung in einem Beizenführer. Längst sind die meisten verschwunden.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 02.11.2022
Peter EggenbergerVerleger, Schriftsteller und Wirt Werner Bucher, Wolfhalden/Oberegg, bot mit seinem 1997 erschienenen Beizenführer informativen und vergnüglichen Lesestoff. Mittlerweile ist das fast 300 Seiten starke Werk zum Geschichtsbuch geworden, sind doch viele der aufgeführten Wirtschaften verschwunden. 1989 übernahm Werner Bucher als Pächter gemeinsam mit seiner Gattin Irene Bosshart das Restaurant Kreuz in Wolfhalden. Gleichzeitig hielt hier auch Buchers Orte-Verlag Einzug, und zu den Gästen gehör-ten viele Literaturfreunde. Das «Kreuz» war eine gemütliche «Nebenaussen-Wirtschaft» und die Förderung ähnlich gelagerter Gastbetriebe war Bucher ein Herzensanliegen. In der Folge verfasste er mit Gleichgesinnten den 288 Seiten starke Beizenführer «Urwaldhaus, Tierhag, Ochsenhütte & Co.», der dank des grossen Zuspruchs vier Auflagen erlebte.Vorgestellt wurden über zweihundert Wirtschaften in der Ostschweiz, wobei das Appenzellerland besonderen Stellenwert erhielt. Fast ausschliess-lich kamen von Wirtsleuten mit Herzblut geführte «Nebenaussen-Beizen» zum Zug. Weiteres Aufnahmekriterium waren von überbordender «Renovitis» verschont gebliebene, höckige Gaststuben. Auch das Angebot aus Küche und Keller hatte dem Altbewährten ver-pflichtet zu sein. Ebenfalls beschrieben wurden Lage und Erreichbarkeit der Beizen, wobei Bucher die empfohlene Einkehr fast immer mit einem Wandervorschlag kombinierte. Klingende und leider verschwundene Namen im Vorderland sind etwa das «Gemsli» in Wolfhalden, der «Säntis» in Lachen-Walzenhausen, die «Aachmüli» in Rehetobel, der «Sternen» in Büriswilen (Oberegg) und der «Sternen» im Mitlehn (Oberegg). Sie werden liebevoll geschildert, und viel ist auch über die Geschichte der Restaurants zu erfahren. Zum Walzenhauser «Säntis» etwa schrieb Bucher: «Es ist ein hübsches, kleines, seit 1949 von Elsa Messmer-Schläpfer geführtes Restaurant. Das 1857 erbaute Haus war früher eine Ferggerei. Im Restaurant lässt es sich in der von einem grünen Kachelofen geheizten Stube gemütlich verweilen. Dazu kann ein Pantli oder Schwinigsstückli gegessen werden …»Beiz erworben und stilvoll saniertAls das Restaurant Kreuz in Wolfhalden verkauft wurde, erwarb das Ehepaar die stillgelegte Wirtschaft Reutegg in Oberegg. Nach einer stilvollen Renovation konnte hier ab 2006 wieder eingekehrt werden. Seit Werner Buchers Tod (2019) führt Gattin Irene das gemütliche Restaurant, das die im heute vergriffenen Beizenführer aufgelisteten Kriterien immernoch voll und ganz erfüllt.

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