27.12.2020

«Bedarf steigt mit dem Angebot»

Die Primarschule Marbach will im Sommer einen Schülerhort eröffnen. Dies obwohl die Nachfrage eher klein ist.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Monika von der LindenLäutet in Marbach die Schulglocke das Unterrichtsende ein, hört auch die Betreuung der Schülerinnen und Schüler auf. Sie gehen nach Hause, zu den Grosseltern oder zur Tagesmutter. Kindern im Alter von 18 Monaten bis zum Eintritt in den Kindergarten können die privat geführte Kita Freiland auf einem Bauernhof besuchen. Einen Schülerhort gibt es im Dorf nicht.Ob Eltern Bedarf an einem Betreuungsangebot für ihre Schulkinder haben, ermittelte der Gemeinderat im vergangenen Jahr mittels eines Fragebogens. Fazit: «Der Bedarf ist zu klein», sagt Sandra Hengartner. Die Primarschulleiterin nennt zwei Gründe: «Der Rücklauf war nur gering und unser Dorf ist gut organisiert.» Will heissen, die Nachbarschafts- und Freundschaftshilfe funktioniert gut und viele Kinder werden von den Grosseltern betreut.Mit dem Umfrageergebnis gibt sich die Schule nicht zufrieden. Sie hat selbst die Initiative ergriffen und ein Konzept zur Führung eines Schülerhorts erarbeitet. «Der Bedarf steigt mit dem Angebot», sagt Sandra Hengarnter. «Relativ klein heisst nämlich nicht, dass es gar keinen Bedarf gibt. Alles fängt einmal klein an.» Ein fixes Betreuungsangebot der Schule böte eine Alternative zu bisherigen Möglichkeiten und liesse Eltern ihren Alltag besser planen.Der Schülerhort kann im Sommer startenDie Vorbereitungen sind recht weit fortgeschritten. Ende November suchte die Schule mittels eines Inserats eine pädagogische Leiterin oder einen Leiter für den Hort. Es gingen mehr als ein Dutzend geeignete Bewerbungen ein. «Auch aus dem Dorf habe ich ein durchweg positives Echo erhalten.» Die Rückmeldungen und die Zustimmung der Marbacher zum kantonalen Gesetz zur schulergänzenden Kinderbetreuung am 29. November in Höhe von 60,3% bestätigt die Schulleiterin im Vorgehen. Marbach ist eine eher konservativ eingestellte Gemeinde. Es leben dort aber auch viele Zugezogene und berufstätige Mütter. «Eine Gemeinde sollte heute einen Schülerhort anbieten. Das erhöht ihre Attraktivität.»Vorausgesetzt, die Bürgerinnen und Bürger stimmen dem Budget im Frühjahr zu, wird der Schülerhort voraussichtlich zum Schuljahresbeginn 2021 eröffnen.Ehemaliges Lehrerhaus wird zum HortDie Raumfrage ist bereits geklärt. Dort, wo einst Lehrer auf dem Areal des Schulhauses Feld wohnten, sind das Büro von Sandra Hengartner und Schulsekretärin Monika Ritter untergebracht. Beide wechseln in ein Schulzimmer, das zum Grossraumbüro umfunktioniert wird. Das so frei werdende ehemalige Lehrerhaus bietet dem Schülerhort alle Räume zur Erledigung der Hausaufgaben und Gestaltung der Freizeit – ähnlich wie in einer Familie. In der Küche im Parterre wird der Mittagstisch für die Kinder gedeckt. Das Büro der Schulleiterin wird zum Spielzimmer. Den Schulspielplatz benutzen die Kinder mit und werden an Projekten teilnehmen und Ausflüge unternehmen.Im vorliegenden Konzept hat die Schule die Öffnungszeiten geregelt: Morgenzeit ist täglich von 7 bis 8 Uhr mit Frühstück. Der Mittagstisch ist von 11.40 bis 13.30 Uhr geöffnet. Als früher Nachmittag gilt die Betreuung von 13.30 bis 15.15 Uhr. Ein Zvieri wird am späten Nachmittag (15.15 bis 18 Uhr) gereicht. Die Elemente können einzeln gebucht werden, der Mittwochnachmittag nur komplett. Auch unabhängig von der Betreuung kann man die Hausaufgabenhilfe nutzen. Der Hort ist an fünf Wochen im Jahr geschlossen, drei Wochen im Sommer und zwei Wochen in den Weihnachtsferien. «Wir bieten keinen Hütedienst an. Der Kinderhort ist Bestandteil einer fixen Tagesstruktur», sagt Sandra Hengartner. Die Tarifordnung hat die Schule gleich den Nachbargemeinden gestaltet. «Wir wollen niemanden konkurrenzieren.»Sandra Hengartner bildet als Schulleiterin gemeinsam mit dem Schulrat die Fachkommission. Die Hortleitung ist für den Betrieb verantwortlich. Die Kinder werden weiter von einer ergänzenden Betreuungsperson und einem Praktikanten betreut. «Wir werden ein Ausbildungsbetrieb. Nach zwei Jahren kann der Praktikant eine Ausbildung machen.»

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