04.11.2020

Ausbildungserfahrung im Ausland

Das Berufs- und Weiterbildungszentrum hat Berufslernenden Auslandkontakte organisiert.

Von pd
aktualisiert am 03.11.2022
Buchs Das Projekt «Auslandkontakte» des Berufs- und Weiterbildungszentrums Buchs (bzb) ermöglicht Berufslernenden, zwei bis vier Wochen ihrer Ausbildungszeit im Ausland zu absolvieren. Sie tauchen dabei ein in den Berufsalltag gleichaltriger Auszubildender in Deutschland, Finnland oder Tschechien. Das Projekt bietet die Chance, die Sprach-, Kommunikations- und Fachkompetenz zu erweitern und lehrreiche Erfahrungen für die eigene berufliche Zukunft zu sammeln. Blick über den Tellerrand hinaus«Der persönliche Blick über den Tellerrand hinaus ist das beste Rezept gegen Vorurteile», meint Peter Keller-Giger, Prorektor und Leiter Grundbildung am bzb. 2013 hat das bzb erstmals einen Austausch durchgeführt, damals ausschliesslich für Lehrpersonen. Seit 2016 gehen nun auch Schüler in den Austausch – Polymechaniker und Konstrukteure nach Tampere in Finnland, angehende Kaufleute nach Berlin und Elektroinstallateure nach Prag. Im Gegenzug kommen ausländische Lernende in die Schweiz und dürfen in die Ausbildungsbetriebe der bzb- Lehrlinge reinschnuppern. «Ziel ist es, Schulen und die berufliche Bildung im Ausland kennen zu lernen, praktische Arbeiten vor Ort auszuführen sowie kulturellen Austausch zu erleben», bestätigt Keller-Giger. Die Lernenden im Bereich Elektroinstallation haben sich aus dem Einzugsgebiet des bzb – begleitet von Martin Scherrer, Lehrer für Deutsch, Geschichte und Allgemeinbildung – auf die zehnstündige und gut 600 Kilometer lange Zugfahrt nach Prag gemacht, mitten in eine grossstädtisch pulsierende Touristenmetropole. Um so weit zu kommen, stellten sie sich einem aufwendigen Auswahlprozess. «So wurden zum Beispiel die schulischen Leistungen berücksichtigt, es musste ein Motivationsschreiben verfasst sowie ein Eignungsgespräch geführt werden und ausreichende Englischkenntnisse waren ebenfalls eine Voraussetzung», erklärt Scherrer. Zudem brauche es Unterstützung und Einverständnis seitens der Eltern sowie der Ausbildungsbetriebe. Diese Vorarbeiten hätten sich gelohnt: «Ich beobachtete intellektuelle Neugier und Aufgeschlossenheit, aber auch durchaus kritisches Hinterfragen der berufsspezifischen und soziokulturellen Aspekte», so Scherrer weiter. Für die Lernenden im kaufmännischen Bereich führte der Austausch nach Berlin, begleitet von Christoph Steuble, Lehrkraft für Wirtschaft und Recht. Er sieht im geografischen Gegensatz zwischen der Ostschweiz und der Grossstadt Berlin eine grosse Chance für den Austausch. Nirgends werde die Geschichte des 20. Jahrhunderts so lebendig und fassbar wie in der Stadt an der Spree, vor 100 Jahren noch die drittgrösste der Welt. Mit der Pünktlichkeit nehme man es vielleicht nicht so genau oder die direkte Art der Berliner könne einem ruppig vorkommen. Das sei nicht immer einfach und bedürfe einer gewissen «Adaptionsfähigkeit». Gelinge dies, würden im Laufe des Aufenthaltes immer mehr Chancen gesehen. «Sie können nebst persönlicher Reife – man ist während einer gewissen Zeit doch auf sich selbst gestellt – auch wichtige Kompetenzen und Fertigkeiten für ihren Broterwerb erlangen.»Finnisches Bildungssystem ist beeindruckendDie Lernenden im Bereich Polymechaniker und Konstrukteure reisten schliesslich nach Finnland, begleitet von Viktor Kolb, Fachschaftsleiter Maschinenbau. «Tampere ist die drittgrösste Stadt in Finnland, einer Landschaft der Seen und Wälder, praktisch ohne Berge», so Kolb. Weil die umliegende Region dünn besiedelt sei, konzentriere sich Industrie und Bildung auf Tampere. Er hat die Lernenden als aufgeschlossen und lernwillig erlebt. Kolb zeigt sich beeindruckt vom offenen beruflichen Bildungssystem in Finnland, welches den Lernenden enorm viel Freiheiten gebe. «Das selbstständige, modulare Lernen steht im Vordergrund.»«Unterstützt wird das Austauschprojekt von der Stiftung Movetia», erklärt Prorektor Keller-Giger. Diese nationale Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität im Bildungssystem beteilige sich mit einem Beitrag an die Reise und den Aufenthalt der Lehrlinge im Ausland. «Diese Finanzierung ist an Bedingungen geknüpft», so Keller weiter. Beispielsweise würden Verträge mit der Partnerschule und Movetia abgeschlossen sowie zum Schluss eine Evaluation und ein Schlussbericht verfasst.Neu auch für Coiffeurlehrlinge «Für uns und die bis jetzt bereits über 30 Lernenden sowie die Lehrpersonen sind die Auslandkontakte eine Chance», sagt Keller-Giger und betont: «Das Interesse des Auslandes an unserem Berufsbildungssystem wächst stetig, der Erfahrungsaustausch ist aber auch für uns von grosser Bedeutung. Die Schulung internationaler Handlungskompetenzen ist gefragter denn je, mit Unterstützung des bzb können sich interessierte und motivierte junge angehende Berufsleute darin ein erstes Mal üben.» Im nächsten Jahr wird das Programm wiederholt. Zusätzlich ist geplant, dass Coiffeurlehrlinge an einem Austausch mit einer Berufsschule aus Hamburg teilnehmen können. (pd)

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