26.03.2019

Bärenstarker Walzehüüsler

Der 22-jährige Judoka Jonas Schmid vom Judo- und Ji-Jitsu-Club Rheintal wurde in seiner Wohngemeinde Walzenhausen für seinen bärenstarken Auftritt an den Special Olympics Summer Games in Abu Dhabi gefeiert.

Von Isabelle Kürsteiner
aktualisiert am 03.11.2022
Jonas Schmid hatte das Aufgebot für die Special Olympics Summer Games von seinem Vereinstrainer Mario Bontognali aus Rebstein erhalten. Auch der balgacher Mike Reyes gehört zum 94-köpfigen Schweizer Team in den Vereinigten Arabischen Emiraten.Um Land und Leute kennenzulernen, reisten die Schweizer schon eine Woche vor dem Wettkampf an. Mit strahlenden Augen erzählt der Grüngurt von seinem Ausflug in die Wüste und einem Kamelritt sowie dem Besuch der Schweizer Botschafterin. „Die Leuten waren sehr nett, hilfsbereit und haben viele Fotos von uns gemacht“, erzählt der Athlet. Damit sie so viele Eindrücke wie möglich sammeln konnten, wurden Schmid und seine Kollegen von Volontären betreut.Bärenstarke KämpfeNach vier Tagen reisten die Judokas nach Abu Dhabi. Ihr Hotel lag direkt neben der Sportanlage. Bisher war Jonas Schmid immer ohne Begleitung der Familie ins Ausland gefahren. Als dann plötzlich Vater Stefan und Bruder Benjamin in der Halle standen, war die Freude riesengross. Der 22. Geburtstag wurde im House of Switzerland gleich neben dem Hotel gefeiert.Dann galt es ernst. Speziell waren die Volontäre, die mit den Kleidern vorangingen: „Sonst habe ich immer alles selber getragen“. Auch der Trainer betreute nicht wie sonst an der Matte stehend, sondern von einem Coaching-Pult aus. „Es waren vier schwere Kämpfe gegen Gegner aus Syrien, Indien, dem Vereinigten Arabischen Emirat und der Elfenbeinküste.“ Nachdem Schmid gegen die levelmässig überlegenen Judokas die ersten zwei Kämpfe verlor, stand fest, dass auch Bronze nicht mehr im Bereich des Möglichen lag. Aber dies hinderte Jonas Schmid nicht, bis zum Schluss alles zu geben. Sein Trainer bestätigte ihm: „Du hast bärenstark gekämpft“. Denn er musste als Level-4-Kämpfer gegen Konkurrenten des Levels 4-5 antreten. Jonas Schmid freut sich: „Mein Einsatz hat mir den fünften Rang ermöglicht. Ganz speziell war, auf dem Podest zu stehen, weil weltweit Sportler dabei gewesen sind.“ Und die Wertschätzung durch Familie, Umfeld und auch Politik war gross. Nationalrat Christian Lohr war zwischen zwei Debatten in Bern für einen Augenschein nach Abu Dhabi geflogen. Vom Judo und Ju-Jitsu Verband Schweiz erhielt Jonas Schmid ebenfalls ein Gratulationsschreiben.Schalk und SelbstvertrauenUm seinen Geburtstag und den fünften Platz mit Familien und Freunden zu feiern, fand am Freitagabend ein Empfang in Walzenhausen statt. Zuvor war die Schweizer Delegation bei ihrer Ankunft am Flughafen frenetisch gefeiert worden; mit Kuhglocken, sodass sogar die Polizei etwas Ruhe erbat. Am Abend gratulierten Familie, Freunde und Arbeitskollegen vom Reithof in der Rüti in Grub, wo Jonas Schmid mit Pferden arbeitet. Lachend und selbstbewusst schritt Jonas Schmid durch den Spalier auf den Banner „Schmid Walzehuuse“ zu. Dabei lüftete er keck seinen Strohhut und bedankte sich damit für den Empfang. Realistisch beschrieb er seine Wettkämpfe und das Erlebte. Dabei blitzten seine Augen immer wieder vor Freude auf.Respekt und RücksichtFür die nächsten World Sommer Games wolle er einem anderen Judoka Platz machen wolle, sollte er selektioniert werden. Die anderen Sportler sollten ebenso wie er einen Wettkampf mit Athleten aus der ganzen Welt erleben können. Das ist der Spirit von Special Olympics, der seinem Vater Stefan an den verschiedenen Wettkampfstätten oft einen Schauer über den Rücken jagte. Ob Erster oder Letzter, ob Teammitglied oder nicht - immer jubelte die ganze Gruppe, feierte den Einsatz oder tröstete, wenn es nicht klappte.Mut machenJonas Schmid ist auch denk des Judos zu dem schalkhaften jungen Mann geworden, der er heute ist. Als Kind war er lange sehr schüchtern, hatte wenig Selbstvertrauen. Mutter Myriam Schmid sagt: „Beim Empfang in Walzenhausen war auch Jonas' frühere Spielgruppenleiterin anwesend. Sie bestätigte mir die grosse Entwicklung, die Jonas in den knapp 20 Jahren gemacht hat. Wir sagten uns: Hetsch da do glaubt? Nein, hätten wir nicht. Darum gehen wir auch immer wieder an die Öffentlichkeit. Wir wollen Familien mit Kindern mit einer Beeinträchtigung Mut machen, dass Fortschritte möglich sind, manchmal in kleinen Schritten, aber es kann erreicht werden, was dem Kind, bei uns unserem Sohn Jonas Freude macht. Das wiederum gibt ihm Sicherheit und Selbstvertrauen.“

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