12.04.2019

Aus christlicher Sicht: Palmsonntag -wenn jeder Vergleich hinkt

Wir Menschen lieben Vergleiche, sie helfen uns, die Welt besser zu verstehen, und sie erschliessen uns immer wieder Sachverhalte, die wir durch einen Vergleich leichter oder überhaupt erst verstehen. Und manche Kunstform, wie zum Beispiel die Comedy, würde ohne Vergleiche gar nicht funktionieren. Für dieses Genre ist der Vergleich sozusagen die Grundlage, auf der viele Witze und Pointen aufbauen.

Von Jens Mayer
aktualisiert am 03.11.2022
Vergleiche helfen auch oft, Dinge einzuordnen und zu ka­tegorisieren, ob in Wirtschaft, Bildung, Kultur oder Politik. Bekannte Vergleiche sind die Ar­beitslosenzahlen, die Brutto­inlandprodukte oder die Tabel­-len bei internationalen Sportan­- lässen.Vor allem aber vergleichen wir singuläre Ereignisse, um ihre Bedeutung zu betonen oder zu verharmlosen. So soll die Reaktorkatastrophe von Fukushima viel weniger gefährlich als die von Tschernobyl gewesen sein, obwohl eine solche Aussage den Betroffenen in den verstrahlten Regionen recht wenig hilft.Und es wird auch immer wieder versucht, Jesu Wirken und seine Bedeutung zu vergleichen, vor allem in den herausragenden Momenten. Ein solcher Moment war sicher der Einzug in Jerusalem am Palmsonntag, den wir morgen wieder in unseren Gottesdiensten feiern. Und viele von uns Geistlichen werden sicher wieder versuchen, Vergleiche zu finden, um die Kraft und Stärke dieses Auftritts zu betonen: Wie Gandhis Marsch zum Meer, wie Martin Luther Kings Marsch auf Washington, wie der Fall der Berliner Mauer. Alles grosse Menschen, alles grosse Ereignisse. Und gewiss, Jesu Auftritt am Palmsonntag hatte eine ebenso starke politische wie soziale Dimension und Sprengkraft wie die genannten anderen Beispiele.Aber Jesu Einzug in Jerusalem hat eben auch eine spirituelle Dimension, die schwer oder eigentlich nicht vergleichbar ist. Mit Palmsonntag feiern wir den Beginn der Karwoche, die Kumulation der Ereignisse, die zu Kreuzigung und Auferstehung führen. Im Rückblick wissen wir, dass dieses Ereignis für Jesus kein Happy End haben wird. Und Jesus weiss um all dies, weiss um das, was kommen wird und geht diesen Weg trotzdem. Das ist etwas wirklich Unvergleichliches, zumindest auf der spirituellen Ebene. Denn egal ob wir den Begriff Märtyrer, Opferlamm, unschuldig Gerichteter oder was auch immer nehmen, er wird den göttlichen Ratschluss, den wir als Christen in dieser Woche zu erklären versuchen, immer nur stückweise gerecht werden.Denn die grosse Tat, die mit Palmsonntag beginnt, wird für uns Christen immer etwas Einzigartiges und unvergleichlich sein.Jens Mayer Pfarrer in Balgach

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