Vor zwei Wochen wurde bei Landschlacht eine 88-jährige Frau tot aus dem Bodensee geborgen, vergangene Woche ertrank ein 73-jähriger Mann beim Schwimmen im Schwendisee in Wildhaus. Die Fälle zeigen: Baden in natürlichen Gewässern ist für ältere Menschen nicht ungefährlich. Es zeichne sich eine neue Risikogruppe bei den über 65-Jährigen ab, allerdings sei es noch zu früh, von einer Tendenz zu sprechen, sagt Christoph Merki, Sprecher der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG):
Es ist aber eine Altersgruppe, die ich im Auge habe.
Er beobachte seit 2021/2022 einen Anstieg tödlicher Badeunfälle bei älteren Menschen. Woran liegt es, dass immer mehr Seniorinnen und Senioren beim Baden verunglücken? Laut Merki spielt etwa die Tatsache eine Rolle, dass es in der Gesellschaft immer mehr ältere und vor allem bis ins hohe Alter körperlich fitte Menschen gibt.
Muskelkraft und Belastbarkeit lassen nach
Was oft vergessen werde, seien die spezifischen Risiken, die das Schwimmen in öffentlichen Gewässern mit sich bringe, gerade für ältere Menschen, sagt Christoph Merki. Viele Seniorinnen und Senioren würden diesen Sport zwar schon seit Langem betreiben, akzeptierten aber oft nicht, dass sie älter geworden seien, und überschätzten vielleicht ihre Fähigkeiten. Die Muskelkraft lässt nach, und auch das Reaktionsvermögen ist nicht mehr so schnell wie in jungen Jahren. Ebenso verringert sich die allgemeine Belastbarkeit. Diese Faktoren könnten in einer kontrollierten Umgebung wie in einem Schwimmbad aufgrund der Präsenz weiterer Badegäste oder eines Bademeisters ausgeglichen werden, in öffentlichen Gewässern jedoch schnell zur tödlichen Gefahr werden, so Merki.
Hinzu kommt, dass Seniorinnen und Senioren zum Teil allein baden gingen, wodurch im Notfall keine Hilfe in der Nähe sei. Merki sagt:
Bei einem Herzinfarkt an Land ist die Chance relativ gross, dass andere Menschen in der Nähe sind und helfen können, im Wasser sieht das anders aus
Auch schon ein kleiner Krampf, Schwindel oder ein Schwächeanfall können in einem Fluss oder See fatale Folgen haben. Wie kann man Badeunfällen vorbeugen? Christoph Merki rät Seniorinnen und Senioren, ihre körperliche Verfassung realistisch einzuschätzen und in Begleitung oder in ausgewiesenen Badezonen schwimmen zu gehen.
In Begleitung schwimmen ist sicherer
Ebenso sorge das Benutzen von Auftriebsmitteln, wie zum Beispiel einer «Baywatch»-Boje, für mehr Sicherheit im Wasser. Diese besteht aus einem festen, schwimmfähigen Kunststoffkörper mit Haltegriffen und ist mit einer Schwimmleine sowie einem Brustgurt ausgerüstet ist. Sie könne am Körper befestigt werden und behindere wenig bis gar nicht beim Schwimmen, sagt der Sprecher der SLRG.
Zudem sollte auf das Wetter und die Bedingungen im Wasser geachtet werden. Vor allem das Flusswasser könne eine immense Kraft entwickeln, sagt Merki. Einen Sprung ins kalte Wasser sollten gerade ältere Menschen vermeiden, da dies den Kreislauf stark belasten kann.