22.10.2019

Befestigungen entdeckt

Der Archäologe Wolfgang Neubauer und sein Team haben gestern in Altstätten gearbeitet.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Wolfgang Neubauer, der sich mit neuen Messmethoden in der Archäologie in den vergangenen zwei Jahrzehnten international einen Namen geschaffen hat, war gestern oberhalb des Städtlis an der Arbeit. Neubauer, der in Altstätten geboren und aufgewachsen ist, richtete 2010 ein eigenes Institut für archäologische Prospektion und virtuelle Archäologie ein, das heute 35 Mitarbeitende zählt.Es war eine grosse befestigte AnlageEtwa einen Kilometer unterhalb des Restaurants Zoll an der Alten Stossstrasse, wo im Wald oberhalb des Luterbachtobels ein Hochplateau liegt, war das dreiköpfige Team mit Messungen beschäftigt. Letzte Mauerreste der Burg Alt-Altstätten sind auf einem Hügel zu sehen, oberhalb einer von grossen Bäumen eingefassten Wiese. Aufgrund früherer Grabungen ging man davon aus, die Burg habe nicht aus viel mehr bestanden als dem steinernen Bau auf dem Hügel. In Begleitung eines Assistenten und einer Praktikantin begann Wolfgang Neubauer gestern damit, den Fuss des Hügels und die angrenzende Wiese mit einem speziellen Bodenscanner zu erkunden. Es war eine schweisstreibende Arbeit, das schwere Gerät Bahn für Bahn über die Wiese, den Hügel hinaus zu bewegen. Die Mühe aber hat sich gelohnt.Nach gut einer Stunde stand fest: Bei Alt-Altstätten handelte es sich um eine ganze, sehr stark befestigte Burganlage. Wolfgang Neubauer sagte mit einem Lächeln: «Das war keine Mickymaus-Anlage, sondern eine grosse, von mehreren Verteidigungsgräben sehr stark befestigte Anlage.» Am Rand der Wiese existierte einst eine Mauer. Unterhalb des einstigen Walls, von dessen Existenz an der Oberfläche nur ein paar Steine zeugen, ziehen sich die Verteidigungsgräben talwärts.Im Winter geht die Arbeit weiterWegen der üppigen Vegetation sind die Arbeiten in dem in Richtung Städtli steil abfallenden Gelände schwierig. Deshalb kommt kommenden Winter ein spezieller Laser zum Einsatz, mit dem die ganze Umgebung Punkt für Punkt erkundet wird. Mittels modernster Technik sind die Forscher so in der Lage, auf den Bildern die Vegetation verschwinden zu lassen und darunterliegende Schichten freizulegen. Das Geschehen auf dem Plateau über dem Luterbach beobachteten gestern ein paar Zaungäste, unter ihnen Ueli Bietenhader, der als Sekundarschüler Alt-Altstätten erforscht hatte, der Kantonsarchäologe Martin Schindler und der ehemalige Mittelschullehrer Peter Bützer. Letzterer hat die Nachforschungen bei Alt-Altstätten initiiert.Sobald alle Details zu den Ausmassen von Alt-Altstätten vorliegen, wird sich zeigen, ob es sich um eine für die Zeit gewöhnliche Burganlage handelt oder ob über dem Luterbach-Tobel einst eine Festung über Altstätten wachte.

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