Dominik Breitenmoser nahm sich Zeit. Es vergingen drei Sekunden, vier Sekunden, fünf Sekunden, zehn Sekunden. Nach einem lauten Knall – den selbst der Gehörschutz nur leicht zu dämpfen wusste – sah Breitenmoser auf den Monitor neben ihm:
Mittelmässig
kommentierte er seinen Schuss, den er mit einem Zielfernrohr-Karabiner 31/55 auf die Scheibe in 300 Metern Entfernung abgegeben hatte.
Der Bernecker war der letzte Teilnehmer beim Chlausschiessen der Feldschützengesellschaft (FSG) Montlingen am Samstag.
Während der 38-Jährige noch am Schiessstand sein Glück versuchte, sassen in der Schützenstube die noch verbliebenen rund 120 Schützinnen und Schützen zusammen und vertrieben sich die Zeit bis zur Rangverkündung mit Fachsimpeln über die gerade zu Ende gegangene Schiesssaison.
Für alle von 13 bis 83 Jahren
150 Teilnehmende aus der ganzen Region – darunter auch Andi Mosch, der Weltmeister mit der Lunten-Muskete aus Hub – hatten sich am Chlausschiessen im Schützenstand Blatten in Oberriet beteiligt. Der jüngste Schütze war 13, der älteste 83 Jahre alt. Immerhin noch über 100 Schützinnen und Schützen hatten sich Hoffnungen auf den Titel «Scharfschütz 2022» gemacht. Für die meisten blieb es zwar beim Wunsch, aber alle gingen mit einem Preis, einem Chlaussack, nach Hause. Zudem genossen sie ein Nachtessen, das ihnen die Wartezeit bis zur Rangverkündigung, die FSG-Präsident Werner Wittwer vornahm, verkürzte.
Unterhalten wurden die Gäste von Beat Brunner auf seiner Handorgel. Für die Sieger gab es einen riesigen roten Chlaussack. Den Titel «Scharfschütz 2022» – jeder Teilnehmer konnte nur einen Schuss abgeben – errang Guido Benz (St. Margrethen) mit 96 Punkten; das heisst, er hat das Innerste der Schützenscheibe um etwas weniger als einen Zentimeter verfehlt. Es folgen Ruedi Zumstein (Au, 95 Punkte) und Markus Wernli (Walzenhausen, 91). Feiern liessen sich die besten Scharfschützen nicht, die ersten drei fehlten an der Siegerehrung.
Bei der Punktewertung (acht Schüsse auf eine Fünfer-Scheibe) lag Max Höhener (SG Berneck) vorn. Wie weitere acht Teilnehmende, hatte er das Maximum von 40 Punkten erzielt, er kam aber dank des besten Tiefschusses auf Rang eins vor Christian Sturzenegger (St. Margrethen) und Patrick Sprenger von den Altstätter Stadtschützen.
Viele Schützinnen auf den vorderen Plätzen
Die beste Frau war Simona Künzler aus Heiden auf Rang vier, beste Jungschützin wurde ihre Vereinskollegin Natalia Isler auf Rang sieben. Überhaupt landeten viele Frauen – obwohl klar in der Minderheit – in beiden Wettbewerben auf vorderen Plätzen.
Dominik Breitenmoser kam mit seinem Schuss beim «Scharfschütz» übrigens auf Rang 58 (61 Punkte). Weltmeister Mosch von den Schwarzpulverschützen Altstätten erreichte Rang 27. In der Punktewertung schoss er – quasi ausser Konkurrenz – mit einem Langgewehr ohne moderne Zielvorrichtung und wurde 90. Das war für ihn schon ein wenig Vorbereitung auf die Europameisterschaft im kommenden Jahr in Frankreich.