Heute ist der 7. Oktober – Tag der Republik! Welcher Republik? Na, der der DDR. DDR? Es ist komisch. Nun existiert die DDR schon seit 33 Jahren nicht mehr. Aber der 7. Oktober ist immer noch fest in meinem Kopf verankert und wird es wohl auch bleiben. Ich frage mich, woran das liegt, zumal ich keine besonders schönen Erinnerungen an diesen Tag habe. Obwohl es ein gesetzlicher Feiertag war und alle frei hatten, mussten wir Schüler und Schülerinnen dennoch zu den staatlich verordneten Demonstrationen, in denen ein Loblied auf den Staat und seine Parteiführung angestimmt wurde, erscheinen. Dies löste bei mir und vielen anderen Aversionen aus, weil es aufgezwungen war, so wie der Staat und sein Gesellschaftssystem auch aufgezwungen waren.
Dieses tief eingebrannte Datum lässt mich an meine schöne Jugendzeit und diesen speziellen Tag zurückdenken. Dabei werde ich wehmütig: Denn diese Zeit kommt nicht zurück. Alles ist endlich.
Wir sind von unseren Erfahrungen geprägt
Der 7. Oktober zeigt mir so, wie fest wir von unseren Erfahrungen geprägt sind. Ich frage mich, was die Kinder und Jugendlichen prägt, die in der heutigen Zeit aufwachsen, in der die Reichen immer reicher werden und die Ungerechtigkeit in der Welt zum Himmel schreit. Ich hadere damit, dass es Institutionen wie der Kirche oder auch der UNO nicht zu gelingen scheint, dieses System markant zu verändern und die Welt dadurch besser zu machen. Als Einzelperson kann ich, wie die meisten nur im Kleinen, weniges verändern und verbessern.
Ich bin dankbar für die Freiheit, in der ich nun Leben kann. Ich fühle mich aber auch ohnmächtig, wenn ich mitansehen muss, wie sich mehr und mehr Menschen von Institutionen wie der Kirche abwenden, weil sie denken, diese nicht zu brauchen.
Werte wie Gerechtigkeit und Ehrlichkeit brauchen wir immer noch
Zur Wendezeit wurde für mich die Kirche als Gemeinschaft wichtig. Ich habe erlebt, wie in Kirchen friedlich eine Systemveränderung beginnen konnte. Und so glaube ich, dass wir die Kirche und die von ihr vertretenen Werte wie Gerechtigkeit und Ehrlichkeit immer noch brauchen. Vielleicht brauchen wir sie sogar mehr als früher, da immer mehr Einzelpersonen das Gefühl haben, die Welt müsse sich nach ihnen richten.
Ich möchte dabei nicht einfach nur zuschauen, sondern für die frohe Botschaft von Jesus Christus einstehen. Durch sie kann sich nämlich die Welt tatsächlich zum Guten ändern – nicht durch Zwang, sondern durch die freie Entscheidung eines und einer jeden von uns, denn: «Zur Freiheit hat uns Christus befreit» (Galater 5,1). Daran denke ich nicht nur am 7. Oktober.