24.05.2022

Aus christlicher Sicht: «Warum steht ihr hier und schaut nach oben?»

Als Jesus 40 Tage nach Ostern in den Himmel auffuhr, liess er seine Jüngerinnen und Jünger verdutzt zurück.

Von Martin Nägele
aktualisiert am 02.11.2022
Wie erstarrt schauten sie Jesus nach und verharrten noch lange so, obwohl er für sie nicht mehr in Sichtweite war. Während sie immer noch gebannt in den Himmel starrten und sich sicher fragten, wie es wohl weitergehen würde, sprachen zwei weiss gekleidete Männer (Engel) die Jünger mit den Worten an: «Warum steht ihr hier und schaut nach oben?»Mit dieser Frage, deren Antwort auch den beiden Engeln klar war, wurden die Jünger wieder auf den Boden geholt, ins Hier und Jetzt. Sie erinnerten sich an die Aufgabe, die ihnen Jesus kurz vor seiner Himmelfahrt aufgetragen hatte. Geht es uns nicht oft auch so, dass wir in den Himmel starren und uns fragen, wie es wohl weiter geht oder was da noch kommt? Träumen wir nicht oft davon, an einem Ort zu sein, an dem kein Krieg mehr ist und man sich keine Sorgen machen muss? Also im Himmel?Eine alte Geschichte erzählt: «Es waren zwei Mönche, die lasen miteinander in einem alten Buch, am Ende der Welt gebe es einen Ort, an dem der Himmel und die Erde sich berühren. Sie beschlossen, ihn zu suchen und nicht umzukehren, ehe sie ihn gefunden hätten. Sie durchwanderten die Welt, bestanden unzählige Gefahren, erlitten alle Entbehrungen, die eine Wanderung durch die Welt fordert, und alle Versuchungen, die einen Menschen von seinem Ziel abbringen können. Eine Tür sei dort, so hatten sie gelesen, man brauche nur anzuklopfen und befinde sich bei Gott. Schliesslich fanden sie, was sie suchten, sie klopften an die Tür, bebenden Herzens sahen sie, wie sie sich öffnete, und als sie eintraten, standen sie zu Hause in ihrer Klosterzelle. Da begriffen sie: Der Ort, an dem Himmel und Erde sich berühren, befindet sich auf dieser Erde, an der Stelle, die uns Gott zugewiesen hat.»Ein Blick hinauf in den Himmel, sei es am Tag bei wunderschönem Wetter oder bei Nacht, wenn ein Heer von Sternen leuchtet, fasziniert. Dort oben scheint es keine Sorgen zu geben, nur Frieden und Zufriedenheit. Dann bin ich froh um die Frage der beiden Engel: «Warum stehst du hier und schaust nach oben?» So nach dem Motto: Träum nicht, sondern pack mit an, es gibt hier auf der Erde viel zu tun! Wir haben Begabungen und Fähigkeiten mit auf den Weg bekommen, die wir hier und jetzt für unsere Mitmenschen einsetzen können. Schaffen wir hier schon ein bisschen Himmel, Jesus hat es uns vorgemacht, bevor er auffuhr.Martin Nägele Diakon in Widnau

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.