26.12.2018

Beim Bund wegen Lärm beschwert

Die Nachbargemeinde ennet des Alten Rheins hat sich beim Bundesamt für Strassen (Astra) über die Lärmzunahme beschwert. Auch auf Schweizer Seite sind mit dem Lärmschutz nicht alle glücklich.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt LatzerDie Bewohner des Städtlis haben im Sommer das bekommen, was sich viele seit Jahren gewünscht haben: Lärmschutzwände zur Autobahn, fünfeinhalb Meter hoch, grün-graues Landschaftsbild inklusive. Alles in Ordnung, könnte man als nicht Ortsansässiger glauben. Wäre da nicht die ungleich hohe Schutzwand, die nach der Meinung der Gaissauer mehr Autobahnlärm auf ihre Seite schallen lässt. Gaissauer nehmen mehr Lärm wahr«Seitens der Gemeinde Gaissau wurde ein Beschwerdeschreiben an das Verkehrsdepartement der Schweiz gerichtet bezüglich des ausgeführten Lärmschutzes an der Autobahn», war in einer Mitteilung der Vorarlberger Gemeinde zu lesen. Seit Abschluss der Autobahnsanierung mit den neuen Lärmschutzwänden sei der Lärm von grossen Fahrzeugen «stärker und weiter im Dorf hörbar» als vorher. Im Gaissauer Gemeindehaus vermutete man, die 5,5 Meter hohe Schallschutzwand auf der Rheineck zugewandten Seite reflektiere Schall in Richtung Vorarlberg, dem der 2,5 Meter hohe Schallschutz auf Gaissauer Seite nichts entgegenzusetzen habe. Auch die um etwa 40 Zentimeter erhöhte Fahrbahn in Fahrtrichtung Chur bringe mehr Autobahnlärm, «was von einigen Gaissauern wahrgenommen wird». Der Bürgermeister der Rheindelta-Gemeinde bestätigt, die Beschwerde vor etwa drei Wochen eingereicht zu haben. Für Reinhold Eberle ist der Fall klar: «Das Bundesamt für Strassen muss Messungen durchführen und beim Lärmschutz nachbessern.» Beim Astra ist man der Ansicht, alles richtig gemacht zu haben. Stefan Huser, Mediensprecher des Bundesamtes für Strassen: «Mit den Massnahmen wird die Lärmsituation im Raum Gaissau so verbessert, dass auch für den Planungshorizont im Jahr 2030 keine Überschreitungen der Lärmgrenzwerte auftreten. Für zusätzliche Erhöhungen bestanden und bestehen somit keine Veranlassung und auch keine rechtliche Grundlage.»Lärm wird noch einmal gemessenWar nicht von Anfang an klar, dass sich der Schall bei ungleich hohen Schutzwänden mehr auf die eine Seite mehr verbreitet? «Die Wände auf Rheinecker Seite wurden mit hochabsorbierendem Material gebaut, konkret aus porösem Lavabeton und mit strukturierten Oberflächen. Dadurch wird eine Reflexion des Schalls auf die andere Seite verhindert», sagt Huser. Das Schreiben der Gemeinde Gaissau habe das Astra kürzlich beantwortet. «Bei Sanierungsprojekten des Astra ist es üblich, die Lärmsituation im Rahmen der Bauabnahme der getroffenen Lärmschutzmassnahmen jeweils nochmals im Detail zu untersuchen», sagt der Astra-Mediensprecher. Eine solche Untersuchung finde auch im Projekt «Instandsetzung A1/A13 Rheineck–St. Margrethen» statt. Deshalb seien im kommenden Frühjahr an verschiedenen Punkten sowohl Langzeit-Lärmmessungen als auch Lärmberechnungen geplant. Mehr Lärm von Bahn und Strasse«Dies umfasst alle vom Lärm betroffenen Gebiete im Projektperimeter, sowohl in der Schweiz als auch in Österreich», sagt Stefan Huser. Die detaillierte Auswertung der Lärmsituation liege voraussichtlich bis Ende 2019 vor, womit eine abschliessende Beurteilung der Wirksamkeit der Lärmschutzmassnahmen im gesamten Gebiet möglich sei.Auch diesseits des Alten Rheins steht nicht alles zum Besten. Anwohner des Gebietes Nebengraben, das bereits auf St. Margrether Boden liegt, hören seit dem Bau der 5,5 Meter hohen Wand mehr. «Die Lärmschutzwände haben keinen Nutzen», sagt Bruno Nägele, Inhaber der Racing-Garage, die sich unmittelbar neben der Rampe zur Grenzbrücke Rheineck–Gaissau befindet. «Dass Gaissau und wir mehr Lärm haben werden als zuvor, habe ich schon vorher gesagt. Als ich den Schallschutz in Frage stellte, wurde ich belächelt», sagt der Garagist.Weil die Lärmschutzwand direkt an die Gleise grenzt, seien die Züge nun viel stärker zu hören. Gleiches gelte für den Verkehrslärm der Kantonsstrasse.

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