11.05.2018

Bei Energie an die Enkel denken

Der Bund hat kein Geld mehr, um Kleinwasserkraftwerke zu fördern, für Strom vom Dach gibt es auch kaum mehr etwas. Hansjörg Egli betreibt eine Turbine und eine Photovoltaik-Anlage. Ihn ärgern «falsche Versprechen».

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt LatzerHansjörg Egli ist auf dem Fa­miliensitz im Oberfeld in Thal Unternehmer in der vierter Generation. Als Mehrheitsaktionär der ehemaligen Isento Wasserkraft AG besass er einst neben der Turbine, die er heute noch in Thal betreibt, sieben Kleinwasserkraftwerke. Zusätzlich zur Turbine, die Strom für etwa 16 Haushalte liefert, betreibt der Unterneh­- mer zwei Photovoltaikanlagen. «Rechtssicherheit hält bis zum nächsten politischen Föhnstrum», sagt der Sohn einer Textildynastie. Als ein Beispiel wertet er den jüngsten Entscheid des Bundes. «Für neue Wasserkraftwerke mit geringer Leistung gibt es kein Geld mehr aus dem Fördertopf», war Mitte April unter dem Titel «Kleine Kraftwerke gehen leer aus» im «St. Galler Tagblatt» zu lesen. Von diesem Entscheid seien auch bereits baureife Projekte betroffen. Viele Investoren hätten inzwischen ihre Projekte aufgegeben, weil die Kleinwasserkraftwerke ohne Geld aus der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) nicht rentabel wären. Aber auch für Solarenergie stehen keine KEV-Mittel mehr zur Verfügung, einzig für Kleinanlagen gibt es einen einmaligen Beitrag. Hansjörg Eglis Meinung zur erneuerbaren Energie ist deutlich: «In der Schweiz, dem Wasserschloss Europas, soll man das zur Energiegewinnung nutzen, was zur Verfügung steht. Und das ist Wasser.» Der Norden Europas ist für Wind prädestiniert, der Süden für Sonnenenergie.Beim Solarstrom mehrfach benachteiligtAuf dem Dach eines Gebäudes plante Egli den Bau einer Photovoltaik-Anlage (PVA) mit einer Leistung von etwa 6500 Kilowatt Strom. «2009 haben wir das der KEV angemeldet und bekamen 75 Rappen pro Kilowattstunde zugesichert», sagt Hansjörg Egli. Ein dreiviertel Jahr danach habe er die versprochene Entschädigung bereits erhalten. 2013 erwarb der Thaler Unternehmer oberhalb seines Wohnsitzes das alte Zeughaus, auf dessen Dach eine weitere PVA geplant wurde. «Beim KEV fiel der Bescheid mit 33 Rappen pro Kilowattstunde positiv aus; ich wurde auf die Warteliste gesetzt», sagt Hansjörg Egli. Da­rauf habe er 250000 Franken in die Anlage mit einer Leistung von 63 Kilowatt und ei­- ner Jahresproduktion von etwa 60 000 Kilowattstunden Strom investiert. Kurz nach der Inbetriebnahme der PVA auf dem Zeughaus am 27. Dezember 2013 hat die Politische Gemeinde Thal eine Neuschätzung durchgeführt. Und wegen der zu erwartenden Einnahmen sei die Liegenschaft mehr Wert und sei deshalb höher zu bewerten. «Man hat mir zwar KEV zugesprochen, aber erst an dem Tag, wenn genug Geld da sei», sagt Hansjörg Egli. Die Gemeinde habe freiwillig pro kw/h 13 Rappen bezahlt, sagt der Thaler. Ein Jahr später habe er 11 Rappen bekommen. Aktuell zahle die Gemeinde 9 Rappen pro kw/h. Auf der einen Seite sei das verständlich, weil die Gemeinde den Strom günstiger einkaufen könne. «Aber man ruft sich nicht Energiestadt, puscht Alterna­tivenergie und im Nachhinein senkt man laufend die Preise», sagt Hansjörg Egli. Der Unternehmer ist der Geprellte – mehrfach. Denn die Liegenschaft wurde aufgrund der Investition und der errechneten 33 Rappen pro kw/h höher eingeschätzt; von der Gemeinde gibt es noch 9 Rappen pro kw/h statt eingeplante 33 KEV-Rappen. Vertrauen in die Politik längst verloren«In der Zwischenzeit aber ist die Gemeinde nicht auf die Idee gekommen, die Zeughaus-Schätzung nach unten zu korri­gieren», sagt Hansjörg Egli, «umweltschonende erneuerbare Energie ist dem Staat nichts mehr Wert.» Das Vertrauen in die Politik habe er schon seit Jahren verloren. Ein Beispiel dafür sei Bundesrätin Doris Leuthard. Sie habe im Abstimmungskampf zur Energiestrategie 2025 gesagt, der Atomausstieg sei kein Problem, der Bund könne die Alternativenergie fördern, dafür habe man KEV.«Gebetsmühlenartig hat sie das heruntergeleiert», sagt Hansjörg Egli. Nach der Annahme der Energiestrategie durch das Volk habe der Bundesrat das Energiegesetz derart verwässert und umgeschrieben, sodass es nun heisse, für Wasserkraft und Photovol­taik habe man kein KEV-Geld mehr. «Das ist einfach nur falsch und verlogen», sagt der Thaler Unternehmer. Nichtsdestotrotz habe er den Glauben an die Innovationskraft nicht verloren. Hansjörg Egli denkt nicht kurzfristig, sondern in Generationen. «Ich glaube, die Energietechnologie, die wir in 50 Jahren verwenden, kennen wir heute noch nicht», sagt der Thaler.

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