03.08.2022

Aus dem Entwässerungsgeflecht in Oberriet wurden drei Bäche

In der aktuellen Hitze- und Trockenperiode ist Wasser zum viel beachteten Thema geworden. Es hat im Lauf der Geschichte eine Mehrfachrolle gespielt, als Lebenselement, Transportmittel und Energieträger.

Von Peter Zünd
aktualisiert am 02.11.2022
Die Rheintaler Bevölkerung musste sich seit jeher mit zwei Naturgewalten auseinander­setzen, dem Hochwasser des Rheins und seiner Zuflüsse und der Brandgefahr unter Einfluss des Föhns.Bis zum Bau der Eisenbahn in den 1850er-Jahren herrschte auf dem Alpenrhein der Flösser- und Fährenbetrieb. Dann riefen das neue Verkehrsmittel und der Bau der Rheinbrücken nach einem befestigten Rheinufer. Im Jahr 1892 wurde die Internationale Rheinregulierung ins Leben gerufen: Aus dem wilden Alpenrhein wurde ein begra­digter Fluss, dessen Bett bei Diepoldsau und Fussach im Jahr 1923 erst noch umgeleitet wurde.Die Zuflüsse im Raum Oberriet bildeten im ausgehenden 19. Jahrhundert ein Entwässerungsgeflecht, das man sich heute kaum mehr vorstellen kann. Früherer Verlauf lässt sich noch feststellenAuf der Südseite des Blatten­berges mäanderte früher der Lienzerbach, der kurz vor dem Hirschensprung den Ploner und den Rüthner Mühlebach aufgenommen hatte und das Gebiet, in dem heute die Verteilstation der Elektrizitätswerke steht, zeitweise in einen Sumpf verwandelte. In der vegetationsfreien Zeit lässt sich der Verlauf heute noch feststellen. Im Gebiet von Balanken mündete der Lienzerbach in den Rhein. Nördlich des Blattenberges entsprang ein Teil des Dorfbachs, der sein eigenes Bett bis ins Oberdorf beibehielt. Der im südlichen Teil der Gemeinde wichtigste Bach kam von Freienbach. Im Bedarfsfall  konnte dessen Wassermenge durch einen Schieber mit Zusatzwasser aus dem Schwammbach oberhalb dem Strüssler vergrössert werden. Der erste Zufluss kam von der Stieg her und verband sich mit ihm am Ostausgang des Weilers Moos. Das Wasser floss durchs Rietli und nahm dort den Rietlibach auf, der vom Steinbruch her kam.Im Gebiet der Zollbrücke wechselte der nun als Dorfbach fungierende Wasserlauf auf die Ostseite des Dorfs. Durch den Ortsteil Eichenwies wand er sich dem südlichen Teil Montlingens zu. Fortan hiess er Aubach. Eine kleine Extratour bot der Wichensteinerbach, welcher der Kellenstrasse folgte und sich im Bereich des heutigen Oberstufenzentrums in den Dorfbach ergoss. Östlich des Semelenberges spielte der Kobelwieserbach eine wichtige Rolle, indem er eine Säge betrieb und dann den Namen Rötelbach trug. Er verband sich bei Montlingen mit dem Aubach und wurde schliesslich zum Zapfenbach, der auf der Höhe der Letzau in den Rhein mündete. Das wohl stärkste System bildete der Dürrenbach, der den Wattbach, den Sandbach und den Galgenbach in sich aufnahm und nördlich des Montlinger Kolbensteins in Richtung Kriessern floss. Dort, wo der Diepoldsauer Durchstich beginnt, fand er seine Endstation im Rhein.Heute erfolgt die Entwässerung des Oberrieter Gemeindegebietes zur Hauptsache durch den Rheintaler Binnenkanal, dessen Bau nach langer Planung kurz vor Beginn des 20. Jahrhunderts begonnen wurde. Er entstand in Verbindung mit der Rheinkorrektur.Nur noch drei erkennbare WasserläufeInzwischen gibt es in Oberriet nur noch drei Systeme, den Rietlibach-Aubach (also mit dem Freienbacherbach), den Dürrenbach und den Zapfenbach als erkennbare Wasserläufe.Die gewaltigen Anstrengungen zur Realisierung dieser Projekte sind nur noch schwer vorstellbar. Die Motorisierung des Bauwesens stand noch in den Anfängen; die Hauptlast der Arbeit lag auf den Schultern der vielen Beschäftigten, denen nebst Pickel und Schaufel allenfalls eine Rollbahn zur Verfügung stand. Die immensen Kosten für das gewaltige Werk kamen noch zur alten Rheinwuhrlast dazu; so brauchte es neben den Perimeterbeiträgen auch die Hilfe von Bund und Kanton, für die sich die Oberrieter Gemeindebehörden uner­müdlich einsetzten. Als dann auch die Wildbachverbauungen und die Kiessammler erstellt waren, konnte man aufatmen. Damit war der Weg bereitet für das nächste Werk, die Güterzusammenlegung, durch die eine rationelle Landwirtschaft erst möglich geworden ist.Der Bau des Binnenkanals bot gleichzeitig Gelegenheit für die Elektrizitätsgewinnung und damit den Aufschwung der Industrie.

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