28.02.2018

Bauern wussten sich zu helfen

Heute treffen sich Landwirte von Thal bis Balgach zur 150. Hauptversammlung der Bäuerlichen Vereinigung unteres Rheintal. Zum Jubiläum erscheint eine Chronik, die viel über die Verbandsgeschichte preisgibt.

Von Seraina Hess
aktualisiert am 03.11.2022
Seraina HessDie Bäuerliche Vereinigung unteres Rheintal ist einer von acht regionalen Verbänden, die der Dachorganisation, dem St. Galler Bauernverband, unterstellt sind. Meist sind sie deckungsgleich mit den politischen Wahlkreisen, wobei sich der Verband des Unterrheintals noch immer auf den ­alten Wahlkreis bezieht. Beim St. Galler Bauernverband heisst es, die Regionalorganisationen seien zuständig für die Meinungs- und Willensbildung der Mitglieder – doch politisiert wird bei den Unterrheintaler Landwirten schon lange nicht mehr, sagt Kantonsrat und Diepoldsauer Landwirt Peter Kuster, seit 1996 Präsident der Bäuerlichen Vereinigung: «Heute stehen das Kulturelle und der Austausch im Mittelpunkt, um alles andere kümmert sich der Dachverband. Das war aber nicht immer so.»Salz fürs Vieh geschmuggeltWie sich die regionale Vereinigung, die gemäss Kuster zwischen 140 und 150 Mitglieder von Thal bis Balgach zählt, in den letzten anderthalb Jahrhunderten entwickelt hat, ist der Chronik zu entnehmen, die der Verband zum Jubiläum herausgibt – und heute Abend den Mitgliedern präsentiert. Gegründet wurde der damalige Landwirtschaftliche Bezirksverein Unterrheintal im Jahr 1868 als eine Art Selbsthilfe-­Organisation. Einer der ersten Verhandlungsgegenstände zeigt denn auch, dass die Politik damals im Vordergrund stand: «Das Salz kostete im Thurgau 6 Rp. das Pfund, im St. Gallischen war es teurer und wurde deshalb (…) vielfach aus dem Mostkanton hergeschmuggelt. Es wurde deshalb eine Eingabe an den Regierungsrat beschlossen, es möchte der Salzpreis auf 6 Rp. reduziert werden.»Hilfestellung bei GesetzesrevisionZuletzt Hilfe geleistet hat der Verband seinen Mitgliedern in den 1990er-Jahren, als National- und Ständerat mit einer Revision des Landwirtschaftsgesetzes die Einführung der allgemeinen und ökologischen Direktzahlungen beschlossen haben – bis dahin war die staatliche Stützung des Einkommens für die Landwirtschaft allein über Preis- und Mengenerhöhung möglich. Über ihre Rechte informieren konnten sich die Landwirte über den Verband, der Referate veranstaltete und Fachpersonen zur Beratung verpflichtete.Weniger auf Anliegen der Bauern, sondern auf Gesellschaftliches und Berufliches ­konzentriert sich der Verband heute, weshalb an der Hauptversammlung zum 150-Jahr-Jubiläum nichts Aussergewöhnliches zu erwarten sei, abgesehen von einer musikalischen Darbietung. Das Jahresprogramm bestünde vor allem aus Flurbegehungen, Fachkunde-Ausflügen zu landwirtschaftlichen Betrieben im nahen Ausland oder Kursen zu Pflanzenbau und Tierhaltung. «Wobei uns im Bereich Ausbildung das Landwirtschaftliche Zentrum in Salez in den letzten Jahrzehnten den Rang abgelaufen hat», sagt Kuster. Trotzdem sei die Beteiligung der ­Bauern an Veranstaltungen stets gross: Bis zu 80 Personen nähmen jeweils an den Hauptversammlungen teil – was zeige, dass der Zusammenhalt, in welcher Form auch immer, noch heute wichtig sei.

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