Christlich 04.06.2023

Bei unserem Gottesverständnis geht es um Beziehung

An diesem Wochenende feiert die Kirche das «Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit» – oder auch «Dreifaltigkeitssonntag» genannt. Es ist eine passende Gelegenheit, einen Blick auf dieses zentrale Geheimnis unseres Glaubens zu richten, das von vielen als altmodisch, verstaubt oder nicht mehr aktuell betrachtet wird.

Von Stefan Kiesewetter, Pastoralassistent in Au
aktualisiert am 05.06.2023

Vater – Sohn – Heiliger Geist: So bezeichnen wir den einen Gott. 3 = 1 und 1 = 3? Diese Gleichung ist für einen Naturwissenschaftler falsch, aber für einen gläubigen Menschen tiefgründig und richtig. Denn es geht in un­serem Gottesverständnis nicht um eine mathematische Gleichung oder naturwissenschaftliche Formel, sondern um eine Erfahrung, die jeder Mensch erleben kann, wenn er sich für dieses Geheimnis öffnet: Es geht um Beziehung! Der Vater ist der Schöpfer. Alles, was es gibt, ist ein Geschenk, das für uns gemacht worden ist. Die Welt ist unser Lebensraum und bietet uns Nahrung. Sorgsam sollen wir deshalb mit ihr umgehen, denn sie ist uns anvertraut. Wir sind nicht die Eigentümer oder Eigentümerinnen! Der Sohn ist in die Welt gekommen, um uns den Vater vorzustellen. Er zeigt uns in seinen Worten und Taten, wie man sich die Liebenswürdigkeit des Vaters vorstellen kann und wie auch wir an unserem Nächsten handeln sollen.

Der Heilige Geist ist das Versprechen, dass Gott immer bei uns ist; dass er alle Wege mit uns geht und dass die Welt niemals sich selbst überlassen ist. Gott geht es immer um Beziehung. Deshalb ist 3 = 1 oder 1 = 3 kein Widerspruch, sondern die Formel, um die drei verschiedenen Blickwinkel des einen Gottes auf die Welt zu beschreiben.

Gott Vater steht mit der Schöpfung von Anfang an in einer Beziehung; der Sohn zeigt uns in Wort und Tat auf, wie wir diese Beziehung verstehen können – und der Heilige Geist nimmt uns in diese Beziehung hinein und schenkt uns die Kraft, diese Liebe zu leben und weiterzugeben. Es ist ein Denkansatz, um sich dem dreieinen Gott zu nähern. Beziehung kann deshalb ein Ausgangspunkt sein, um ein erstes Verständnis vom himmlischen Vater zu haben. Doch ganz verstehen wird man es nie! «Hast du es begriffen, dann ist es nicht Gott!», sagt der heilige Augustinus. Vielleicht passt deswegen auch der Begriff Beziehung so gut, um zu versuchen, sich dem Wesen unseres Gottes zu nähern. Denn schliesslich kann man eine Beziehung nie ganz ergründen; sie muss gelebt werden!

 


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