12.07.2022

Badewanne erinnert ans Bad Kobelwies

Die Wirkung des schwefelhaltigen Heilwassers wurde mehrmals gepriesen – 1972 endete die Badetradition in Oberriet.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 02.11.2022
Vor drei Jahren wurde das markante «Bad Kobelwies» in Oberriet abgebrochen, und nur noch ein Rastplatz mit Badewanne erinnert heute an die grosse Heilbad-Tradition.1682 soll ein Jäger die oberhalb des Bades gelegene Kristallhöhle von Kobelwald entdeckt haben. Bereits 1706 beschrieb der Geologe und Naturforscher Johann Jacob Scheuchzer (1672 – 1733) die Höhle und den im Untergrund fliessenden Bach mit seinem schwefelhaltigen Heilwasser. Es wurde in Teucheln (aus ausgehöhlten Baumstämmen zusammengesetzte Leitung) ins Bad Kobelwies geleitet. Das Bad wurde bei Rheuma, Arthritis und Gicht aufgesucht, die damals mit dem Sammelbegriff Glied- oder Gliedersucht bezeichnet wurden.Neben der ursprünglichen, höchst bescheidenen Badhütte entstand ein Neubau mit 48 Wannen, einer ganzen Reihe von Gästezimmern, einem grossen Saal und zwei weiteren kleineren Räumen für Anlässe aller Art.1826 würdigte auch Arzt und Bäderspezialist Gabriel Rüsch (1794 – 1856) das Bad Kobelwies und sein Heilwasser. Er schrieb: «Im Sommer wird das Bad förmlich überrannt, so dass die 30 Gästebetten bei weitem nicht genügen. Deshalb erfolgte die Bereitstellung zusätzlicher Nachtlager auf dem Heuboden eines benachbarten Stalles.»Niedergang nach den WeltkriegenMit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs (1914) blieben die ausländischen Gäste schlagartig aus. Auch die einheimischen Kuranten fehlten weitgehend. Nach Kriegsende folgten lange Krisenjahre, und im Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) verzeichneten Kur- und Hotelbetriebe und damit auch das Bad Kobelwies schwere Zeiten.Ab 1958 befand sich das Bad im Besitz von Sebastian und Elsa Hengartner-Stieger. Das Haus mutierte zum gerne aufgesuchten Restaurant mit lebhaftem Saalbetrieb. Beliebt und gut besucht waren etwa die Unterhaltungsanlässe des Männerchors Kobelwald samt Theateraufführungen. Immer weniger Besucherinnen und Besucher hingegen verzeichnete der Badebetrieb, der 1972 eingestellt wurde. Von 1995 bis 2018 führte Norbert König die historisch bedeutsame Gaststätte.Im Jahr 2018 kaufte die Gemeinde Oberriet die sichtlich in die Jahre gekommene Liegenschaft. Es blieb nur noch der Abbruch, zumal auch Einsturzgefahr bestand. Heute erinnert ein schlichter Rastplatz mit Badewanne und Infotafel an die einst grosse Oberrieter Badetradition, die vor 50 Jahren endete.

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