20.11.2019

«Barbarischen Gestank» beseitigen

Altenrhein verliert die Geduld, weil es von der ARA her oft kräftig stinkt. Diese verspricht, das Problem zu lösen.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererAllerdings ist der Grund für den seit Sommer vermehrt schlechten Geruch noch nicht bekannt. Das erschwert es, die richtigen Massnahmen zu treffen.Auf Dienstag abend war die betroffene Bevölkerung in die Abwasserreinigungsanlage eingeladen. ARA-Geschäftsführer Christoph Egli erklärte, weshalb der teils üble Geruch sich nicht schneller beseitigen lasse, und äusserte sich über das bisherige und das weitere Vorgehen.Mit Hilfe von Probanden im Dorf versuche man der Sache auf den Grund zu gehen, strukturiert und mit Messungen. Die dritte hat am Tag der Informationsveranstaltung stattgefunden, ein erstes Ergebnis lag tags darauf vor. Es nährt die Zuversicht, dass die Bevölkerung bald aufatmen kann.Anwohner unzufrieden mit KommunikationDer Anlass in der ARA liess grossen Unmut der Anwohner erkennen. Sie rügten die aus ihrer Sicht völlig ungenügende Kommunikation und schlugen vor, die ARA könne doch auf ihrer Webseite in kurzen regelmässigen Abständen über den Stand der Dinge berichten. Ein Zeltplatzbetreiber sagte, für ihn gehe es um die Existenz. Letzte Woche habe es «elfmal gestunken, zweimal barbarisch».Ein Vermieter beklagte die Wertminderung seiner Wohnungen.Unzufriedenheit besteht auch insofern, als manche Anwohner in den letzten fünf Monaten nicht den Eindruck gewannen, man würde sich für ihre Sorge ernsthaft interessieren.Dem widersprach sowohl ARA-Geschäftsführer Egli als auch Verwaltungsratspräsident Robert Raths heftig.Den Vorschlag eines Versammlungsteilnehmers, mit einem standardisierten Fragenkatalog liesse sich die Bevölkerung einbinden und die Ursache für den Geruch vielleicht eher finden, nahm Egli als naheliegende Idee zwar wohlwollend zur Kenntnis. Übertriebener Aktivismus sei aber nicht zielführend, sagte er. Die zur Verfügung stehenden Daten müssten im Grunde genügen.Dass der Gestank sich nicht längst vertreiben liess, begründete Christoph Egli unter anderem damit, dass es nicht permanent, sondern nur zeitweise übel riecht. Ebenso wie die Windrichtung oder die Temperatur erschwere dies ein konsequentes Erforschen der Ursache. Auch Lieferfristen seien hinderlich.Derzeit ist die ARA damit beschäftigt, eine grössere Pilotanlage aufzubauen, die eine systematische Lösungssuche ermöglichen soll. Dabei werde «mehrgleisig gefahren», sagte Egli.Mehr entwässerterSchlamm als früherEinen konkreten Anhaltspunkt gibt es immerhin.In jüngerer Zeit wird etwas mehr entwässerter Klärschlamm angeliefert als früher. Ökologisch ist das sinnvoll. Doch das leicht veränderte Verhältnis zwischen flüssigem und entwässertem Klärschlamm hat eine Anpassung der Schlammförderung in der ARA erfordert. Heute kommt der Schlamm deshalb spaghettiförmig und nicht mehr brockig aus dem Fördersystem.Seit dies so ist, klagt die Bevölkerung über den immer wieder übermässigen Gestank. Ob zwischen betrieblicher Anpassung und Geruch ein Zusammenhang besteht, ist aber unklar. Massnahmen, die eventuell Abhilfe schaffen, nannte der ARA-Geschäftsführer einige. Als einfachste kommt die Verwendung eines anderen Oxidationsmittels in Frage – die Auswechslung des bisher verwendeten Javelwassers gegen Wasserstoffperoxid.Diese Änderung hat die ARA diesen Montag vorgenommen. Am Tag nach der Info-Veranstaltung weiss Christoph Egli dank der jüngsten Messnungen: «Geruchsmessungen zeigen eine Verminderung der Geruchstoffkonzentration», zudem sei die Geruchsfarbe verändert. Je nach Ergebnis der laufenden Untersuchungen kommt allenfalls eine Ergänzung des Abluftsystems in Frage – eine Abluftkondensation, eventuell unter Einsatz von Aktivkohle.Als weiteres Beispiel nannte Egli eine allenfalls vorzuziehende Ersatzinvestition: Würde der Schlammtrockner durch eine Anlage der neusten Generation ausgetauscht, ermöglichte dies eine Abluftmengenreduktion. Auch von nicht näher beschriebenen Übergangslösungen war am Dienstag die Rede.Als Christoph Egli seinen Job 2006 in Angriff nahm, «hät’s au gschtunke». Schlimm sogar. Ausgerechnet an Weihnachten kam es zum «Gau».Damals war dem üblen Geruch durch den Einbau eines Abwasserlüfters beizukommen.Task Force «ist mitHochdruck am Werk»Völlig frei von Immissionen ist eine Abwasserreinigungsanlage zwar nie, doch vom derzeit herrschenden gravierenden Problem blieb Altenrhein in den letzten zehn Jahren verschont. Um den gegenwärtigen Gestank auszumerzen, ist eine Task Force mit Fachleuten am Werk. Wie bereits 2006 ist Jean-Marc Stoll involviert, der Leiter der Fachstelle für Luft an der Hochschule Rapperswil.Robert Raths versicherte am Dienstag, die Verantwortlichen seien «mit Hochdruck dabei, das Problem zu lösen». Der Angst, die unbefriedigende Situation könnte zum Dauerzustand werden, wirkten Raths und Egli mit einem klaren Versprechen entgegen. Der übermässige Gestank werde beseitigt, so schnell wie möglich. Aber zaubern, meinte Egli, könne man halt leider nicht.

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