01.07.2020

Aus Furcht und Bequemlichkeit

Beim Schulhaus Klaus-Institut kommen sich Elterntaxis und Schultaxis in die Quere.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Manchmal ist über Mittag die Zeit einfach knapp. Wenn der Sprössling auf dem Heimweg herumtrödelt, bleibt unter Umständen nur wenig Zeit fürs gemeinsame Mittagessen. Wohl spätestens nach dem dritten Mittag, bei dem man die Spaghetti nur noch lauwarm und in aller Eile essen konnte, dürfte man auf die Idee kommen, den Nachwuchs einfach bei der Schule abzuholen. Andere Eltern tun dies, weil sie fürchten, bei dem Verkehr heutzutage, vor allem über die Mittagszeit, könnte ihr Kind verunfallen.Doch solche Elterntaxifahrten sind nicht gern gesehen. Besonders nicht beim Schulhaus Klaus-Institut, das am Kloster Maria Hilf angebaut ist. Dort sind die Platzverhältnisse extrem eng. Die Parkplätze an der Stichstrasse zum Kloster sind in der Regel besetzt. In der Zufahrtsstrasse selbst warten die Autos und Kleinbusse der Taxiunternehmen, die im Auftrag der Schule Kinder in die Aussengebiete der weitläufigen Schulgemeinde chauffieren. Und klar: Schülerinnen und Schüler hat’s hier auch. Autos von Eltern mag es da nicht auch noch leiden, zumal ohnehin kaum Platz zum Wenden ist. Die Schule hat deshalb schon vor Monaten ein Fahrverbotsschild in die Zufahrt gestellt. Ein Hinweis dran machte deutlich, dass es den Elterntaxis gilt. Der Schulrat habe auf diese Weise versucht, das Problem ohne grossen Aufwand zu lösen, erklärt Schulratspräsident Remo Maurer auf Anfrage.Ein Rüffel von der KantonspolizeiDiese Woche wurde das Schild allerdings von einem Tag auf den andern entfernt: Weil das Fahrverbot ohne amtliche Verfügung dort stand, ist es von der Kantonspolizei bemängelt worden.Remo Maurer hofft, dass der Effekt des Schildes nachwirkt und die Eltern nun nicht doch wieder in die Zufahrt hineinfahren. Auf der Klausstrasse zu halten, um Kinder ein- oder aussteigen zu lassen, ist freilich auch keine gute Idee, weil dies andere Autofahrer zu zuweilen abenteuerlichen Überholmanövern provoziert.Schulratspräsident Remo Maurer bringt zwar ein gewisses Verständnis auf für Eltern, denen es flau im Magen wird bei der Vorstellung, wie ihr vielleicht erst fünf- oder sechsjähriges Kind während des Mittagsverkehrs entlang der viel befahrenen Kantonsstrasse heim zottelt. Ihm selbst sei es nicht anders gegangen, als seine Tochter ins Kindergartenalter gekommen sei, meint Maurer. Als Mutter oder Vater müsse man sich aber die Zeit nehmen, das Kind auf dem Schulweg zu begleiten, bis es selbst zurechtkomme. Es biete sich an, sich zu Elterngruppen zusammenzutun.Fahre man das Kind stattdessen lieber grad zur Schule, sei das nichts anderes als Bequemlichkeit, findet Schulpräsident Maurer. Dem Kind ist damit nicht geholfen, halten auch Institutionen wie die Pro Juventute oder die Kantons­polizeien fest: Der Schulweg ist eine prägende Lebenserfahrung; er stärkt die Selbstverantwortung des Kindes und fördert das korrekte Verhalten im Strassenverkehr.Hinweis: Siehe auch www.projuventute.ch/de/eltern/ausbildung/schulweg

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