08.02.2019

Aviatik, Autos und ein Astronaut

Die Arbeiten am Flieger- und Fahrzeugmuseum schreiten voran. Ende Juli eröffnet es nach mehr als zehn Jahren der Planung. Mit dabei: Astronaut Claude Nicollier.

Von Marco Cappellari
aktualisiert am 03.11.2022
Als Hermann Görings Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg die britischen Inseln angegriffen hatte, war sie an vorderster Front an der Verteidigung Englands beteiligt: die Supermarine Spitfire. Das Jagdflugzeug, typisch mit der kreisrunden Bemalung der Royal Air Force, avancierte in der Luftschlacht um Grossbritannien zum Inbegriff modernster Luftfahrttechnologie. Im Jahr 1944 erreichte eine Spitfiremaschine bei Flugtests fast 1000 Kilometer pro Stunde, damals Weltrekord. Angetrieben wurde das legendäre Flugzeug von einem Rolls-Royce-Motor. Der Rolls-Royce Merlin wurde zum Kultobjekt für Aviatikfanatiker weltweit.Einer von ihnen ist Bernhard Vonier, gelernter Fahrzeugbau-Ingenieur und Betreiber des Rolls-Royce-Museums in Dornbirn. Der Vorarlberger entdeckte seine Faszination für den Merlin-Motor, als dieser als Exponat in seinem Museum ausgestellt worden war. «Ich wollte das Triebwerk unbedingt einmal in Aktion erleben», sagt Vonier. «Also habe ich vor über zehn Jahren den Flugschein gemacht.» Seither lässt ihn das Fliegen nicht mehr los. Im Jahr 2009 entstand schliesslich die Idee, die diesen Sommer nach einem Jahrzehnt Planungszeit Wirklichkeit wird: Das Flieger- und Fahrzeugmuseum Altenrhein (FFA), direkt am Flugplatz, öffnet im Juli seine Pforten.140 Exponate auf mehr als 5000 QuadratmeternAuf drei Stockwerken und insgesamt mehr als 5000 Quadratmetern entsteht ein modernes Museum, in dem mehr als 100 verschiedene Fahrzeuge und an die 40 Flugzeuge zu bestaunen sein werden. «Natürlich nicht alle auf einmal, die Exponate werden in regelmässigen Abständen rotiert», sagt Vonier. Denn hinter dem FFA steht ein ausgeklügeltes Museumskonzept. Mittels Smartphone-Anwendungen und moderner Technik soll das interaktive Museum auf die Besucherinnen und Besucher reagieren und die Ausstellung zielgerichtet präsentieren können. «Stichwort Storytelling. Dabei arbeiten wir mit einem Spezialunternehmen zusammen, das zwei Mannjahre in das Projekt gesteckt hat», sagt Vonier.Aussergewöhnlich ist auch die Hebebühne, die künftig die bis zu sechs Tonnen schweren «Vampire» und andere Kampfflugzeuge in die oberen Stockwerke transportiert. «Die Hebebühne ist in der Schweiz einzigartig.» Genauso wie die Tatsache, dass das Museum über eine direkte Anbindung an die Start- und Landebahn des Flugplatzes Altenrhein sowie eine Dachterrasse mit direkter Sicht auf Starts und Landungen verfügt.«Luftfahrt hat oft etwas Elitäres. Unser Museum soll sich aber nicht nur an Liebhaber richten, sondern zu einem beliebten Ausflugsziel für alle werden», sagt Vonier. Zu diesem Zweck gibt es Kooperationen mit verschiedenen regionalen Tourismusorganisationen und Gemeinden. Das Museum biete ausserdem eine «einmalige Eventlocation», die für Anlässe jeder Art gebucht werden kann. «Vom kleinen Apéro bis zum Galadinner können wir hier alles veranstalten», sagt Vonier.Aktuell befindet sich der Bau in der Endphase. Bis Ende März, Anfang April, wird er abgeschlossen sein. Danach beginnt der Museumsaus- und Ausstellungsaufbau. Im Mai, Anfang Juni geht es mit einem sogenannten Soft-Opening los, bevor am Wochenende vom 20. und 21. Juli schliesslich – exakt 50 Jahre nach der ersten Mondlandung – die grosse Eröffnungsfeier stattfindet. Es werden nicht nur mehr als 300 geladene VIP-Gäste erwartet, sondern auch eine echte Schweizer Legende. Der erste und bisher einzige Astronaut der Eidgenossenschaft, Claude Nicollier, wird am Samstag, 20. Juli, an der Eröffnungsfeier teilnehmen und einen Vortrag halten. Und Bernhard Vonier verspricht: «Besucher werden die Fahr- und Flugzeuge auch in Aktion erleben können – etwa einen ‹Hawker Hurricane› oder eine ‹Vampire›».Marco Cappellari

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