05.12.2020

Bagger ersetzen Sprengstoff

Wegen der empfindlichen Geräte der Swisscom kann auf dem Gipfel des Hohen Kastens nicht gesprengt werden. Der Stollen für den neuen Schräglift zum Drehrestaurant muss daher mit Baggern aus dem Fels gehämmert werden.

Von Karin Erni
aktualisiert am 03.11.2022
Von der Bergstation der Seilbahn Hoher Kasten zum Drehrestaurant führt ein kleiner, relativ steiler Tunnel. Dieser ist aktuell noch weniger einladend als sonst. Der höhlenartige Raum ist erfüllt von ohrenbetäubendem Lärm und herumwirbelndem Staub. Drei Bagger hämmern in mühseliger Kleinarbeit den harten Fels Stück für Stück weg.Mit den Abbauarbeiten soll Platz für einen Schräglift geschaffen werden. Ab nächstem Frühjahr wird dieser die Gäste, die nicht mehr so gut zu Fuss sind, auf den Gipfel befördern.Martin Ebneter, der Geschäftsführer der Hoher Kasten Drehrestaurant und Seilbahn AG, freut sich: «Mit dieser Investition erfüllen wir das Behindertengleichstellungsgesetz im gesamten Unternehmen.»Der Lift habe aber noch weitere Vorteile, so Ebneter. «Mit ihm kann neu die gesamte Logistik des Drehrestaurants abgewickelt werden.» Der Hohe Kasten mit seinen rund 165000 Besuchern pro Jahr benötigt eine Infrastruktur wie ein kleines Dorf. Essen und Getränke müssen hinauf- und Abfälle hinunterbefördert werden. Fast alle Transporte erfolgen mit der Seilbahn, die vier Tonnen tragen kann. Sie schafft sogar das Trinkwasser heran, denn der Hohe Kasten liegt in einem Karstgebiet. Die Niederschläge versickern und es gibt keine Quellen.Martin Ebneter ist froh, dass die Warentransporte künftig mit dem Lift erfolgen können. «Die Rampe weist eine 20-Grad-Steigung auf. Sie ist relativ gefährlich mit dem Stapler zu befahren. Wir haben zwar eine Spezialbewilligung, doch wir sind froh, dass wir bald eine bessere Lösung haben», sagt Ebneter.Die Felsarbeiten führt ein Team der Firma Eberle Landschaftsbau in Herisau aus. Dieses Unternehmen sei spezialisiert auf solche Aufträge, sagt Martin Ebneter. «Wir haben schon mehrfach mit ihm zusammengearbeitet und waren immer sehr zufrieden mit der Ausführung.»Wegen der empfindlichen technischen Geräte der Swisscom im Gipfelturm darf im Fels nicht gesprengt werden. Daher müssen die Bagger eingesetzt werden. Sie arbeiten mit Elektroantrieb, um die Atemluft für die Bauarbeiter nicht noch mehr zu belasten. 300 Kubikmeter Kalkstein wurden bereits herausgemeisselt. Rund dreimal mehr Aushub soll es zum Schluss sein.Die Steinbrocken werden derzeit noch auf dem Gipfel zerkleinert. «Der scharfkantige Schotter ist ein gutes Material zum Ausbessern der Wanderwege, weil er sich gut verfestigt», sagt Ebneter. Nach dem Wintereinbruch muss das Gestein dann aber mit der Bahn ins Tal transportiert werden. Es wäre zu unsicher, weil es durch die Schneelast abrutschen und zu Steinschlägen kommen könnte.Tunnel soll einladender werdenEin Lift stand schon lange auf der Wunschliste der Kastenbahn. Bereits 2007, gleichzeitig mit den ersten Ideen für das Drehrestaurant, existierten Pläne. Gemäss diesen wären die Besucher aber durch einen ebenen Tunnel zum Lift gegangen und direkt zum Restaurant hochgefahren. «Das wäre aber viel zu teuer gewesen», sagt Martin Ebneter. «Mit der jetzigen Lösung holen wir das Optimum für die Gäste heraus und bleiben mit den Kosten im Rahmen.» Der neue Schräglift wird durch die Firma Inauen-Schätti AG aus dem glarnerischen Schwanden gebaut. Die Eröffnung der Anlage ist im Mai 2021 vorgesehen.Neu soll der Tunnel zusätzlich mit Licht-, Audio- und Videoinstallationen einladender gestaltet werden. Die Ideen dafür kommen vom Architekturbüro rk studio aus Biel. Die Multimediaproduktionen realisiert die Firma Tweaklab aus Basel.Wegen des Coronalockdowns im Frühjahr war die erste Bauetappe bereits auf den Mai vorgezogen worden. Am 7. Mai lag die Baubewilligung vor. Als Erstes wurde eine Betondecke realisiert. Diese Arbeiten mussten abgeschlossen sein, bevor die Bahn wieder in Betrieb gehen konnte. Die Kastenbahn konnte daher erst am 4. Juli in die Sommersaison starten. Normalerweise hätten Bahn und Drehrestaurant auch im Winter geöffnet. «Vor allem die schönen Wochenenden haben uns immer viele Besucher beschert», sagt Ebneter. «Derzeit kommen eher ungebetene Besucher. Trotz Schnee, Absperrungen und Warntafeln kämpfen sich auch jetzt noch viele Wanderer auf den Gipfel. Ich habe immer Angst, dass einmal einer von einem Stein getroffen wird.»

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