23.04.2021

Ausstellung zum Thema «Jenseits»

Der Kulturraum S4 geniesst mit vier Kunstschaffenden in diesem Frühsommer im Stellwerk Heerbrugg Gastrecht.

Von pd
aktualisiert am 03.11.2022
«Das Rheintal ist ein Parallelslalom. Jenseits ist diesseits. Nur die Blickrichtung ist eine andere. Gleichermassen verbunden und getrennt sind beide Seiten durch den Fluss», steht in einer Medienmitteilung des organisierenden kantonalen Departements des Inneren. Auch Geschichte und Sprache, Identität und Befremden seien von dieser Situation gezeichnet.Als Veranstaltungsort dränge sich das Stellwerk trotz kleiner Räume auf, mit weitem Blick auf die Gleise und mit Kunst über Perspektivenwechsel und die Bedeutung von Grenzziehungen nachzudenken.Draussen Sturm, drinnen GeborgenheitMit der mehrteiligen Arbeit «It’s not science fiction» untersuchte Claude Bühler (Jahrgang 1991) zwischen 2017 und 2020 das Netzwerk und die Rolle der Rüstungsindustrie. Sie fand als Fotografin und Aktivistin viel Beachtung. Aktuell wendet sie den Blick hin zum anderen, privaten Pol. Sie zeigt mit «We are together in this» den Versuch, in einem selbst konstruierten Daheim als Ort der Sehnsucht und Utopie im Coronajahr 2020 in einem abgelegenen Bauernhof zusammenzuleben.Die alltägliche, nicht kontrollierbare Bilderflut steht im Fokus des Schaffens von Tamara Janes (1980). Sie interessiert sich dafür, was die technisch immer perfekteren Bilder mit der Wahrnehmung anrichten und wie Mensch lernt, damit umzugehen, einen Schutzwall zu bauen, ohne sich abzuschotten. Von einem Aufenthalt in New York hat sie Scans analoger und thematisch geordneter Bilder aus der «Public Library Picture Collection» mitgebracht und rund 90 davon mit Instagram-Stories überlagert.Auf Rohleinen und im RheinvorlandBei Priska Rita Oeler (1961) sind Raum und Malerei zentral. Ihr Umgang mit Farbflächen gibt architektonischen und atmosphärischen Details ungeahntes Gewicht. Die Eigenschaften von Leinen im Rohzustand nutzt sie, um diverse Bereiche wie Licht und Schatten, Fläche und Wölbung, Kante und Fransen aufeinander treffen zu lassen.[caption_left: Priska Rita Oeler: «ohne Titel», Acryl auf Rohleinen (Ausschnitt), 2018/19.]Miro Schawalder (1983) hat mit Florian Wegelin und Elias Gross den Hörspaziergang «Grenzschleusen im Rheinvorland» entwickelt, der seit 2020 auf der anderen Seite der Grenze zu erleben ist. Im Stellwerk geben sie Einblick in den Entstehungsprozess. Es geht um NS-Zwangsarbeit, Hochwasserschutz und Flucht und führt von der Rheingrenze in den Steinbruch bis in die Ukraine.Die Ausstellung «Jenseits» ist eine Station der losen Reihe Kulturraum S4. Sie möchte kulturell und historisch bedeutsamen Orten um den Säntis – entlang der S-Bahn-Linie S4 – im Dialog mit zeitgenössischem Kunstschaffen verstärkt Aufmerksamkeit und eine neue Sichtbarkeit geben.

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