26.11.2021

Aus christlicher Sicht: Vom Licht in der Dunkelheit

Ab dem ersten Advent verleihen vielerorts Kerzen und stimmungsvolle Beleuchtung der dunklen Jahreszeit einen besonderen Glanz. Draussen in der Natur überwiegt die Finsternis, bis es in unseren Breiten ab Weihnachten endlich – Tag für Tag – wieder heller wird.

Von Armin Scheuter
aktualisiert am 02.11.2022
Die leuchtende Adventsdekoration hilft dabei, unsere Gemüter zu erhellen. Die Symbolik, die sich mit dem Licht verbindet, ist darum in keiner Religion wegzudenken – auch im Christentum spielt sie eine grosse Rolle. Licht bedeutet Leben, ewige Dunkelheit den Tod.Im Johannesevangelium sagt Jesus von sich: «Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.» (Joh 8, 12). Christlich betrachtet ist Jesus Christus das göttliche Heil und Segen bringende Licht, auf das alle anderen Lichter verweisen. Allerdings werden wir mittlerweile in der Adventszeit vom Licht überflutet. Der alte Kindervers stimmt nicht mehr, in dem es heisst: Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier – dann steht das Christkind vor der Tür. Das stimmungsvolle Warten auf die Geburt des Heilands ist einem alles überstrahlenden Lichterfeuerwerk gewichen, das an Weihnachten selbst kaum mehr überboten werden kann.Früher war der Christbaum mit seinen Kerzen dem eigentlichen Weihnachtsfest vorbehalten. Es war etwas Besonderes, wenn er in der guten Stube an Heiligabend die Augen von Kindern zum Glänzen brachte. Heute ziert er schon im Advent als Reklame-Accessoire die Einkaufsstrassen, Kaufhäuser und Tankstellen.Von Johann Wolfgang von Goethe stammt eine der ersten Erwähnungen des Weihnachtsbaums in der deutschen Literatur. Im Briefroman «Die Leiden des jungen Werthers» (1774) besucht der Protagonist die von ihm verehrte Lotte und spricht von den Zeiten, da einen die unerwartete Öffnung der Tür und die Erscheinung eines «aufgeputzten Baumes» mit Wachslichtern, Zuckerwerk und Äpfeln in paradiesisches Entzücken versetzte.Leider ist heutzutage das paradiesische Entzücken oft nur noch gelangweilter zur Kenntnisnahme gewichen.An Weihnachten dürfen wir uns etwas wünschen. Mein Wunsch lautet: Dass unser aller Freude an stimmungsvollem Lichterglanz nicht kommerziell ausgebeutet wird, sondern möglichst der ahnungsvollen Erfahrung von Heiligkeit und Hoffnung vorbehalten bleibt.Wie es dieses Weihnachtslied mit einem 1841 veröffentlichten Text von Hermann Kletke ausdrückt:Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen. / Wie glänzt er festlich, lieb und mild. / Als spräch’ er: wollt in mir erkennen. / Getreuer Hoffnung stilles Bild. / Die Kinder steh’n mit hellen Blicken. / Das Auge lacht, es lacht das Herz; / O fröhlich’, seliges Entzücken! / Die Alten schauen himmelwärts.Armin ScheuterPastoralassistent in Kobelwald

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