30.10.2019

Autozulieferer unter Druck

Die Autokrise in Deutschland hat Auswirkungen auf Zulieferer in ganz Europa. Auch für Firmen im Rheintal?

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt LatzerWie in den letzten Tagen in vielen Medien zu lesen war, steuere die Automobilindustrie in die Krise. «Die Zulieferindustrie warnt vor Kurzarbeit und Pleiten», stand kürzlich in österreichischen Medien.Ein Vorarlberger Zulieferer für Autobauer habe trotz starker Umsatzsteigerungen im vergangenen Monat Konkurs angemeldet. Andere Unternehmen, die von Aufträgen der Automobilindustrie abhängig sind, melden langsameres Wachstum oder Umsatzrückgänge.Im Vergleich zur Wirtschaftskrise 2008, in der die Autoindustrie relativ glimpflich davonkam, sehen Fachleute bei der aktuellen Krise grosse Veränderungen. International stehen bei der Autoindustrie die Zeichen auf Sturm, namhafte Hersteller haben den Ausstieg von Verbrennungsmotoren und rigorose Sparprogramme angekündigt.SFS profitiert vom Trend zu ElektrofahrzeugenEine der Firmen im St. Galler Rheintal, die direkt oder indirekt von der prognostizierten «Autokrise» betroffen sein könnten, ist SFS. Das Unter-nehmen ist einer der grössten Arbeitgeber in der Region. «Der Anteil Autoindustrie liegt bei uns bei zwischen 25 und 30 Prozent», sagt Claude Stadler, Mediensprecher bei SFS.Das Unternehmen liefere nur in sehr geringem Umfang direkt an Autohersteller. Hauptkunden seien Systemlieferanten für die Fahrzeugindustrie wie beispielsweise Bosch oder Continental. Diese seien breiter aufgestellt und bedienten nicht nur die deutsche Automobilindustrie. Wobei derzeit praktisch alle geografischen Regionen von der Absatzschwäche im Automobilmarkt betroffen sind. «Wir haben im Bereich Automobil in den vergangenen Jahren ein sehr schönes Wachstum erzielt, deutlich stärker als der Weltmarkt», sagt Stadler. SFS profitiere sehr stark von Trends bei Fahrzeugen in den Bereichen Effizienzsteigerung, Sicherheit, Komfort und dem autonomen Fahren. Für Letzteres sei die Elektrifizierung der Autos zwingend. Der Elektroantrieb aber sei nur ein kleiner Teil der Geschichte. Die Elektrifizierung umfasst etwa auch die Bremsen oder kommt in einer wachsenden Zahl von Sensoren, die in geeignete Gehäuse eingebaut werden müssen, zum Ausdruck.«Der Trend zur Elektrifizierung des Fahrzeugs eröffnet SFS attraktive Wachstumsmöglichkeiten», sagt Claude Stadler. Die Bau-, Elektronik- und Medizinalindustrie seien die weiteren wichtigen Standbeine der SFS Group.Veratron AG in Rüthi mittelbar betroffenWie stark ist Veratron als Hersteller von Instrumenten für Fahrzeuge von der Krise in der Automobilindustrie betroffen? «Die Veratron AG stellt keine Instrumente her, die direkt an Automobilhersteller wie Audi, BMW, VW usw. geliefert werden. Insofern ist unser Unternehmen nicht unmittelbar betroffen», sagt Hans Bauer, CEO der Veratron AG.Und: «Allerdings sehen wir doch einen negativen Einfluss auf unsere Kernmärkte wie Marine, Motorräder und Industrie im Sinne einer generellen Zurückhaltung bei Bestellungen.» Im Bereich Marine gebe es seit mehreren Jahren ein leichtes Wachstum. Die Konsolidierung im Bootshersteller- und Zuliefermarkt nach der Finanzkrise gelte als abgeschlossen. «Die Aussichten in der Sparte werden als stabil eingeschätzt, also gibt es aktuell keine Ängste hinsichtlich einer Krise im Marine-Markt», sagt Hans Bauer. Trotzdem hätten einzelne Bootsmotorenhersteller ihre Aufträge reduziert, vorwiegend aus Vorsicht und um vorhandene Lagerbestände zu senken.Und wie geht es Veratron, wie sind die Prognosen? «Die Reduktion der Aufträge von Bootsmotorenherstellern trifft uns aktuell und in das nächste Jahr hinein. Wir können flexibel auf diese Schwankungen reagieren. Mit unserer gut gefüllten Projektpipeline sehen wir ab Mitte des nächsten Jahres ein leichtes Wachstum», sagt der CEO. Im Moment stehe die Industrie auf der Bremse. Die aktuellen Handelskriege mit USA, Europa und China sowie ein ungelöster Brexit erzeugen nach Ansicht Bauers Unsicherheit in den Märkten. Der wieder stärkere Schweizer Franken schaffe den exportorientierten Unternehmen zunehmend Probleme.

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