25.11.2020

Aus dem Tor wird ein Bindeglied

Ein Jahr vor der Eröffnung lässt die Baustelle bereits gut erkennen, wie das neue Diogenes-Theater aussehen wird.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Wo sich heute das Tor zur Gerbergasse befindet, entsteht ein geschlossener Raum, der von der Altstadt her durch eine Glastür betreten wird. Es ist eine Art Zwischenraum, das Bindeglied zwischen Nord- und Südflügel des grossen Gebäudekomplexes.Von diesem Zwischenraum lässt sich entweder der Südflügel betreten, wo sich schon heute die Kasse des Museums befindet, oder der Nordflügel, in dem die Theateraufführungen stattfinden werden. Nebeneinander liegen der Treppenaufgang ins Theaterfoyer, der neu entstehende Lift und der Treppenabgang zur Garderobe. Diese befindet sich in einem schönen Gewölbe, wo auch die WCs sein werden und dem Theater ein Material- sowie ein Technik-/Putzraum zur Verfügung steht.In einem schönen Gewölbe wird sich die Garderobe befinden. Auch die WCs sind im UG.Theatersaal statt  RestaurantDas Herzstück des neuen Diogenes-Theaters befindet sich dort, wo früher das Restaurant Prestegg betrieben wurde. Dieser Raum ist nun natürlich sehr viel grösser und ist unterteilt in ein Foyer mit Bar, den Platz für die Regie und den Theatersaal samt Bühne. Die Sitzreihen werden von beiden Seiten her zugänglich sein. Anstelle der zwölf engen Plätze pro Reihe am bisherigen Standort werden die Zuschauer 14 bequeme Sitzplätze vorfinden.Wo sich ein Restaurant befand, entstehen Theaterfoyer und Theatersaal (im Hintergrund).Natürlich ermöglicht ein abfallender Boden die freie Sicht auf die Bühne. Die Möglichkeit, im Gebäude des Altstätter Museumsverein mit dem Theater eingemietet zu sein, verdankt das Diogenes-Theater einem glücklichen Zufall. Der Theatersaal lässt sich nur deshalb perfekt gestalten, weil einer der insgesamt drei Gewölbekeller tiefer liegt und der Niveaunterschied sich ideal für die Anordnung der Sitzreihen nutzen lässt.Mehr Platz, mehr Komfort,  leichteres ArbeitenBei einer Baustellenbesichtigung am Mittwoch (und somit ein Jahr vor der Eröffnung am 26. November 2021) wurde auch deutlich vor Augen geführt, dass die Abläufe am neuen Ort sehr viel praktischer sein werden. Das neue Theater bietet mehr Platz, mehr Komfort, und ermöglicht ein leichteres Arbeiten. Mühseliges Schleppen von Requisiten und teilweise grösserem Bühnenmaterial wird nicht mehr durch einen 90 cm engen Treppenraum erfolgen müssen, sondern sich bequem ebenerdig erledigen lassen: Direkt neben der Bühne befindet sich ein Raum mit grosser Tür. Daneben liegt die Künstlergarderobe.Dieser Raum direkt neben der Bühne (für Kulisse, Requisiten) ist von aussen gut zugänglich.Auch im Obergeschoss stehen dem Diogenes-Theater zwei Räume zur Verfügung – ein Archiv sowie ein grosses Atelier samt kleiner Küche. Im Atelier wird geprobt, getanzt, finden Sitzungen und Kurse statt; auch die Museumspädagogin kann es nutzen. Der in Walzenhausen lebende Diogenes-Präsident Michel Bawidamann sagt, am neuen Standort werde generell eine noch stärkere Nutzung aller Räume angestrebt. Gemeint ist speziell die Drittbenützung für Anlässe mit kulturellem Inhalt. Überhaupt: Allmählich «entwickelt sich das Diogenes-Theater zu einem Ganztagesbetrieb», meinte Michel Bawidamann.Vielfältiges Programm  mit AusbaupotenzialDen Kern des Programms bilden die 35 bis 40 Gastspiele pro Jahr - Kabarett, Comedy und Konzerte vor allem. Bei der Zusammenstellung werde bewusst auch aufs regionale Kulturschaffen geachtet und sei der Einbezug regionaler «Perlen» ein