15.11.2019

Aus christlicher Sicht: «Wir sind nur Gast auf Erden»

Von Georg Changeth
aktualisiert am 03.11.2022
In meiner Heimat in Kerala/Südindien gibt es eine Kirche ohne elektrisches Licht. Wenn die Sonne scheint, ist die Kirche innen sehr hell, wenn der Gottesdienst spät am Abend oder in der Nacht ist, dann brauchen die Gläubigen eine Kerze als Licht. Die Menschen haben sich daran gewöhnt und sie lieben es, im Kerzenschein den Gottesdienst zu feiern. In diese Kirche kommen auch sonst immer Besucher, die beten und eine Kerze anzünden. Darum ist die Kirche immer hell und schön und lädt die Menschen ein zur Stille und zum Gebet.Ich verstehe das als ein Bild für unser Leben. Es gibt Tage, da scheint die Sonne und wir freuen uns. Zurzeit gibt es viel Nebel und Dunkel, das macht oft den Menschen zu schaffen und sie werden mutlos und traurig. Es gibt im Leben frohe Tage, und es gibt in unserem Leben dunkle Zeiten, da müssen wir durch, sei es Krankheit oder wenn Beziehungen in Brüche gehen, wenn schier unlösbare Probleme uns den Schlaf rauben. Es ist gut, meine Sorgen mit jemandem zu teilen. Das kann ein Licht der Hoffnung ins Herz bringen. Es schenkt uns auch Mut, trotz Nebel und Dunkel weiterzugehen.Manchen Menschen hilft es, in die Kirche zu gehen, dort eine Kerze zu entzünden und zu beten. Dann wird es leichter ums Herz, und es ist nicht mehr so dunkel. Gott ist der Ursprung des Lichtes, und er will unser Herz erhellen.Das Leben leichter nehmen, das ist auch für uns alle wichtig. Im Psalm steht «Ich bin nur Gast auf Erden» (Ps. 119, 19). Ja, ich bin Gast. Ich darf das nutzen und geniessen, was mir hier gegeben ist. Es ist geradezu meine Aufgabe, darauf bedacht zu sein, dass es mir und den Meinen gut geht – und dass ich Gott dabei als meinen Begleiter weiss – in guten und in dunklen Tagen.Es ist wirklich einmal gut, sich vorzustellen: Ich bin nur ein Gast auf dieser Erde. Bewusster leben, die kleinen Dinge wieder neu entdecken und alles leichter annehmen, was kommt im Leben. Die Kunst des Lebens ist es, alles als Geschenk zu betrachten, dankbar dafür zu sein, und auch loslassen zu können. Es ist dann, wie wenn man ein «Zeltdasein» auf Erden führt, bereit zu Aufbruch und Neubeginn. Frei zu bleiben für das Wesentliche, frei zu bleiben für Gott und das, was Gott uns schenken will.Ein Gebet hilft uns dabei, die Angst loszulassen: Herr, ich bin dein Gast, ich darf dein Gast sein. Du hast mir die Tür geöffnet für dieses Leben, dieses Gast-Sein auf dieser Erde geschenkt.Lass mich leben nicht nur für mich, sondern auch für die anderen Menschen.Georg Changeth Kaplan in Widnau

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