27.11.2021

Aus der Fantasiewelt des Volkes geschöpft

An der vierteljährlichen Dichterlesung «mulohr» wird keine Weltliteratur gelesen. Es geht um Geschichten, die der Fantasie der breiten Bevölkerung entstammen. Alle können mitmachen, ob nun aktiv erzählend oder passiv zuhörend. Kürzlich fanden sich etwa 25 Personen ein, um Geschichten vorzutragen oder anderen zuzuhören. Koordinator Jack Griss juckte es, nach der Begrüssung ein kleines Gedicht über «’s Alter» vorzutragen. Seine Sicht des Alters war doch eher resignativ, wenn man bedenkt, dass gerade auch bei Schriftstellern das Alterswerk in der Regel den höchsten Stellenwert hat. Anschliessend lasen neun Personen kleinere oder grössere Geschichten aus ihren Schatzkisten vor. Ungewöhnlich und originell waren die drei Aufsätze «In Afrika ist immer August», gelesen von Margrit Lüthi. Ueli Bietenhader las über ein Erlebnis mit einem Bekannten einen Tag vor dessen Tod. Lehrreich war das Märchen «Das Glück lag am Weg», das die passionierte Märchenerzählerin Elisabeth Heeb vorlas. Ein armer Mann suchte das Glück, war aber zu dumm, es aufzuheben, als es vor seinen Füssen lag. Am Schluss wurde er vom Wolf gefressen, der das Glück, endlich Fleisch zwischen die Zähne zu bekommen, sofort annahm. Nach der Pause sinnierte Robert Preising über das Thema «Diplomwand». Eine augenzwinkernde Anregung in der heutigen Zeit, wo viele Leute fast pausenlos irgendwelche Kurse besuchen. Auch Max Pflügers Horrorgeschichte «Halloween auf dem Friedhof» und Hansjörg Ellensohns ironische Lebensweisheit «Sie lässt mit sich handeln» kamen beim Publikum gut an. Zum Ausklang trug Nadja Rosskopf das Lied «Dr Aetti» vor. Balsam für die Seele der heute so oft geschmähten Väter. (pd)

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