Kurt LatzerDas Rheinbähnli(e), dessen Name sich in den Sprachen beidseits des Grenzflusses durch den letzten Vokal unterscheidet, ist ein Teil der Rheinbaugeschichte. Ein Kulturgut. Die Werkbahn erfreut sich international grosser Beliebtheit, ist bereits in der TV-Sendung «Eisenbahnromantik» und vor gut einer Woche an den Dampfboot-Tagen in Konstanz zu sehen gewesen. In die Schlagzeilen geraten ist das Rheinbähnli letztes Wochenende. Bei Mäder sprang eine Zugkomposition aus den Schienen, Verein und Polizei gehen von Sabotage aus.Für die Brücke ist kein Ersatz vorgesehenAuch die Bahnbrücke von Kriessern nach Mäder ist, besser gesagt war Kulturgut. Vor Jahren hatte sich der jüngst zurückgetretene Rheinbähnli-Präsident und ehemalige Schweizer Rheinbauleiter Leo Kalt für den Erhalt und den Wiederaufbau der Stahlkonstruktion stark gemacht. Vergeblich. Auf Schweizer Seite, im Rheinvorland, zeugen einzig die Betonstützen von der Existenz des Übergangs. Über den Dämmen des Mittelgerinnes bis nach Mäder sind Brücke und Gleise intakt. Bald aber ist auch der Abschnitt Geschichte: «Voraussichtlich innerhalb der nächsten zwei Jahre verschwindet der letzte Rest der Brücke», sagt Hansjörg Lässig, Kassier und zurzeit Co-Präsident des Vereines Rheinbähnli. Die Bahnfahrten vom Bodensee über Lustenau, Widnau und Kriessern zum Kadelberg in Vorarlberg gehören damit endgültig der Vergangenheit an. Im Projekt Rhesi jedenfalls ist kein Ersatz für die Werkbahnbrücke vorgesehen.Ganz abgeschlossen aber haben die Vereinsmitglieder einen zweiten Rheinübergang nicht. «Ziel des Vereins ist das Führen der Bahn, vom Bodensee bis zum Steinbruch Kadelberg in Koblach. Das steht in den Statuten», sagt der Co-Präsident. Visionen gebe es ebenso wie Vorschläge. So habe man Ideen im Agglomerationsprogramm einbringen dürfen, im Rahmen der Förderung des grenzüberschreitenden Langsamverkehrs. «Die Frage ist, ob man in der geplanten Velobrücke über den Rhein ein Gleis integrieren könnte», sagt Lässig. Linienunterbruch in zwei bis drei JahrenEine weitere Herausforderung für den Bahnverkehr ist der Neubau der Rheinbrücke zwischen Fussach und Hard. Während der Arbeiten, die voraussichtlich 2021/2022 beginnen, ist die Bahnlinie an den Bodensee unterbrochen. «Möglicherweise bieten wir dann von Lustenau aus Besichtigungsfahrten zur Brückenbaustelle durch», sagt Hansjörg Lässig. In dieser Zeit ist geplant, die Fahrten von Lustenau über die Wiesenrainbrücke zum Rheinunternehmen Widnau und weiter nach Kriessern zu intensivieren. Spezialfahrten in dieser Richtung gibt es schon heute. «Wir fahren bis zum Übergang Kriessern-Mäder, wo es zu Fuss über die Grenzbrücke und dann ennet dem Rhein mit der Bahn weitergeht», sagt der Co-Präsident, der seit Jahren den Dampflok-Führerschein besitzt.Auch das Rollmaterial beschert den 57 Aktivmitgliedern in den kommenden zwei Jahren einige Arbeit. Wegen eines Rohrbruchs haben sie die Dampflok St. Gallen-Widnau stilllegen müssen. «Wenn alles gut geht, können wir die Lok im Sommer oder Herbst 2019 wieder einsetzen», sagt Hansjörg Lässig. Demnächst will der Vorstand entscheiden, wo die Revision und Abnahme stattfinden soll.