13.02.2019

Austeilen, einstecken, fair bleiben

Die Stimmung im Ständeratswahlkampf heizt sich auf. Das spürte das aufmerksame Publikum bei der Podiumsveranstaltung im «Metropol»-Saal. Vier Kandidierende diskutierten überzeugend und angriffslustig.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard Bickel«Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu nett zueinander sind», sagte Patrick Ziltener, als das Podium zur Ständerats-Ersatzwahl am Dienstagabend vorbei war. Die Kandidierenden gaben sich gelöst, lachten und scherzten. «Wir kennen uns und unsere Standpunkte mittlerweile.» Eingeladen waren jene, die bereits eine Hürde genommen haben und von den Parteien nominiert wurden, sagte Gert Bruderer, Chefredaktor des Rheintalers, der Rheintalischen Volkszeitung und von rheintaler.ch, der den Anlass moderierte. Susanne Vincenz möchte den Sitz für die FDP verteidigen, nachdem Karin Keller-Sutter zur Bundesrätin gewählt wurde. Benedikt Würth tritt an, um den 2011 verlorenen Sitz zurückzuerobern. Der Bernecker SVP-Kandidat Mike Egger und Patrick Ziltener von den Grünen werben ebenfalls um Stimmen. Als Gast im Publikum sass Alex Pfister, der parteilose Ständeratskandidat aus Widnau.Wer im Ständerat untervertreten istDie männlichen Kandidaten mussten sich zuerst die Frage gefallen lassen, ob sie mit ihrer Kandidatur keine Frauenverhinderer seien. Benedikt Würth sieht die Wahl in erster Linie als Wettbewerb um Profil und Kompetenzen. Susanne Vincenz ihrerseits betonte, dass sie niemals nur antreten würde mit der Begründung: «Ich bin eine Frau». Doch natürlich möchte sie die Tradition der FDP-Frauen im Ständerat als Nachfolgerin von Karin Keller-Sutter und Erika Forster-Vannini fortführen. Mike Egger warf ein, wenn die Minderheit der Frauen im Stöckli angesprochen werde, könne man auch über die untervertretenen Jungen und Büezer reden.Überbelastung ist nicht anzustrebenDirekt auf Benedikt Würth zielte Eggers Aussage zu einer möglichen Doppelrolle, die auf den Regierungsrat im Falle eines Wahlsieges wartet. «Auch der Tag von Beni Würth hat nur 24 Stunden», sagte Mike Egger. Er erwarte, dass sich der Regierungsrat voll und ganz auf das Amt des Finanzchefs konzentriere.Benedikt Würth stellte daraufhin Folgendes klar: Müsste er bei einer Wahl in den Ständerat das Amt in der Regierung sofort aufgeben, gäbe es eine Vakanz, womit niemandem gedient wäre, da es zeitlich aufwendig wäre, bis zu den turnusgemäss anstehenden Gesamterneuerungswahlen im Februar 2020 einen Ersatz zu finden. «Auf Dauer ist eine Doppelrolle nicht anzustreben», sagte Benedikt Würth, temporär jedoch machbar.Patrick Ziltener, der am wenigsten politische Erfahrung mitbringt, sähe sich als Brückenbauer zwischen Politik und den Unternehmen, um sich für eine nachhaltige Wirtschaft einzusetzen. Eine Reihe seiner Konzepte sieht Möglichkeiten zur Senkung des CO2-Ausstosses vor. Wirtschaft und Klima könne man zusammenbringen, doch fehle es am politischen Willen, entsprechende Pakete umzusetzen. Der Kandidat der Grünen spricht nicht von Klimaerwärmung, sondern Klimaerhitzung. Er war der einzige des Quartetts, der die Frage von Moderator Gert Bruderer, wer die Gletscherinitiative unterstütze, mit Ja beantwortete.Zu mehr Einigkeit liessen sich die Kandidierenden beim Stichwort der angestrebten Metropolitanregion hinreissen. Entscheidend sei die Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr und die Bedeutung des Geschäftsverkehrs am Flughafen Altenrhein. Als «softurban» bezeichnete Susanne Vincenz die Region St. Gallen – Bodensee – Rheintal. Ein Gebiet, das noch nicht grossstädtisch ist wie Bern oder Zürich, doch gute Strukturen bietet für Familien und Arbeitskräfte.Betreffend dem Rahmenabkommen mit der EU appellierte Mike Egger an die Souveränität. Man müsse nicht immer nachgeben – was von einigen Besuchern mit spontanem Klatschen quittiert wurde. Benedikt Würth konterte als «Realpolitiker», wie er sich selbst bezeichnete, und verwies auf die Wirtschaftsleistung, die im Kanton St. Gallen stark vom Export abhängt. Rahmenbedingungen sicherzustellen bedeute auch, mit Regulierungen leben zu müssen. Susanne Vincenz hielt Eggers Standpunkte für Wahlkampfgetöse: «Tönt gut, ist aber gefährlich.» Wie beim Jassen auch, müssten Regeln eingehalten werden, sagte die Kandidatin, die selbst gern jasst.Die abschliessende Fragerunde fiel kurz aus, die Meinungen im Publikum schienen gemacht zu sein.

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