01.12.2020

Aus fremden Fotos wird Kunst

Die in Rheineck aufgewachsene Marianne Schmid hat im Piemont Bilder aus Papier, Licht und Schatten ausgestellt.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gezeigt wurden die Bilder im Schloss von Govone. Es gehört zum Weltkulturerbe Residenzen des Königshauses Savoyen. Seit 2017 ist die Rheineckerin mit ihrem Partner in der italienischen Region Piemont zu Hause. In Luzern hat sie ein zweites Standbein.Mehrmals pro Jahr besucht Marianne Schmid das Rheintal. Ihre Eltern und die Schwester leben nach wie vor in Rheineck, weitere Verwandte sind im St. Galler Rheintal und im Appenzeller Vorderland zu Hause. Vater Peter Schmid war früher Präsident der Gewerkschaft GBI, Sektion Rheintal.Selbstporträt: die aus Rheineck stammende Marianne Schmid. Öfter ausgestellt, aber noch nie daheimSchon früh wurde die Freude an der Kunst und an der künstlerischen Tätigkeit geweckt. In der Sek unterrichtete sie der einheimische Künstler August Rausch, der in Rheinecks Fischmeile mit einem Fisch geehrt ist. In der Diplommittelschule war der Wittenbacher Künstler Franz Wolgensinger der zweite, der Marianne Schmid lehrte, ihr Tun und Lassen zu hinterfragen.Als Marianne Schmid Rheineck vor einem Vierteljahrhundert verliess, war sie 25-jährig. Nach einigen Jahren in Diepoldsau und in Goldach zog sie 2003 in die Zentralschweiz. Eigene Werke hat die Rheintalerin seither in Mailand, in Baar und in verschiedenen anderen Orten gezeigt, nur zu Hause noch nie. Das sei jedoch geplant – je nach Entwicklung der Coronapandemie bereits für nächstes Jahr.Bei «Milano Centrale» handelt es sich um einen Architekturausschnitt des Ostflügels im Mailänder Bahnhof. Marianne Schmid ist gelernte Krankenschwester, hat die Weiterbildung MAS Human Resources Management genossen und war jahrelang als Personal- und Kommunikationsleiterin in einem Industriebetrieb tätig. Inzwischen ist das künstlerische Schaffen ihr Hauptberuf. Sie wirkt zudem als Stiftungsrätin in einer Patronalen Stiftung (Viscosuisse) sowie in einem Alterszentrum. Marianne Schmids früherer Chef, der Balgacher Werner Krüsi, unterstützt das Crowdfunding für die Realisierung der virtuellen Besichtigung der Ausstellung iorestoacasa. Dieses Projekt kommt nun mit der Digitalisierung der Ausstellung zu seinem Abschluss.Ein Zauber, der nicht einzufangen istWährend des ersten Lockdowns fragte die Rheineckerin auf Instagram, per Whatsapp und innerhalb ihres eigenen Netzwerks: «Was siehst du, wenn du aus dem Fenster schaust?» Aus den Fotos, die sie als Antwort erhielt, entstanden in ihrem Atelier jene Bilder aus Papier, Licht und Schatten, die eben erst im Schloss von Govone zu sehen waren.Ein neues Kunstprojekt mit dem Titel «Lockdown 2.0: Orte der Sehnsucht» ist wieder mit einer Frage verbunden: «Wo wärst du jetzt lieber?» Das Projekt soll «das Netzwerk wieder zusammenbringen und auf virtuelle Reisen mitnehmen».Die der Künstlerin übermittelten Fotos bilden abermals die Grundlage für die künstlerische Weiterbearbeitung. Marianne Schmid hat die Architektur als bevorzugtes Gebiet während des Lockdowns verlassen und sich interaktiven und partizipativen Kunstformen zugewandt. Sie schreibt, sie sei «überzeugt, dass die Kunst ihren Beitrag zur Überwindung dieser Krise leisten soll». Marianne Schmids Augenmerk «gilt dabei weniger der gesundheitlichen oder ökonomischen Situation, sondern den Menschen und wie es ihnen geht».Der Lieblingswerkstoff Marianne Schmids ist das Papier. Die von ihr entwickelte Technik, die Verarbeitung verschiedener Lagen Papier, nennt sie «zwischen den Dimensionen». Ein Text auf der Website der Künstlerin beschreibt ihr Schaffen kurz und bündig so: Es sei, als würden «Licht und Schatten einen Zauber bilden, der sich nicht einfangen lässt».www.kundk.it

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