vordringliches Anliegen, sagt der Präsident. Weil Verträge mit auswärtigen Künstlern teils zwei Jahre vor dem Auftritt unterzeichnet werden, brauchen die Verantwortlichen eine gute Nase. Welches sind die Szenestars von morgen, wer gewinnt den nächsten «Salzburger Stier»? Talente zu erkennen und sie zu verpflichten, gelingt immer wieder. So war ein Auftritt der mit dem «Stier» ausgezeichneten Slam-Poetin und Schauspielerin Lara Stoll bereits vereinbart, als ihre Auszeichnung bekannt wurde.Wichtig sind auch Eigenproduktionen und das Aktivprogramm für Kinder und Erwachsene, also Angebote zum Mitmachen. Dazu gehören etwa Mitmach-Nachmittage, Improvisationstheater, Ferienkurse, die Schreibwerkstatt für Kinder, gesangliche Workshops wie der wegen Corona zweimal unterbrochene Jodel-Workshop für Erwachsene oder der für dieses Jahr zwangsläufig abgesagte Beatbox-Kurs. Dieser solle auch ins Programm vom nächsten Jahr aufgenommen werden, sagt das zuständige Vorstandsmitglied Irene Weder aus Widnau.Der Prestegg-Garten wird so gestaltet, dass Theateraufführungen auch im Freien möglich sind, mit einer Bühne im Bereich des Lusthäuschens. Die Aufwertung des Areals setzt sich ausserhalb der Mauern fort: Die Parkplätze gegenüber dem Amtshaus, die der Polizei dienen, werden aufgehoben. So entsteht für eine Litfasssäule Platz, dank der sich laufend auf das kulturelle Angebot von Theater und Museum aufmerksam machen lässt.Dieser Plan zeigt Süd- und Nordflügel. Der heutige Durchgang zur Gerbergasse (8) wird ein geschlossener Raum. Wo das Restaurant Prestegg betrieben wurde, befinden sich neu Theaterfoyer (4), Regieplatz (3), Theatersaal (2) und Bühne (1). Durch die Seitenbühne (5) kann von aussen bequem Material geliefert werden. Auch eine Künstlergarderobe (6) ist natürlich vorhanden. Saison wird am 9. Januar fortgesetztWegen der verschärften Corona-Massnahmen wurde die aktuelle Gastspielsaison Ende Oktober für die Zeit bis Ende Jahr eingestellt. Die ausfallenden Auftritte werden in den nächsten beiden Jahren nachgeholt. Fortgesetzt wird die Theatersaison am 9. Januar mit Enrico Lenzin und Andi Pupato. Bis Ende Mai folgen über 15 Gastspiele am bisherigen Standort Kugelgasse oder im Sonnensaal. Auftretende sind etwa Sarah Hakenberg, Nina Dimitri und Silvano Gargiulo sowie Simon Enzler und Mike Müller. Im Juni folgt die Eigenproduktion «Die Panne» von Friedrich Dürrenmatt.  Wieder Nr. 3, neu an der RabengasseDas heutige Diogenes-Theater befindet sich an der Kugelgasse 3, das Museum Prestegg an der Gerbergasse 2. Bei der Eröffnung des neuen Theaters im Museumsgebäude werden beide bisherigen Adressen hinfällig sein. Der heutige Durchgang vom Museumsareal zur Gerbergasse wird ja geschlossen und in einen Innenraum umgewandelt – als Verbindung zwischen der beiden Gebäudeteile Nord und Süd. Der Zugang zum Museums- und Theaterareal wird also zwangsläufig von der Rabengasse her erfolgen, so dass die neue Adresse von Museum und Diogenes-Theater Rabengasse 3 sein wird. Für das Diogenes-Theater ist der Adresswechsel insofern mit einem angenehmen Gefühl verbunden, als nur der Name der Gasse sich ändert. Die Drei aber bleibt.Mit welchem Material der Durchgang bei der Gerbergasse geschlossen wird, ist noch nicht entschieden. Ursprünglich war vorgesehen, ein Tor einzubauen wie es etwas weiter unten – als Teil der Stadtmauer – bereits besteht. Eine Alternative wäre Glas. Dann könnte von der Gerbergasse in den neu entstehenden Raum zwischen Nord- und Südflügel des Museumsgebäudes geblickt werden. 

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