31.03.2021

Autos sollen hier langsamer fahren

Auf der Altstätterstrasse eingangs Kriessern gibt’s seit Kurzem eine Verkehrsberuhigung. In den sozialen Medien wird sie harsch kritisiert.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Seit Kurzem ist die Altstätterstrasse eingangs Kriessern verkehrsberuhigt. In den sozialen Medien wird das erzwungene Schlangenlinienfahren teils harsch kritisiert. Manche halten die pfostenbewehrten Inselmarkierungen sogar für gefährlich. Ein in der Facebook-Gruppe Rennleitung SG veröffentlichtes Video zeigt nämlich, wie dorfeinwärts die letzte Insel einen auf die Ge­genfahrbahn ausweichen lässt – in jenem Moment, als das Video aufgenommen wurde, just vor ein entgegenkommendes Auto. Die Mitglieder dieser Facebook-Gruppe hatten es sich früher zur Aufgabe gemacht, andere vor Radarkontrollen zu warnen, bis die Kantonspolizei dem einen Riegel geschoben hat. Heute wird vor allem auf Staus, Strassensperrungen und Unfälle aufmerksam gemacht. Oder man regt sich eben über vermeintliche Schikanen der Verkehrsplaner auf. Besagtes Video wurde innert fünf Tagen 180-fach kommentiert.Polizei prüft Sichtweiten nochmalsWerner Lendenmann, der Chef Verkehrstechnik der Kantonspolizei St. Gallen, relativiert die im Video gezeigte angebliche Gefahrensituation: Der oder die Fahrerin des Autos ziehe viel zu früh auf die Gegenfahrbahn. Korrekt wäre, bis kurz vor das Verkehrsberuhigungselement zu fahren. Dann käme es gar nicht zu dem im Video dargestellten Problem – man sähe das entgegenkommende Auto frühzeitig und könnte ihm, wie die Strassenverkehrsregeln es gebieten, den Vortritt lassen. Die vorgeschriebenen Sichtweiten hält Lendenmann für eingehalten. Man werde dies aber nochmals nachprüfen.Mancher Autofahrer mag dem Experten entgegenhalten, dass niemand so fahre, weil dann ein flüssiges Vorwärtskommen verunmöglicht werde. Nun hatte der Gemeinderat von Oberriet, der die Verkehrsbe­ruhigung beantragt hatte, aber grad im Sinn, die Altstätterstrasse zu entschleunigen. Das wurde bereits an der Vorversammlung vor zwei Jahren in Kriessern angekündigt. Gemeinderat wünschte viel längere VerkehrsberuhigungDamals war sogar von einer Verkehrsberuhigung auf der ganzen Altstätterstrasse bis hinauf zur Verzweigung Südstrasse-Kriessernstrasse die Rede. Es versteht sich von selbst, dass mit Inseln in der Strasse auch im Ausserortsbereich die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h hätte auf 60 km/h oder noch mehr herabgesetzt werden müssen. Dazu wollte der Kanton dann allerdings doch nicht Hand bieten, wie Gemeindepräsident Rolf Huber vor einem Jahr erklärte, als das Projekt für den Radweg auflag, der nun realisiert worden ist.Die Verkehrsberuhigung hat freilich nicht nur den Zweck, die Altstätterstrasse für Fussgänger und Velofahrer sicherer zu machen. Sie soll auch das Dorf von Verkehr entlasten, wie an jener Vorversammlung erklärt wurde. Viele Autopendler aus dem Raum Widnau/Diepoldsau/Hohenems mit Arbeitsort Altstätten (oder umgekehrt) fahren nicht über Autobahn und Schützenwiese/Südstrasse, sondern eben durchs Dorf. Wohl auch, um die zu Stosszeiten oft vollen Autobahnausfahrten zu umfahren. Die Verkehrsberuhigung auf der Altstätterstrasse, die nun in reduziertem Umfang im Innerortsbereich realisiert wurde, soll die Autopendler dazu bewegen, trotzdem die Autobahn zu nehmen.An jener Vorversammlung vor zwei Jahren kam das Vorhaben nicht nur gut an. Manche Kriessner waren der Meinung, Bund und Kanton würden gescheiter die Probleme bei den Autobahnausfahrten lösen, als Inseln in die Strasse zu stellen, von denen auch die Kriessner selbst betroffen sind. Diese Skepsis ist heute noch zu spüren. Beispielsweise auf der Homepage der Ortsgemeinde, wo man sich letzte Woche über den neuen Radweg entlang der Altstätterstrasse freute. Wie sich die verkehrsberuhigenden Inseln bewähren würden, bleibe aber abzuwarten, hiess es weiter.«Man wird sich an die neue Situation gewöhnen»Der Verkehrstechnik-Chef der Kantonspolizei geht davon aus, dass man sich an die Verkehrsberuhigung gewöhnen wird und die Leute die Schlangenlinien dann auch regelkonform fahren, «vorausschauend» und «unter Einhaltung der entsprechen­-den Geschwindigkeit», wie er schreibt.

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