Gert BrudererIn Rebstein fährt Emanuel Heller mit dem Roller daher, um den Billettautomaten zu benützen. Allerdings nicht, um eine Fahrkarte zu lösen, sondern um eine aufgeladene Paysafecard zu haben und mit ihr sicher im Netz einkaufen zu können.Früher habe er jeweils sein Handyguthaben am Bahnhof aufgeladen, was die Mutter in Altstätten immer noch tue.Sollte jemand glauben, an Billettautomaten gebe es nichts ausser Fahrkarten, der staunt, wenn er das Angebot durchgeht. Es gibt Geschenkkarten für Netflix, den App Store, Nintendo und anderes, Eintrittskarten für Zoos, die Olma, den Baumwipfelpfad, Tierli Walter und vieles mehr.Besonders eine der vielen Nutzungsmöglichkeiten löst jeweils rundum Erstaunen aus, wird sie erwähnt: Die Automaten laden sogar zum «Bitcoin aufladen» ein.Buschauffeure als AutomatenersatzAn einem Dienstagnachmittag hat am Bahnhof in Oberriet innert zwei Stunden ein einziger Fahrgast ein Billett am Automaten bezogen. Was hier auffiel: Buschauffeure sind sozusagen der Automatenersatz. Die 63-jährige Montlingerin Margrit Hutter zum Beispiel, die einkaufen war, löst ihre Fahrkarte immer im Bus. Das macht sie auch für ihre regelmässigen Ausflüge nach Appenzell und die Fahrt in der «Gaiserbahn».Sowieso auf keinen Automaten angewiesen sind die vielen Nichten und Neffen der Montlingerin, unter denen das Zahlen per Handy verbreitet ist.Keiner der Rheintaler war ohne BargeldVon Jansen her kommt Simon Ryser zum Bahnhof, ein Luzerner, 35-jährig, der zum zweiten Mal in diesem Jahr geschäftlich im Dorf zu tun hatte. Obschon ein Landei, nutze er die digitalen Möglichkeiten, sagt der auf dem Land aufgewachsene Unternehmer. Seit einem Jahr bezahlt er praktisch alles mit dem Handy, auch das E-Banking erledigt er mit dem mobilen Gerät, ergänzend hat er noch eine Kreditkarte im Sack. Aber Bargeld? – «Null», versichert er. Nein, nie. «I bruuch’s eifach nümm.» Für die Fortbewegung in Bus und Bahn nutzt er die SBB-Bezahl-App.Von den zwölf befragten Rheintalerinnen und Rheintalern geht niemand so weit. Sogar unter den Jungen ist das Barzahlen nicht generell aus der Mode.Die 22-jährige Nathali Gschwend aus Rebstein sagt, sie würde den Billettautomaten vermissen, wäre er nicht mehr da. Sie löst das Monatsabo zwar am Schalter des Altstätter Bahnhofs, Tagesbillette aber am Automaten. Daheim nutzt sie das E-Banking, auswärts zahlt sie immer bar.Die gleichaltrige Kollegin zahlt sogar «noch mit dem Büechli» ein, der Freund hingegen ist entschieden weiter, der zahlt alles mit dem Handy.Die Rebsteiner Gemeinderätin Monika Böhrer, die gerade von der Arbeit kommt und sich als «ziemlich digital» bezeichnet, kauft Mehrfahrtenkarten am Automaten, den sie monatlich zumindest einmal nutzt. Obschon: Ein Billett hat die 56-Jährige auch mit dem Handy schon gekauft. Fürs Zahlen in Geschäften hat sie eine Karte, Bargeld gibt sie nur sehr selten aus, doch ginge sie nie ohne Bargeld aus dem Haus. Das treffe auch auf ihre 20-jährige Tochter zu, mit einem Lächeln fügt sie an: «Soviel ich weiss.»Immer den Überblick habenEinen wichtigen Aspekt nennt nicht nur Carmen Wüst. Die 51-Jährige aus Oberriet, die ihre Monatsabos für die Fahrt zur Arbeit stets im Bus bezieht, hat dank der regen Bargeldnutzung einen guten Überblick über die jeweils verfügbare Summe. Hinzu kommt ein gewisses Misstrauen der elektronischen Welt gegenüber, das auch andere erwähnen. Was tun, wenn das System ausfällt?Wer dann auf den Zug muss und kein Geld dabei hat, wäre aufgeschmissen.Unabhängig mit Barem im SackAuch Betrügereien, Datendiebstahl, heisst es mehrmals, seien nicht ganz auszuschliessen. Bargeldzahlungen sind fix und anonym und hängen nicht von Dritten oder von der Technik und der Stromversorgung ab.Doch unabhängig von der Zahlungsart: Die Hälfte der befragten öV-Nutzer sagt, sie würden Billettautomaten, sollten diese eines Tages nicht mehr da sein, ganz bestimmt vermissen.