Die Regierung erarbeitet momentan einen Bericht zu den Perspektiven der Landwirtschaft im Kanton St. Gallen. Anlass dazu war ein Postulat, das von SVP, FDP, CVP und Grünliberalen im November 2017 gemeinsam eingereicht wurde und vom Kantonsrat im Februar 2018 ohne Gegenstimmen gutgeheissen worden ist. Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Ressourcenschonung seien damals nicht Teil des Fragenkatalogs gewesen, hält Meinrad Gschwend, Kantonsrat der Grünen Partei aus Altstätten, nun in einem neuerlichen Postulat fest. Weil sich in der Zwischenzeit gezeigt hat, wie brennend diese Fragen sind, fordert Gschwend von der Regierung einen Zusatzbericht zu diesem Themenfeld oder eine entsprechende Ergänzung im Bericht, der momentan erarbeitet wird.Intensivlandwirtschaft führt zu ArtensterbenDie St. Galler Landwirtschaft könne nur einen wichtigen Beitrag zur Lebensmittelselbstversorgung leisten, wenn bei der Produktion der Lebensmittel die natürlichen Ressourcen geschont werden, hält Gschwend fest. Mit der Nachhaltigkeit ist es in der St. Galler Landwirtschaft aber nicht weit her, findet er. Deren Intensivierung habe die Artenvielfalt auf Äckern und Wiesen massiv verringert; wichtige Biodiversitäts-Hotspots seien ernsthaft bedroht.Meinrad Gschwend listet darum nun seinerseits eine ganze Reihe Fragen und Forderungen auf, die er im Bericht der Regierung berücksichtigt haben will. So fordert er Anreize für eine Produktion ohne synthetische Pflanzenschutzmittel und für die Speicherung von Regenwasser zur Bewässerung. Bei der Betriebsberatung soll die Ökologie mehr Gewicht bekommen. Und auf weitere Meliorationen sei zu verzichten: Sie führten lediglich zu einer Intensivierung der Produktion. Stattdessen sei eine ökologischer produzierende Landwirtschaft mit kleineren Betrieben zu fördern.Weniger Vieh, keine Intensivproduktion im RietEinige weitere Forderungen hätten für die Bauern unter Umständen schwerwiegende Konsequenzen, nicht zuletzt im Rheintal. So fordert Gschwend die Reduktion der Viehbestände in Regionen, in denen die Ammoniakimmissionen durch technische Massnahmen nicht auf ein naturverträgliches Mass zurückgehen. Futtermittel sollen grundsätzlich im Kanton selbst produziert werden, was auf ein Importverbot hinausläuft. Besonders betroffen wäre das Rheintal von Gschwends Forderungen zum Bodenschutz: Auf Torfböden – was grosse Landwirtschaftsflächen im Rheintal sind – dürfe es keine Intensivproduktion mehr geben; auch Bodenaufwertungen will Meinrad Gschwend auf solchen Böden verbieten.Zudem sollen für den Naturschutz bedeutende Flächen bis 2025 eigentümerverbindlich geschützt werden. Umgekehrt sollen Betriebe mit mindestens einem Viertel Biodiversitätsförderflächen administrativ entlastet werden. Für solche Betriebe mit hohem Ökoflächenanteil käme für Gschwend auch ein Verzicht auf die Festlegung eines frühesten Schnittzeitpunkts auf Extensivflächen in Frage.