04.12.2018

Begegnungen auf Augenhöhe

Anlässlich des 13. Begegnungstages der Rhyboot-Institutionen Jung Rhy, Union und Wyden tauchten gestern 76 Menschen mit einer Beeinträchtigung für einen Tag in ihnen fremde Arbeitswelten ein.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Sorgfältig spannt Sandra Torgler das vorbereitete Gewebe über den Holzrahmen, während Adrian Heeb es entlang der Kanten befestigt. Zusammen mit Nicole Blättler und Karin Hänggi bereiten sie den Siebdruckrahmen vor. Normalerweise arbeiten die vier Personen in der geschützten Werkstatt der Rhyboot-Institution Wyden in Balgach.«Ich mag die Arbeit in der Werkstatt», sagt Adrian Heeb, «aber hier gefällt es mir auch sehr gut.» Gemeinsam mit seinen Kolleginnen lernt er gerade, wofür das in der Firma hergestellte, technische Präzisionsgewebe alles verwendet wird. Nicole Blättler ist bereits zum zweiten Mal in Thal, doch von Langeweile keine Spur: «Am Morgen sahen wir, wie das Gewebe hergestellt wird, am Nachmittag bedrucken wir unsere eigene Tasche.»Engagement mit Hand und Herz2005 hatten der Arbeitgeber-Verband des Rheintals und der Verein Rhyboot den Begegnungstag ins Leben gerufen. Heuer wurde er zum 13. Mal durchgeführt. 62 Unternehmen, vom Gast- und Baugewerbe über die öffentliche Verwaltung und Automobilbranche bis zum Logistik- und Industriebetrieb beteiligten sich dabei. Damit ermöglichten die Firmen zwischen Altenrhein und Rüthi 76 Menschen einen exklusiven Blick in ein Unternehmen der freien Wirtschaft. Die Sefar Holding AG empfing vier Menschen mit einer Beeinträchtigung. Wie alle anderen beteiligten Firmen meldete sie sich freiwillig. Bereits zum siebten Mal macht sie am Begegnungstag mit: «Der Begegnungstag ist für alle Teilnehmer bereichernd und spannend», sagt Marcel Müller, stellvertretender HR-Leiter der Sefar Holding AG. «Nicht nur die Menschen mit Beeinträchtigung, auch die Mitarbeitenden profitieren von diesem Austausch.»Gemäss Müller sei mehr Geduld gefordert, dafür zeigten die Gäste ihre Freude ungeschminkt und direkt. «Es freut mich zu sehen, mit welcher Unbeschwertheit, Freude und Unkompliziertheit die Menschen mit Beeinträchtigungen leben», sagt Marcel Müller, «beim gemeinsamen Arbeiten lernen sich beide Seiten besser kennen, Berührungsängste und Blockaden werden abgebaut und ein unverkrampfter Umgang miteinander gepflegt.»Adrian Heeb gefallen die unbeschwerten Stunden ausserhalb der Werkstätte. Er geniesst den Tapetenwechsel und verfolgt die einzelnen Arbeitsschritte beim Siebdruckverfahren ganz genau. Zum Abschluss dürfen dann aber alle selber Hand anlegen und eine Tasche mit einem Logo bedrucken. «Mir hat der ganze Tag sehr gut gefallen. Er ging nur zu schnell vorbei. Ich freue mich bereits auf nächstes Jahr», sagt Sandra Torgler.

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