12.08.2021

Aus Vorsicht grosses Aufgebot

Verunfallt jemand im öffentlichen Bereich, sind zur Sicherheit oft diverse Rettungsdienste zur Stelle.

Von Jana Kehl
aktualisiert am 03.11.2022
Jana KehlVor knapp zwei Wochen stürzte ein 80-jähriger Mann mit seinem Rollator an der Staatsstrasse in Lüchingen. Polizei, Rettungswagen, Rega und Feuerwehr kamen an der Unfallstelle zum Einsatz. «Auch wenn dieses grosse Rettungsaufgebot manchen übertrieben scheint, ist es in solchen Fällen Normalität», sagt Florian Schneider, Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen. Die Rettungskette hängt jeweils von der Eingangsmeldung ab; bei Unfällen im öffentlichen Bereich werden aber stets Polizei und Rettung gleichzeitig aufgeboten.Auch bei dem Zwischenfall in Lüchingen war unklar, inwiefern Dritte betroffen waren. Da eine Reanimierung des Mannes nötig war, wurde die Rega alarmiert. Ebenso kam die Feuerwehr für den Aufbau eines Sichtschutzes zum Einsatz. In solchen Situationen sei dies normal, bestätigt Schneider: «Bei Unfällen im öffentlichen Bereich gehört leider in der heutigen Zeit, wo alle ein Handy mit sich tragen, ein Sichtschutz und somit die Feuerwehr dazu.»Versicherungen zahlen TeilbeträgeJe nach Einsatz und Region kann eine Fahrt mit der Ambulanz bis zu 2000 Franken kosten.Eine Flugminute mit der Rega kostet 87 Franken.Die Patienten stehen dabei in der finanziellen Verantwortung. Die öffentliche Hand übernimmt nur minimale Leistungen, und die obligatorische Krankenpflegeversicherung zahlt Teilbeträge. Ist der Transport medizinisch erforderlich, übernimmt die Versicherung die Hälfte des Betrags, bei einer Limite von 500 Franken pro Jahr. Handelt es sich beim Transport um eine Rettung aus einer gesundheitsgefährdenden oder lebensbedrohlichen Situation, zahlt sie bis zu 5000 Franken pro Jahr. Einsätze der Feuerwehr und der Rega zählen zu solchen Rettungseinsätzen.«Es ist nicht eindeutig, was unter dem Begriff ‹medizinisch notwendig› zu verstehen ist. Im Zweifel muss der Rettungsdienst der Versicherung des Patienten nähere Informationen liefern», sagt Nerina Eugster, Mitarbeiterin Unternehmenskommunikation des Kantonsspitals St. Gallen. Die Zahl der gesamten Einsätze stieg über die Jahre, allerdings führte die Coronapandemie zu einem Einbruch. Auch wenn sich die Pauschalen der Rettungsdienste konstant halten, hätten viele Patienten aufgrund der grossen Rettungsaufgebote trotz Kostenbeteiligung der Versicherungen hohe Kosten zu tragen, sagt Nerina Eugster.Sicherheit und Gesundheit an erster Stelle«Ob die von uns aufgebotenen Rettungsmassnahmen nötig sind, können wir nicht beurteilen», sagt Schneider. Bei unklarer Eingangsmeldung sei es gut möglich, dass das Rettungsaufgebot grösser als letztlich nötig ausfalle. Vorrangig gehe es darum, Zeitverluste zu verhindern und die Gesundheit der Patienten bestmöglich zu gewährleisten.Bietet die Polizei selbst die Rettungsdienste auf, hat sie die Kosten nicht zu verantworten, ganz gleich, ob der Einsatz sich im Nachhinein als medizinisch nötig erweist oder nicht. Die Rechnungen landen beim Patienten oder Verunfallten.

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